Putin nennt westliche Waffenlieferungen "sehr gefährlich" und übt Kritik an Deutschland

Russlands Präsident Putin hat die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine als "sehr gefährlichen Schritt" bezeichnet und insbesondere Deutschland kritisiert. "Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet sind immer schlecht", sagte Putin vor Journalisten in St. Petersburg. (Alexander KAZAKOV)
Russlands Präsident Putin hat die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine als "sehr gefährlichen Schritt" bezeichnet und insbesondere Deutschland kritisiert. "Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet sind immer schlecht", sagte Putin vor Journalisten in St. Petersburg. (Alexander KAZAKOV)

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine als "sehr gefährlichen Schritt" bezeichnet und insbesondere Deutschland kritisiert. "Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet sind immer schlecht", sagte Putin am Mittwoch vor Journalisten in St. Petersburg. "Noch schlimmer ist es, wenn diejenigen, die sie liefern, nicht nur Waffen liefern, sondern sie auch kontrollieren. Dies ist ein sehr ernster und sehr gefährlicher Schritt." Im Gegenzug drohte der Kreml-Chef mit russischen Waffenlieferungen an andere Länder für Angriffe auf westliche Ziele.

Mit Blick auf Deutschland sagte Putin, dass das Auftauchen der "ersten deutschen Panzer auf ukrainischem Boden" aufgrund der historischen Belastung durch den Zweiten Weltkrieg "bereits einen moralischen und ethischen Schock in Russland ausgelöst" habe. Wenn die deutschen Behörden heute sagten, dass es "weitere Raketen geben wird, die Ziele auf russischem Territorium treffen werden, zerstört das definitiv die deutsch-russischen Beziehungen", fügte bei der Pressekonferenz mit westlichen Nachrichtenagenturen, darunter AFP, hinzu. Derlei Treffen Putins mit Journalisten finden nur selten statt.

Als Reaktion auf eine von Moskau gestartete Offensive in der nordöstlichen Region Charkiw hatten einige westliche Länder der Ukraine kürzlich erlaubt, von ihnen gelieferte Waffen gegen Ziele im russischen Grenzgebiet einzusetzen, darunter die USA und Deutschland. Putin hatte bereits Ende Mai mit ernsten Konsequenzen gedroht, sollte der Westen der Ukraine grünes Licht für den Einsatz seiner Waffen gegen Ziele in Russland geben.

Nun drohte Putin damit, andere Länder mit russischen Waffen auszustatten, die gegen westliche Ziele gerichtet sein könnten. "Wenn jemand meint, es sei möglich, solche Waffen in ein Kriegsgebiet zu liefern, um unser Territorium anzugreifen und uns Probleme zu bereiten, warum haben wir dann nicht das Recht, Waffen derselben Kategorie in Regionen der Welt zu liefern, in denen sensible Einrichtungen dieser (westlichen) Länder angegriffen werden", sagte Putin. Die Antwort könne "asymmetrisch" sein, fügte er hinzu und ergänzte: "Wir werden darüber nachdenken."

Putin bekräftigte in diesem Zusammenhang erneut, dass nicht Russland "den Krieg in der Ukraine ausgelöst" habe. Stattdessen machte er die pro-westliche Revolution in der Ukraine im Jahr 2014 dafür verantwortlich, auf die die russische Annexion der Krim und Kämpfe in der Ostukraine zwischen Kiewer Streitkräften und pro-russischen Separatisten folgten. "Jeder denkt, dass Russland den Krieg in der Ukraine ausgelöst hat", sagte Putin. "Ich möchte betonen, dass niemand im Westen, in Europa, sich daran erinnern will, wie diese Tragödie begonnen hat."

Auch äußerte sich der russische Staatschef zu dem in Moskau inhaftierten US-Journalisten Evan Gershkovich sowie zu dem vor gut einem Jahr in der Ukraine getöteten AFP-Journalisten Arman Soldin. Mit Blick auf Gershkovich sagte Putin, die zuständigen Stellen in den USA und in Russland stünden "in ständigem Kontakt miteinander, aber natürlich werden sie nur auf der Grundlage der Gegenseitigkeit entscheiden". Er wolle keine Details nennen, aber er wisse, dass die US-Behörden, sich "energisch für seine Freilassung einsetzen", sagte Putin. Er verwies darauf, dass die Verhandlungen geheim bleiben sollten.

Der 32-jährige Gershkovich ist seit mehr als einem Jahr im Lefortowo-Gefängnis in Moskau in Haft. Der Reporter der Zeitung "Wall Street Journal" war bei einer Recherchereise in Russland festgenommen worden. Er ist der erste westliche Journalist seit Ende des Kalten Krieges, der in Russland wegen Spionagevorwürfen festgenommen wurde. Gershkovich weist die Vorwürfe zurück, sein Arbeitgeber und die US-Regierung unterstützen ihn.

Putin erklärte sich zudem zu Ermittlungen zu den Umständen des Todes des AFP-Journalisten Arman Soldin bereit. "Wir werden alles tun, was wir können", sagte er. "Wir sind bereit, das zu tun. Aber ich weiß nicht, wie das in der Praxis aussehen soll, da er in einem Kriegsgebiet starb", schränkte Putin umgehend ein. Erst kürzlich hatte der Kreml erklärt, das Russland im Fall von Arman Soldin nicht ermitteln könne, da er sich auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet befunden habe.

Der Videojournalist Soldin war am 9. Mai 2023 im Alter von 32 Jahren bei einem Raketenangriff nahe der umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut ums Leben gekommen. Zu diesem Zeitpunkt berichtete er in Tschassiw Jar im Osten des Landes über ukrainische Soldaten nahe der Front. Die Stadt Bachmut befand sich damals im Zentrum der Kämpfe in der Ostukraine und wurde im Mai 2023 nach monatelangen Gefechten von den russischen Soldaten eingenommen.

bur/kas/