Kommentar von Martina Lackner - Warum sich Gleichstellung der Geschlechter negativ auf männliche Psyche auswirkt

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Warum sich Gleichstellung der Geschlechter negativ auf männliche Psyche auswirken kann, erklärt Psychologin Martina Lackner.FOL/Dall-E (ai generated)

Die Gleichstellung von Frauen hat deutliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Männern, stellt Psychologin Martina Lackner fest. Weil traditionelle Rollenbilder verschwimmen, werden Männer vermehrt mit Gefühlen von Unsicherheit, Neid und einem verminderten Selbstwert konfrontiert.

Frauen in Führungspositionen sind für manche Männer schwer aushaltbar

Die Umkehrung der traditionellen Rollenbildern in Partnerschaften kann für Männer eine regelrechte „Neidhölle“ darstellen. Insbesondere die Tatsache, dass Frauen vermehrt in Führungspositionen aufsteigen, während die Partner sich in „untergeordneten“ Positionen befinden, und die eignen Partnerinnen an ihnen vorbeiziehen, ist für Männer auf Dauer schwer aushaltbar.

Hinzu kommt, dass Männer, die den Partnerinnen karrieretechnisch den Vortritt lassen, den Großteil der Care-Arbeit übernehmen, aber in dieser Rolle nicht aufgehen. Hier ist ein entscheidender Unterschied zwischen Männer und Frauen zu beobachten. Während Frauen sich leichter in ihre Rolle als Mutter und Sorgende einfügen, und auch ihren Selbstwert daraus ziehen, scheint dies bei Männern nicht der Fall zu sein. Männer sind vermehrt mit einem Verlust an Selbstwert konfrontiert, wenn ihre Partnerinnen beruflich über ihnen stehen.

Dieses Ungleichgewicht in der Partnerschaft führt zu einer Zunahme von Aggressionen der Partnerin gegenüber, oder auch zu Depressionen. Es ist daher dringend erforderlich, Maßnahmen zu ergreifen, die darauf abzielen, den Selbstwert männlicher Mitarbeiter und Führungskräfte zu stärken und sie dabei zu unterstützen, auf Augenhöhe mit ihren erfolgreichen Partnerinnen zu agieren.

Selbstwerttraining für Männer statt Anstatt Mentoring für Führungsfrauen

Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, sollten Unternehmen Programme entwickeln, die gezielt auf die Bedürfnisse männlicher Mitarbeiter eingehen. Diese Programme sollten nicht nur die Stärkung des Selbstwerts zum Ziel haben, sondern auch Möglichkeiten bieten, in Netzwerken Gleichgesinnte zu finden. Männer, die bereit sind für ihre Frauen in die zweite Reihe zu treten, sind nach wie vor in der Minderheit. Als Teil einer Minderheit ist es schwer, adäquate Sparringspartner zu finden.

Von Frauen werden sie bewundert, von anderen Männern kritisch beäugt. Unverstanden fühlen sie sich von beiden Geschlechtern.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir als Gesellschaft die psychologischen Auswirkungen der Gleichstellung der Geschlechter ernst nehmen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um Männer und Frauen gleichermaßen in diesem Prozess zu unterstützen. Hatten wir bisher nur Frauen und Führung im Fokus, so ist an der Zeit sich der psychologischen Auswirkungen der Gleichstellung auf die männliche Psyche bewusst zu machen.

Wer als Unternehmen hier den Bedarf nicht erkennt, verkennt die Tatsache, dass Frauen in Führung auf Dauer nur möglich sein werden, wenn die Partner diese Konstellation auch mittragen. Ein Machtungleichgewicht zwischen Paaren hat es seit jeher gegeben, nun scheint es, verlagert sich das Ungleichgewicht von der weiblichen Seite auf die männliche Seite. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die bisher wenigen Männer das Handtuch werfen, und wieder die eigene Karriereentwicklung im Auge haben.

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