"Das macht man einfach nicht" - Stöhnen über Bahnstreik zu Weihnachten

Ein anonymes Kollektiv von Zugbegleiterinnen und Zugbegleitern bremst den Bahnverkehr in Frankreich aus. Bis einschließlich nächsten Montagmorgen müssen durch deren Streik zahlreiche Verbindungen des Staatskonzerns SNCF gestrichen werden. Am Freitag sollen zwei von drei Zügen fahren, am Wochenende dann drei von fünf Zügen.

Sophie Corneville kam an diesem Donnerstag noch relativ reibunglsos vom Pariser Gare de Lyon in die Normandie: "Ich werde nicht betroffen sein, aber meine Kinder schon. Wir fahren in die Normandie, und sie müssen am Sonntag wieder runter. Und ihr Zug wird auf jeden Fall ausfallen. Es ist nicht so, dass ich gegen den Streik bin. Aber nicht während der Weihnachtsfeiertage. Das macht man einfach nicht."

"Nicht der richtige Zeitpunkt"

"Viele Reisende sind erbost, hatten sie doch ihre Fahrten über das Weihnachtswochenende oft Monate im Voraus gebucht. Regierungssprecher Olivier Véran rief das Zugpersonal dazu auf, von dem Streik abzusehen: "Das Weihnachtswochenende ist nicht der richtige Zeitpunkt für einen Streik. Wir rufen alle zur Vernunft auf, damit wir den Zauber bewahren können, den die Franzosen jetzt wirklich brauchen, vor allem nach den letzten Jahren, die für alle kompliziert waren."

Die Gewerkschaft CFDT erklärte, sie unterstütze die Arbeitsniederlegungen nicht. 200 000 Kundinnen und Kunden der SNCF seien betroffen.

Aber die Lage könnte noch schwieriger werden. Auch Arbeitsniederlegungen am Neujahrswochenende sind nicht ausgeschlossen. SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou sagte, es bleibe noch Zeit, einen weiteren Streik abzuwenden. Es gebe keinen Grund, die Franzosen zweimal zu bestrafen. Abhilfe erhofft sich die Regierung von einem Krisentreffen zwischen der SNCF und Gewerkschaften. Der Sinn ist zweifelhaft, denn zu dem aktuellen Streik hatte ja keine Gewerkschaft, sondern das anonyme Kollektiv aufgerufen.