Russland erhöht Druck auf die Front - Ukraine evakuiert 11.000 Menschen

Heftige Kämpfe toben derzeit bei der ostukrainischen Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw. Während die ukrainische Gegenoffensive im Süden und Südosten nur langsam voran kommt, erhöht Russland den Druck im Nordosten der Ukraine.

Wegen der schwierigen Sicherheitlage werden die Bewohner:innen aus 37 Ortschaften in der Region Charkiw evakuiert. Mehr als 11.000 Menschen, darunter 600 Kinder, seien betroffen, teilt die regionale Militärverwaltung mit.

Die Ukraine hatte die Stadt Kupjansk im vergangenen Jahr im Zuge einer überraschenden Gegenoffensive im Gebiet Charkiw aus russischer Besatzung befreit. Die Stadt und das Umland wurden danach immer wieder und zuletzt verstärkt Ziel russischen Beschusses.

Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konashenkov, sagte, die "Angriffstruppen der westlichen Kampfgruppe" haben ihre Positionen "entlang der vorderen Frontlinie verbessert".

Was hat Russland vor? Verhandlungsmasse ausbauen?

An der ukrainischen Front gibt es Berichte über zunehmende Angriffe in Grenzgebieten im Nordosten. Selbst Präsident Selenskyj gibt offen zu, dass die Fortschritte langsam sind.

"Sie sind dreimal so viele wie wir. Deshalb können wir nicht schnell vorankommen, auch wenn wir es gerne würden", sagt ein ukrainischer Soldat mit Namen Anton an der Frontline.

Das dort angegriffene Territorium ist außerhalb der vier von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebiete. Beobachtern zufolge könnten die Angriffe dort der Entlastung russischer Truppen im Süden und Südosten dienen, wo ukrainische Truppen seit zwei Monaten ihre Gegenoffensive konzentrieren.

Moskau könnte demnach aber auch neue Eroberungen im Gebiet Charkiw anstreben, um diese als Verhandlungsmasse für den Fall einer diplomatischen Lösung des Krieges in der Hand zu haben.