Nach Besuch von Claudia Roth auf Kos: "Ich habe mich so geschämt"

Claudia Roth war von der Flüchtlingssituation auf Kos erschüttert.

Anfang dieser Woche ist Claudia Roth zu Besuch auf der griechischen Insel Kos gewesen. Dort hat sich die Bundestagsvizepräsidentin persönlich ein Bild von dem akuten Flüchtlingsansturm gemacht und "Focus Online" von den dramatischen Zuständen berichtet. "Es gibt keine Erstaufnahmeeinrichtungen, seit Wochen herrscht dort das totale Chaos", berichtet die Grünen-Politikerin von ihren ersten Eindrücken. Es gebe ein altes Hotel, in dem einige Flüchtlinge zunächst unterkommen könnten, aber: "Es gibt dort kein Wasser, keine Elektrizität, keine funktionierenden Toiletten." Außerdem würde es auch keine medizinische Versorgung geschweige denn Essen geben.

"Ich habe mich so geschämt, dass so etwas mitten in Europa vorkommt. Die Zustände sind schlimmer als im Irak oder im Libanon", fasst Claudia Roth den erschreckenden Status Quo auf Kos zusammen. Für das Verhalten des Bürgermeisters fehle ihr zudem jedes Verständnis: Er versuche mit Unmenschlichkeit und Hilfsverweigerung gegen den Flüchtlingsstrom anzukämpfen. "Er sagt, wenn man freundlich sei, würden nur noch mehr kommen. Deshalb wird den Ankommenden sogar ein Mindestmaß an Versorgung verweigert", erzählt die Politikerin von ihrem Treffen mit dem Bürgermeister. Sie habe sogar beobachtet, wie die örtliche Polizei mit Rauchbomben die Flüchtlinge von Grünanlagen und öffentlichen Plätzen vertreiben würden. Also habe sie ihm geraten den Hilfebedürftigen zu helfen, schließlich sei das die beste Werbung für die Insel.

Da vom Bürgermeister offenbar vorerst keine Hilfe zu erwarten sei, hätten sich zwischenzeitlich einige Einheimische dem Drama angenommen. So gab es "zum Beispiel eine Gruppe von Lehrern und anderen Einwohnern, die für Flüchtlinge gesammelt, gekocht und sie versorgt haben." Doch auch sie mussten vorerst ihre Arbeit wieder einstellen, wie Claudia Roth weiter berichtet, da sie mit der Situation schlichtweg überfordert gewesen seien.

Die Bundestagsvizepräsidentin fordert, dass die Insel Kos Kirchen und Schulen öffne, um Unterbringungsmöglichkeiten für die Flüchtlinge zu schaffen. "Es muss eine Erstaufnahmeeinrichtung geschaffen werden, wo die Personalien aufgenommen werden und die Weiterreise organisiert wird", so die Grünen-Politikerin. Denn: "Die Flüchtlinge wollen ja überhaupt nicht dort bleiben. Sie wollen so schnell wie möglich weiter."