Mertesacker spottet über England: "Bisher haben sie immer einen Weg gefunden zu verlieren"

Jochen Breyer (r.) will nach dem Spiel die Wogen glätten bei Per Mertesacker, Christoph Kramer und Friederike Kromp (v.l.) (Bild: ZDF)
Jochen Breyer (r.) will nach dem Spiel die Wogen glätten bei Per Mertesacker, Christoph Kramer und Friederike Kromp (v.l.) (Bild: ZDF)

Die Engländer sorgen trotz Sieg für die erste große Enttäuschung des Turniers. Und im ZDF-Studio fing ein Experte an zu spötteln - und der andere hat einen Wutanfall.

Das war es also. Das erste Spiel des Titelkandidaten. Die englische Elf wird bekanntlich "Three Lions" genannt, doch statt einer Mannschaft mit Löwenherzen sah man im bislang ärgerlichsten Kick dieser EM allenfalls elf Kätzchen. Der Auftritt des Favoriten macht auch Christoph Kramer fassungslos: "Das ist ein 1,5-Millarden-Kader, das kann ja nicht der Anspruch sein!"

50 Minuten vor dem Anstoß in Gelsenkirchen dreht sich im ZDF-Studio, in dem diesmal neben Per Mertesacker, Christoph Kramer und Jochen Breyer auch Friederike Kromp vor dieser wahnwitzig großen LED-Wand sitzt, aber erst einmal alles um - klar! - die deutsche Mannschaft. Vor allem um das Video, das derzeit viral geht und in dem Niclas Füllkrug nach einem Fußball-Rondo um den Pool die Pille in einem Schwimmreifen versenkt. (Und hier kurz an alle Kritiker, u.a. Sven Voss: Ja, es war ein One-Take-Video. "One Take" bedeutet, dass ein Video nicht geschnitten ist. Üben darf man dafür schon. Auch den ganzen Tag.) Die Botschaft, die hinter diesem Clip steht, entgeht der Runde im Studio offenbar. Sie lautet ganz eindeutig: Die Stimmung ist gut im Campo Herzogenaurach. Keine Spur von Graugänsen.

Christoph Kramer redet sich in Rage. (Bild: ZDF)
Christoph Kramer redet sich in Rage. (Bild: ZDF)

Apropos Stimmung: Irgendwann spricht man dann doch noch über Serbien gegen England. Und ZDF-Reporter Wolf-Christian Ulrich meldet sich aus einem Pub im Königreich. Mit ganz vielen aufgeregten Fans. Behauptet er wenigstens. Die meisten Menschen, die man dort sieht, wirken eher, als gingen sie nach ihrem Schirmchendrink später noch ins Musical. Vielleicht hat sich Ulrich nicht in einen typischen Pub mit typischen englischen Fans hineingetraut. Ist ja durchaus nicht ungefährlich für deutsche Reporter. Noch wahrscheinlicher: Alle typischen englischen Fans sind in Gelsenkirchen. Auf der wahnwitzig großen LED-Wand sind jedenfalls Tausende ihrer Oberkörper zu sehen. Die meisten nackt. Da wünscht man sich den Röhrenbildschirm zurück.

ZDF-Reporter Wolf-Christian Ulrich beim Pub-Besuch. (Bild: ZDF)
ZDF-Reporter Wolf-Christian Ulrich beim Pub-Besuch. (Bild: ZDF)

Vor der LED-Wand ist man sich derweil einig: England sei jetzt schon mal dran mit dem Titelgewinn. Nur: "Bisher haben sie immer noch einen Weg gefunden zu verlieren im Turnier", stellt Mertesacker fest. Und Kramer findet: "Die spielen keinen guten Fußball." Er wird - wie immer - recht behalten.

Das Spiel kommentiert Oliver Schmidt, diesmal zusammen mit Ex-England-Legionär Moritz Volz. "Der Block der Serben ist schon dicht", stellt er fest. "Der der Engländer noch nicht." Ist ja auch kein Wunder, wenn rund ums Stadion nur Bier mit 2,5 % Alkoholgehalt ausgeschenkt wird. Besonders viel zu kommentieren haben die beiden nicht, das Spiel ist trotz des 1:0 durch Jude Bellingham in etwa so spannend wie ... sagen wir ... eine Doku über Graugänse.

In der Halbzeitpause verrät Jochen Breyer, dass sich Christoph Kramer 45 Minuten lang aufgeregt habe. "Was ich mir gar nicht angucken kann, ist wenn man so mutlos ist" sagt Kramer und meint damit die Serben. "Du hast dich aber über beide aufgeregt", sagt Breyer. "Auch über die Engländer." Kramer winkt ab: "Über die rege ich mich seit sechs Jahren auf!"

Bis zum Wiederanpfiff ist Kramer jedenfalls der Einzige, der Puls hat. "Mainz fordert mehr Mut!", sagt Oliver Schmidt deshalb. Er hat offenbar vergessen, dass das ZDF-EM-Studio diesmal in Berlin ist. Immerhin nicht an einem Fußball-Strand auf Usedom. Auch egal. Am Ende bleibt's beim mauen 1:0. Die Engländer feiern sich trotzdem selbst. Das wundert Jochen Breyer. Christoph Kramer nicht: "Wenn du mich im Englandtrikot da hinstellst und mir vier Bier gibst ..." "Dann findest du das Spiel auch super?", fragt Breyer. "Ja, genau." Breyer: "Vielleicht sollten wir dir dann mehr Bier geben?" Mertesacker: "Dann würde er immer noch meckern."

Weil man bis 23.45 Uhr noch etwas Sendezeit totschlagen muss, gibt es Highlights der anderen Spiele, u.a. Polen gegen die Niederlande. Letztere hätten eine "geile Mannschaft, geile Trikots, geile Fans", findet Kramer. Meckert also gar nicht immer.