Robert Marc Lehmann zeigt schockierende Zustände in Milchbetrieben

Robert Marc Lehmann widmet sich dem nächsten schwierigen Thema in Sachen Tierschutz. Nach seiner Reportage auf Pelzfarmen hat er nun in Milchbetrieben recherchiert. Das Ergebnis ist nicht weniger erschreckend.

Kühe beim Melken auf einem deutschen Bauernhof. (Bild: REUTERS/Fabian Bimmer)
Kühe beim Melken auf einem deutschen Bauernhof. (Bild: REUTERS/Fabian Bimmer)

Es ist ein Thema, das uns fast alle betrifft. Auch wenn der Verbrauch von Milchprodukten langsam zurückgeht, nahm der durchschnittliche Deutsche im Jahr 2021 immer noch 47,8 Kilogramm an Konsummilch zu sich. Hinter diesem Wert steckt eine riesige Landwirtschaftsindustrie. Der deutsche Tierschutzbund gibt an, dass in Deutschland in 71.000 Betrieben insgesamt 4,3 Millionen Milchkühe gehalten werden. Und so schön die Bilder von glücklichen Weidekühen auf blühenden Wiesen in der Werbung auch aussehen mögen, die Realität ist oftmals eine andere.

Einblicke in die brutale Milchindustrie

Der Umweltschützer und Meeresbiologe Robert Marc Lehmann wagt in seinem neuen Investigativ-Video gemeinsam mit der "SOKO Tierschutz" einen Blick hinter die Kulissen der Milchindustrie. Die 36-minütige Reportage zeigt, auch dort, wo es auf den ersten Blick nach Landwirtschaftsromantik aussieht, wird das Tierwohl oft nicht nach vorne gestellt. Dabei geht es Lehmann nicht darum, alle Bauern und Bäuerinnen zu diskreditieren, wie er selbst direkt zu Beginn des Videos sagt. Vielmehr will er Lücken in der Gesetzgebung aufzeigen und vor allem Verbraucher*innen die Augen öffnen, unter welchen Umständen Butter, Käse, Joghurt und andere Milchprodukte wirklich entstehen.

Das Video aus den Milchbetrieben wurde schon am ersten Tagen nach der Veröffentlichung mehr als 350.000 Mal auf YouTube angeschaut.

Die Zustände, die Lehmann und das Team in den Ställen entdecken, sind erschütternd. Sie filmen viel mehr Kühe, als es Liegeplätze gibt. Die Lebensbedingungen der Tiere schockieren und verärgern den Tierschützer sichtlich: "Das ist ja auch Stress für die Tiere. Sie können sich nicht zurückziehen. Die sind eng gepfercht, es sind Eisengitter, es ist Beton. Es stinkt, es ist feucht, es ist überall Scheiße. Kühe sind voller Scheiße, machen haben Wunden, Abszesse."

"Eine absolute Katastrophe"

Sein Fazit nach der Recherche in dem Milchbetrieb ist niederschmetternd: "Es ist insgesamt eine absolute Katastrophe." Die Haltung sei hundert Prozent unwürdig. Doch das Schlimmste daran: Laut Gesetz ist diese Haltungsweise komplett legal, wie ein Tierschutz-Experte in dem Video bestätigt. Auch bei den Kälbern und schwangeren Kühen sind die Bedingungen nicht besser. Selbst Milch, die werbewirksam von der Alm stammen soll, kommt oft aus sogenannter Kettenhaltung. Dabei werden die Kühe das gesamte Jahr über fest im Stall angebunden, oft mit weniger als einem Meter Platz. Über 1,5 Millionen Milchkühe seien davon betroffen vornehmlich in Süddeutschland, so wie bei dem Bauernhof, den Lehmann im zweiten Teil des Videos aufsucht, auch das völlig legal.

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Kaum Gesetze für Massentierhaltung

Die Probleme in der Milchwirtschaft liegen auch darin begründet, dass die Landwirtschaft seit Jahrzehnten mehr und mehr in Richtung Massentierhaltung tendiert. Etwa ein Viertel aller Milchkühe leben inzwischen in Herden mit mehr als 200 Tieren, wie der Deutsche Tierschutzbund berichtet. Dafür gibt es aber in Deutschland erstaunlich wenige Regularien, die für diese Form der Tierhaltung gelten. Tierschützer*innen fordern deshalb eine sofortige Einführung von klaren Haltungsbedingungen für Milchkühe. Dazu sollten Verbraucher*innen ihren Milchkonsum überdenken. Die Reportage von Lehmann dürfte ihnen dafür neue Argumente liefern.

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