Das Statement von Tuchel ist sehr bemerkenswert

Liebe Fußball-Freunde,

natürlich habe auch ich eine Meinung zu den einfach nicht abebben wollenden Gerüchte zum FC Bayern und Max Eberl nach dessen Aus bei RB Leipzig.

Wir brauchen nicht darüber zu reden, dass Eberl qualifiziert ist für den Posten. Und das würde dem FC Bayern auch guttun, denn du brauchst eine Persönlichkeit, die den Verein nach außen hin verkauft.

„Eberl zu Bayern logisch und auch richtig“

Genau da - siehe auch den nunmehr geplatzten Plan beim FC Bayern, wegen der personellen Defensivnot Jérôme Boateng zu verpflichten - sehe ich momentan auch ein Vakuum, das aufgefüllt werden muss. Von daher wäre das mit Eberl logisch und auch richtig.

Was die erste DFB-Kader-Nominierung von Neu-Bundestrainer Julian Nagelsmann betrifft: Es ist absolut richtig, Mats Hummels zurückholen – Stichwort Leistungsprinzip.

Er ist eine Führungspersönlichkeit und auch bei Borussia Dortmund gerade enorm wichtig. Zudem hat Nagelsmann ja auch gesagt, dass es in der Spieleröffnung wirklich keinen Besseren gibt. Und in dieser Saison präsentiert sich Hummels außergewöhnlich.

Effenberg: „Nagelsmann richtig nominiert hat“

Auch sonst hat Nagelsmann richtig nominiert. Das ist mehr oder weniger das Beste, was man aufbieten kann. Vielleicht geht bei Joshua Kimmich die Tendenz zum Rechtsverteidiger.

Ein gutes Gefühl gibt mir auch Kevin Behrens als klare Neun und als Backup für Niclas Füllkrug. Da haben wir auf dieser Position dann mal zwei Leute für so ein Turnier wie die anstehende Heim-EM - vorher hatten wir da ja niemanden.

Mit Blick auf die anstehende Länderspielreise in die USA muss ich allerdings sagen: Ich finde das Statement von Bayern-Coach Thomas Tuchel sehr bemerkenswert.

USA-Reise? Fannähe wäre doch so wichtig

Die Spieler kommen von der Reise an einem Donnerstag zurück, am Freitag spielt dann schon wieder der BVB in der Bundesliga, am Samstag die Bayern – das ist extrem unglücklich. Damit tut man niemandem einen Gefallen, den Spielern sowieso nicht.

Ich verstehe nicht, warum man die Länderspiele nicht in Deutschland austrägt, gerade wenn die EM in neun Monaten im eigenen Land steigt. Auch deshalb, um diese Fannähe wiederherzustellen.

Aber grundsätzlich sind diese zehn Tage sicherlich enorm wichtig und wertvoll für Nagelsmann, um die Jungs kennenzulernen, damit das Team zusammenwächst. Daraus wird er auch Erkenntnisse ziehen.

„Nicht mehr so effizient wie im letzten Jahr“

Auch die leichte Formdelle bei Union Berlin mit ihrem Star-Transfer Leonardo Bonucci beschäftigt mich: Die Situation bei Union ist schon extrem angespannt. Sie sind nicht mehr so effizient wie im letzten Jahr, sie haben auch die Spielweise ein wenig geändert.

Früher standen sie eher defensiv und kompakt gut, sind dann aus den Kontern heraus zu Chancen und Toren gekommen. Jetzt sind sie viel offensiver und offener, wie auch beim 2:4 gegen Dortmund zu sehen war.

Vielleicht ist das das Hauptproblem von Union, dass sie nämlich davon weggegangen sind von dem, was sie vorher erfolgreich gemacht hat.

Sie wollten attraktiveren Fußball spielen, kreativer werden – aber der Punkt funktioniert nicht. Zweitens haben sich die Gegner auch darauf eingestellt: Wenn Union jetzt international spielt, ruht auf ihnen eine hohe Aufmerksamkeit und die anderen sehen: So können wir die also knacken!

Kehrt Union wieder zurück zu seiner DNA?

Die Frage ist nur: Kehrt Union nun wieder zurück zu seiner DNA, also zum Kompakten und Defensiven?

Bei Bonucci war unglücklich, dass er beim ersten Gegentor seinem Gegenspieler in die Hacken läuft und dadurch Füllkrug nicht mehr kontrollieren kann.

Bonucci muss natürlich auch vorangehen mit all seiner Erfahrung. Aber die Situation bei Union liegt nun nicht an ihm. Doch mit Robin Knoche und Rani Khedira kommen dann bald hoffentlich zwei wichtige Leistungsträger zurück.

Bis bald, Euer Stefan Effenberg

Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 gehört der 55-Jährige zum festen Experten-Team des STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.