Mehr als 20.000 tote Migranten seit 2014: Was tun gegen das Sterben im Mittelmeer?

"Migranten müssen sich an Schlepper wenden, weil sie nicht die Möglichkeit haben, Europa sicher zu erreichen - auch wenn das bedeutet, dass sie das Mittelmeer überqueren müssen, das nun zum Friedhof wird", so die Sicht von Carmine Conte. Er beobachtet die Lage der Migranten für die Migration Policy Group, ein Think-Tank mit Sitz in Brüssel.

Migranten müssen sich an Schlepper wenden, weil sie nicht die Möglichkeit haben, Europa sicher zu erreichen.

Ein Boot nach dem anderen erleidet Schiffbruch. Seit dem Jahr 2014 sind mehr als 20.000 Menschen ums Leben gekommen, bei ihrem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren. Das geht aus Zahlen der International Organization for Migration hervor. Wie hängt das mit der europäischen Migrationspolitik zusammen?

NGO: Staatliche Koordinierungsstellen verweigern Zusammenarbeit

Bernd Kasparek, Forscher am Berliner Institut für Integration und Migration, sieht es so:

"Wir stellen fest: Wenn Menschen die Grenzen der EU erreichen, werden sie oftmals von Kräften der jeweiligen Polizei gewaltsam zurückgestoßen. Ich denke, dass deswegen mehr Menschen den Weg über diese gefährliche Route wählen."

Um die Rettung von Migranten in Seenot zu ermöglichen, ist das Mittelmeer in Such- und Rettungszonen unterteilt, überwacht von den Küstenwachen der EU-Staaten. Nichtregierungsorganisationen aber beklagen eine mangelnde Koordinierung.

"Wann auch immer wir die Rettungskoordinierung auf Malta, in Italien oder Libyen kontaktieren, bekommen wir keine Auskunft. Sie informieren uns auch nicht mehr über offene Fälle. Es ist sogar noch schlimmer. Wir haben einen Anruf aufgezeichnet. Einer der Verantwortlichen sagte uns, dass sie nicht mit NGOs kooperieren", sagt Felix Weiss, Sprecher der NGO Sea-Watch.

UNHCR: Rettungskräfte müssen aufgestockt werden

Wie können Tragödien wie zuletzt vor der Küste Griechenlands also verhindert werden? Matt Saltmarsh, Sprecher des UN-Flüchtlingskommissariats:

"Es ist sehr wichtig, dass die Such- und Rettungseinheiten verstärkt werden, dass die Kapazitäten und Fähigkeiten ergänzt werden. Das sollte von den EU-Staaten vorangetrieben werden."

Nach dem Schiffbruch von Mitte Juni vor der Küste Griechenlands mit Hunderten Toten hat die EU-Kommission einen Tweet abgesetzt und darin legale Routen über das Mittelmeer angeregt.

Laut UN-Flüchtlingshochkommissar sollte Migranten auch die Möglichkeit zur Rückkehr in ihre Herkunftsländer offen stehen.

"Die große Mehrheit der Migranten möchte nach Hause zurückkehren. Also muss man Bedingungen schaffen, die es ihnen ermöglichen, nach Hause zu kommen, die Stabilität, die es ihnen erlaubt, zurückzukehren", so noch einmal Matt Saltmarsh vom UNHCR.