Ein Dauerreisender hat sein Glück gefunden

Álvaro Morata erlebt derzeit bei Atlético Madrid einen goldenen Herbst. Der 31-Jährige, der schon als Kind zwei Jahre lang für Atléti spielte und sogar als Balljunge fungierte, erfüllt derzeit die Mission, die ihm bei Real Madrid, Juventus Turin und vor allem beim FC Chelsea nicht immer gelungen war: Er liefert Tore statt Schlagzeilen - und das wie am Fließband.

„Du kannst nicht überall von allen geliebt werden. Selbst Jesus Christus mochten nicht alle“, sagte er einst der AS. Morata meinte damit die harte Kritik, die ihm während seiner Karriere und vor allem beim FC Chelsea entgegengebracht wurde. Nun feiert der Stürmer aber seine Auferstehung.

Der 1,89-Meter große Angreifer hat schwere Jahre hinter sich, in denen er immer wieder in Interviews seinem Kummer Luft machte. Alles begann 2016 Real Madrid eine Rückkaufoption zog und den Spanier von Juve zurückholte.

„Das Schlimmste, was mir in meinem Leben passieren konnte“

Morata, der in Turin seine Ehefrau Alicia Campello kennenlernte, wollte Italien laut eigenen Angaben aber nie verlassen. Der Star konnte aufgrund der Klausel aber nichts ändern und musste dann ein Jahr lang gegen Karim Benzema um Minuten kämpfen.

Morata schoss satte 15 Treffer in La Liga und musste nur ein Jahr nach seiner Madrid-Rückkehr schon wieder die Koffer packen. Die Madrilenen kassierten für ihr Castilla-Eigengewächs 2017 für die riesige Summe von 80 Millionen Euro an den FC Chelsea weiter. Das dritte Land also in drei Jahren.

In London geriet der Stürmer schnell ins Visier zahlreicher Kritiker.

„So schlimm es auch war, ich habe trotzdem 15 Tore geschossen und den FA-Cup gewonnen. Aber ich war raus bei der Weltmeisterschaft, und das war für mich das Schlimmste, was mir in meinem Leben passieren konnte“, sagte Morata später bei Goal über seine Zeit in England.

In der Saison 2017/18 waren ihm in der Rückrunde nur zwei Tore gelungen, wodurch er die WM 2018 in Russland verpasste. „Am Ende konnte ich in London nicht mehr vor die Tür gehen“ sagte er über Chelseas Fans.

Als mit Antonio Conte auch noch der Trainer gehen musste, der Morata nach London lotste, musste der Spanier bei Chelsea sogar alleine trainieren.

Morata in der Nationalmannschaft: Einst degradiert, nun Kapitän

Wie eine Erlösung kam dann der Anruf von Diego Simeone. Dieser wolle den sensiblen Spanier „unbedingt“, erzählte Morata - und er wolle „bis ans Karriereende für Atlético spielen“, wie er bei seiner Vorstellung im Januar 2019 verkündete.

Dabei wurde er erstmal nur für ein Jahr ausgeliehen. Im Januar 2020 verpflichtete Atlético ihn dann fest. Doch sesshaft wurde Morata immer noch nicht. Im September 2020 verlieh ihn der Klub dann zu Juve und kehrte erst vor dieser Saison zurück.

Seitdem blüht Morata regelrecht auf. Drei Treffer in drei Champions-League-Partien sowie sechs Treffer und zwei Vorlagen an neun LaLiga-Spieltagen stehen zu Buche.

Gut für den Dauerreisenden: Mit Antoine Griezmann hat er im Sturm einen exzellenten Nebenmann, der in Madrid noch mehr das Rampenlicht auf sich zieht und ebenfalls Tore liefert.

Morata Kapitän der Nationalmannschaft

Morata hat also weniger Druck als in den vergangenen Jahren.

Seit März ist er sogar Kapitän der spanischen Nationalmannschaft. Seine Bindenträger-Vorgänger bei „La Furia Roja“ heißen Sergio Busquets, Sergio Ramos, Iker Casillas und Raúl. Eine Liste voller Fußball-Legenden.

Ein junger Morata wäre unter der Last wohl zusammengebrochen. Doch dem Morata von 2023 hat die Binde Flügel verliehen. In den jüngsten vier Länderspielen traf er viermal, löste schon im Oktober das Ticket für die EM 2024 in Deutschland.

Vielleicht glückt ihm nächsten Sommer ja auch der ganz große Trumpf im Nationaltrikot.