So klingt das Weltall: NASA "übersetzt" Teleskop-Aufnahmen in Musik

Der Sound des Alls: NASA-Forschende wollen mit einem neuen Projekt Menschen mit eingeschränkter Sicht ein Gefühl davon vermitteln, wie sich das Weltall darstellt. Deshalb haben sie mit Musiker*innen Aufnahmen eines Weltraumteleskops in Noten übersetzt.

Diese Aufnahme des Carinanebels durch das James-Webb-Weltraumteleskop haben Forschende und Musiker*innen in Sound verwandelt. Foto: NASA ESA CSA STScI
Diese Aufnahme des Carinanebels durch das James-Webb-Weltraumteleskop haben Forschende und Musiker*innen in Sound verwandelt. Foto: NASA ESA CSA STScI

NASA-Forschende haben erstmals Bilder des James-Webb-Weltraumteleskop in Klang verwandelt: Sie wollen damit vor allem Menschen mit Seheinschränkungen ein Gefühl davon vermitteln, das ein Blick ins Weltall hervorrufen kann.

Daten durch Musik verständlich machen

"Musik berührt unsere emotionalen Zentren." So wird Matt Russo in einem aktuellem NASA-Blogbeitrag zitiert.

Russo ist Musiker und Physikprofessor an der Universität von Toronto. Er sagt: "Unser Ziel ist es, die Bilder und Daten des James-Webb-Weltraumteleskop durch Klang verständlich zu machen und damit Zuhörer*innen helfen, ihre eigenen mentalen Bilder zu erschaffen."

Deshalb hat sich Russo ein Team aus Wissenschaftler*innen, Musiker*innen und einem Mitglied der Gemeinschaft, die sich für bessere Integration von Blinden und Menschen mit Sehbehinderung einsetzt, gesucht. Gemeinsam haben sie daran gearbeitet, Daten der Webb-Mission akustisch dazustellen. Die Ergebnisse haben sie auf Soundcloud, aber auch auf Youtube veröffentlicht.

Carinanebel vertont

Dazu haben sie Aufnahmen des sogenannten "Cosmic Cliffs" im Carinanebel genommen. Sehende können darin in blau und orange getauchte Strukturen entdecken, die an eine Berglandschaft erinnert. Es ist zudem eines der ersten Bilder überhaupt, das vom Weltraumteleskop zur Erde geschickt wurde – es ist erst seit diesem Jahr im Einsatz.

Wie es auf der NASA-Webseite heißt, hätten Musiker*innen dann das Bild, es zeigt genau genommen "halbtransparente Regionen eines ansonsten sehr dichten Gasnebels", in Musiknoten übersetzt.

Musik folgt Regeln

Diese sogenannte "Sonifikation", also der akustische Ausdruck eines Bildes, gibt nicht einfach nur einen musikalischen Gesamteindruck des Bildes. Stattdessen wird das Bild in Leserichtung von links nach rechts musikalisch abgetastet. Auf diese Weise entstehe ein "lebendiger und umfangreicher Soundtrack", der viele Details des gigantischen Gasnebels wiedergebe, heißt es dazu auf der NASA-Seite. So seien windartige dröhnende Klänge entstanden, die den blauen Gasbereich im oberen Teil des Bildes darstellten, während die Musik viel melodischer werde, wenn sie von der rotorangen unteren Hälfte erzähle.

Das entstandene Musikstück ist kein spontaner Prozess, wie es etwa beim Improvisieren der Fall wäre. Dahinter stehen vielmehr Regeln: Helles Licht wird beispielsweise lauter gespielt, dunkles Licht entsprechend leiser. Weiterhin kommt es auf die Position des gerade intonierten Bildausschnittes an: je weiter oben, desto höher die Töne.

Astronomie soll für alle erfahrbar sein

Die NASA schreibt, dass die entstandenen musikalischen Stücke in erster Linie für Menschen mit Seheinschränkungen gedacht sind, sie aber natürlich jede und jeden in ihren Bann ziehen könnten.

Über diese Form der erweiterten Teilhabe sagt Quyen Hart, sie arbeitet am Space Telescope Science Institute im US-Bundesstaat Maryland: "Unsere Teams setzen sich dafür ein, dass Astronomie für alle zugänglich ist."

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