Humanitäre Katastrophe befürchtet: Hunderttausende auf der Flucht im Sudan

Im Sudan sind nach Angaben der UN mehr als 334.000 Menschen vor den Kämpfen zwischen dem Militär und der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces auf der Flucht. Über 100.000 weitere seien über die Landesgrenze geflohen, unter anderem nach Ägypten und in den Tschad. Expert:innen warnen vor einer humanitären Katastrophe.

In den letzten zwei Wochen wurden mehr Menschen im Sudan vertrieben als im ganzen letzten Jahr

"In 14 von 18 Staaten werden Menschen vertrieben, etwa 72 Prozent, ungefähr 240.000 dieser neuen Vertriebenen wurden im Westen und Süden von Darfur gemeldet", so Paul Dillon, Sprecher der Internationalen Organisation für Migration. Die Anzahl der Menschen, die in den letzten zwei Wochen vertrieben wurden, überschreite bei weitem sämtliche konfliktgetriebene Vertreibung im vergangenen Jahr im Sudan.

Mehr als 800.000 Menschen könnten aus dem Sudan fliehen

Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen schätzt, dass mehr als 800.000 Menschen aus dem Sudan vor dem Konflikt, der am 15. April ausgebrochen war, in Nachbarländer fliehen könnten. Sudanes:innen berichten derweil von Plünderungen der zurückgelassenen Häuser:

"Der ägyptische Besitzer dieses Gebäudes ist in sein Heimatland geflohen und hat mir das Gebäude anvertraut. Plünderer kamen und nahmen alles: Fernseher, Gold, Computer. Das ist nicht der Sudan, den wir kennen", beklagt sich ein Bewohner der sudanesischen Hauptsadt Khartum.

Die UN hat währenddessen Probleme, Gelder für den Sudan zu sammeln. "Der gemeinsame Appell für den Sudan in Höhe von 1,75 Milliarden Dollar im Jahr 2023 ist nur zu 14 Prozent finanziert. Mit anderen Worten: Es besteht eine Finanzierungslücke von 1,5 Milliarden Dollar", erklärt Jens Laerke, ein Sprecher der UN.

Neue Waffenruhe vereinbart

Der ägyptische Außenminister Sameh Shoukry hat sich in Kairo mit einem Vertreter des sudanesischen De-Facto-Präsidenten Abdel Fattah al-Burhan getroffen. Die sudanesische Regierung habe sich bei Ägypten für die Aufnahme sudanesischer Bürger:innen bedankt.

Im Sudan haben sich die gegnerischen Parteien laut Agenturberichten auf siebentägigen Waffenstillstand vom 4. bis 11. Mai geeinigt.