So trifft Mitsubishi mit dem Colt ins Schwarze

Berlin (dpa/tmn) - 50 Jahre lang war er eine feste Größe unter den Kleinen und für Mitsubishi eine Bank. Denn von keinem Auto haben die Japaner mehr verkauft als vom Colt. Deshalb war die Verwunderung umso größer, als sie den Bestseller 2012 vom Markt nahmen.

Dass das ein Fehler war, haben sie jetzt offenbar auch in Tokio erkannt - und melden sich mit einer siebten Generation des Colts zurück. Die kostet mindestens 17 590 Euro und tritt in Konkurrenz zu Autos wie VW Polo, Toyota Yaris oder Peugeot 208.

Dieser Neuling ist ein alter Bekannter

Zwar prangen vorne die drei Diamanten am Kühlergrill und auf dem Heckdeckel erstreckt sich auf voller Breite ein Mitsubishi-Schriftzug. Doch kommt der 4,06 Meter lange Fünftürer dem aufmerksamen Beobachter verdächtig vertraut vor.

Kein Wunder: So wie der große Bruder ASX auf dem Renault Captur basiert, ist der Colt ein verkleideter Renault Clio und nur die Markenlogos, die Schriftzüge und die LED-Signaturen machen den Unterschied.

Denn es musste schnell gehen, damit der Vorgänger nicht ganz in Vergessenheit gerät und die Kunden nicht komplett zur Konkurrenz überlaufen, entschuldigen sich die Entwickler. Und mehr war in dem einen Jahr, das seit der Kooperationsentscheidung vergangen ist, offenbar nicht möglich.

Treffsichere Wahl

Aber mehr ist auch nicht nötig. Schließlich haben sie für die Basis des Colts eine gute Wahl getroffen: Der Clio zählt nicht umsonst zu den meistverkauften Kleinwagen auf dem Kontinent. Hier wie da gibt es deshalb bei 2,58 Metern Radstand ausreichend Platz auf allen Plätzen und dahinter noch 391 Liter Kofferraum.

Und es gibt vor allem ein ungewohnt vornehmes Ambiente: Wo viele Kleinwagen die Kunden noch mit grauer Tristesse aus Hartplastik erschrecken, werden Augen und Fingerkuppen hier mit edlen Kunststoffen und soften Oberflächen verwöhnt.

Zusammen mit den digitalen Instrumenten und dem hochkant montierten Touchscreen in der Mittelkonsole entsteht so ein Premium-Look, den die originären Mitsubishi-Modelle bislang nicht bieten konnten.

Auch bei der Ausstattung profitiert Mitsubishi von der Allianz mit Renault und bietet so wie der Clio zeitgemäße Technologie: Das Infotainment geht online und mit einem Autobahn- und Stauassistenten hält der Colt auf Fernstraßen automatisch Abstand und Spur, folgt dem Vordermann und gibt dem Fahrer zumindest für ein paar Sekunden frei.

Unter der Haube nur zaghaft in die Zukunft

So weit der Colt bei Ausstattung und Ambiente vorne mitfährt, so zaghaft wagt er sich in die Zukunft. Denn wie so oft in diesem kostengetriebenen Segment tut sich auch Mitsubishi schwer mit der Elektrifizierung. Der erste rein elektrische Kleinwagen - auf Basis des kommenden R5 von Renault, aber diesmal etwas stärker individualisiert - kommt deshalb frühestens 2025.

Bis dahin muss es ein Hybridantrieb richten, wie ihn in dieser Klasse sonst nur Toyota und Honda anbieten. Allerdings steigt damit der Preis um etwa 5000 Euro. Ein 1,6 Liter großer Vierzylinder mit 69 kW/94 PS wird dafür mit gleich zwei E-Motoren kombiniert - einer als Traktionshilfe, einer als Dynamo, der die Energie in einem 1,2 kWh großen Akku zwischenspeichert.

Elektrisch fahren ist damit zwar nur für wenige hundert Meter möglich, doch schon das reicht, um den Normverbrauch auf 4,2 Liter und den CO2-Ausstoß auf 94 g/km zu drücken. Und beim Ampelspurt hilft der Stromer kräftig mit.

Mit einer Systemleistung von 105 kW/145 PS beschleunigt der Hybrid-Colt wie aus der Pistole geschossen. Weil der Elan nach dem Ortsschild wieder nachlässt, dauert es bis Tempo 100 am Ende doch 9,3 Sekunden. Aber die Geduld lohnt sich. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h und so handlich und agil der Colt in der Stadt fährt, so erwachsen fühlt er sich auf der Autobahn an. Unbeirrt hält er die Spur, lenkt souverän und ist dabei vergleichsweise leise.

Alternativ zum Hybrid bietet Mitsubishi noch zwei konventionelle Benziner an. Beide haben drei Zylinder und einen Liter Hubraum. Der Sauger kommt auf ziemlich spaßbefreite 49 kW/65 PS, mit Turbo stehen 67 kW/90 PS im Fahrzeugschein. Sie ermöglichen ebenfalls bis zu 180 km/h Geschwindigkeit und liegen beim Normverbrauch im schlimmsten Fall 0,9 Liter und 12 g/km über dem Hybrid-Modell.

Ein Kleiner mit Charakter

Er sieht gut aus, ist üppig ausgestattet, fährt gut und wagt sich mit seinem Hybrid weiter in die Zukunft, als viele Konkurrenten: So trifft Mitsubishi mit dem Colt ins Schwarze.

Dass er keine individuelle Persönlichkeit ist, sondern nur ein Klon des Clio, tut der Sache keinen Abbruch. Schließlich hat er deshalb nicht weniger Charakter.

Datenblatt: Mitsubishi Colt 1.6L Hybrid

Motor und Antrieb:

Vierzylinder-Turbo-Benzindirekteinspritzer-Hybrid

Hubraum:

1598 ccm

Benziner: Max. Leistung/Max. Drehmoment

69 kW/94 PS bei 5 600 U/min / 148 Nm bei 3 200 U/min

E-Maschine: Max. Leistung/Max. Drehmoment

36 kW/49 PS / 205 Nm

Systemleistung:

105 kW/145 PS

Antrieb:

Frontantrieb

Getriebe:

Automatikgetriebe

Maße und Gewichte

Länge:

4053 mm

Breite:

1798 mm

Höhe:

1439 mm

Radstand:

2583 mm

Leergewicht:

k.A.

Zuladung:

k.A.

Kofferraumvolumen:

391-1096 Liter

Fahrdaten:

Höchstgeschwindigkeit:

180 km/h

Beschleunigung 0-100 km/h:

9,3 s

Durchschnittsverbrauch:

4,2 Liter/100 km

CO2-Emission:

94 g/km

Kraftstoff:

Super

Schadstoffklasse:

EU6

Energieeffizienzklasse:

k.A.

Kosten:

Basispreis der Modellreihe:

17 590 Euro

Preis des Colt 1.6L Hybrid:

25 990 Euro

Typklassen:

k.A.

Kfz-Steuer:

32 Euro/Jahr

Wichtige Serienausstattung:

Sicherheit:

Sechs Airbags, LED-Scheinwerfer, Automatische Abstandsregelung

Komfort:

Klimaautomatik, Tempobegrenzer, Zentralverriegelung

Spritspartechnik:

Hybrid-Antrieb