Neureuther: "Das hat im Sport nichts zu suchen!"

Neureuther: "Das hat im Sport nichts zu suchen!"
Neureuther: "Das hat im Sport nichts zu suchen!"

Nicht nur Henrik Kristoffersen, auch Felix Neureuther schäumte.

„Herrschaftszeiten!“, schimpfte der TV-Experte am BR-Mikrofon über die Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ im Zielraum von Gurgl, „das ist so ein Krampf, das braucht‘s überhaupt nicht, das hat im Sport nicht zu suchen!“

Neureuther - der nicht verdächtig ist, beim Thema Umwelt- und Klimaschutz zu wenig Bewusstsein zu haben - war erbost über die Art und Weise wie der österreichische Zweig der Klimaprotestbewegung sein Anliegen vorbrachte: „Wenn ich jetzt am Start stehen würde, würde ich mich so dermaßen aufregen. Wir wissen alle, wie wichtig die Klimathematik ist, sie sollen von mir aus friedlich protestieren. Lasst uns reden oder was weiß ich.“

Der frühere deutsche Spitzenfahrer war nicht der einzige, der mit der Aktion nichts anzufangen wusste. Veranstalter, Fans, Kommentatoren der übertragenden TV-Sender: Viele Beteiligte waren spür- und hörbar kalt erwischt und aus der Fassung gebracht vom Guerrilla-Aktivismus der „LG“: Vor allem Henrik Kristoffersen sah angesichts des von den Protestlern verstreuten orangefarbenen Pulvers im blütenweißen Schnee rot.

Kristoffersen rastet aus: „F**king a**holes“

„You f**king a**holes, die zerstören das Rennen“, schimpfte der Slalom-Weltmeister auf die Aktivisten, die mit Plakaten und später mit Social-Media-Botschaften schärfere Klimaschutzmaßnahmen der österreichischen Regierung forderten.

In seiner Raserei wollte der Norweger den Protestlern an die Gurgel, zwei Ordner konnten ihn mit Müh und Not davon abhalten. Sein Teamkollege Sebastian Foss Solevaag hatte mehr Erfolg: Der frühere Weltmeister stapfte kurz entschlossen in den Zielraum und zerrte einen der drei Umweltschützer durch den Schnee.

FIS-Renndirektor Markus Waldner kommentierte die exzessive Reaktion witzelnd: „Wir hatten viel Polizei hier, aber nicht an den richtigen Stellen. Aber wie ich gehört habe, haben ein paar Wikinger die Sache geregelt.“

Die Aktivisten reagierten derweil verstört: Man verstehe den Ärger von Kristoffersen und Kollegen, „körperliche oder verbale Gewalt können allerdings keine Lösung sein“.

„Letzte Generation“ wendet sich an Ski-Star

Die Aktion mit dem farbigen Maisstärke-Pulver erregte auch deswegen so viel Zorn, weil sie als nicht ungefährlich eingeschätzt wurde: Wäre ein Läufer unmittelbar überrascht worden, hätte aufgrund der veränderten Oberflächenverhältnisse Sturz- und Verletzungsrisiko bestanden, erklärte das ebenfalls merklich verärgerte Kommentatoren-Duo von Eurosport.

Im österreichischen TV kamen derweil auch die Aktivisten zu Wort: Die Störaktion, beteuerte eine Aktivistin im ORF mit tränenerstickter Stimme, sei aus purer Verzweiflung entstanden. „Es geht nicht gegen die Skifahrer und Sportler oder die Fans“, sagte sie, „aber wenn wir jetzt nichts machen, steuern wir einer großen Klima-Katastrophe entgegen.“

Die Aktivisten wandten sich später auch nochmal mit einer Videobotschaft direkt an Kristoffersen: “Wir haben das Rennen nicht unterbrochen, weil wir Lust darauf haben oder weil wir Athleten benachteiligen wollen. Aber wir wissen nicht, was wir sonst tun sollen.“ Es könne „nicht sein, dass wir das Problem sind“, das Problem sei die menschgemachte Klimakatstrophe und die drohenden Folgen auch für den Wintersport.

Während die Verteidiger des Rennens in Gurgl auf ihre Anstrengungen verwiesen, das Rennen als „grünes Event“ zu organisieren, begründete die „Letzte Generation“ die Aktion auch damit, dass der Weltverband FIS von „fossilem Geld“ des Autokonzerns Audi gesponsert wird.

Linus Straßer erreicht Top-10-Platz

Linus Straßer sah dem chaotischen Treiben beim ersten Männer-Rennen des Ski-Winters hilflos zu - und war ein bisschen geknickt. Allerdings in erster Linie wegen eines „ziemlich dummen“ Fehlers im ersten Lauf. Platz neun in Österreich nannte er „sehr enttäuschend“. Doch aufgrund seiner Aufholjagd im von den Aktivisten für knapp zehn Minuten unterbrochenen Finale konstatierte er versöhnlich: „Ich bin auf einem guten Weg.“

Der Sport aber, der Heimsieg von Manuel Feller oder Rang 15 von Sebastian Holzmann („Ich kann‘s besser“) etwa, rückten ob der chaotischen Szenen in den Hintergrund.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)