Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie das Wichtigste des Tages lesen.

  • Orthodoxe Priester im Ausland werden von Moskau unter Druck gesetzt

  • Explosionen an Krim-Brücke - Russland spricht von abgewehrten Raketen

  • Ukraine spricht deutsche Bedenken an

  • Kiew fordert Zusage für Taurus-Lenkraketen

  • Druck auf Scholz nimmt zu

  • Russische Angriffe an allen Frontabschnitten

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Orthodoxe Priester im Ausland werden von Moskau unter Druck gesetzt +++

In einer alten orthodoxen Kirche in Antalya hat Priester Ioann Koval einen seiner ersten Gottesdienste in der Türkei abgehalten, nachdem die russisch-orthodoxe Kirchenleitung beschlossen hatte, ihn nach einem Gebet für den Frieden in der Ukraine seines Amtes zu entheben.

Koval wandte sich an den Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus von Konstantinopel, der im Juni beschloss, ihm sein Amt zurückzugeben.

Als Präsident Wladimir Putin im vergangenen September eine Teilmobilisierung von Reservisten anordnete, forderte der Moskauer Patriarch Kyrill seine Geistlichen auf, für den Sieg zu beten. Ioann Koval , der 45-jährige Priester, änderte nur ein Wort und ersetzte "Sieg" durch "Frieden".

Koval sagte: "Mit dem Wort 'Sieg' bekam das Gebet eine propagandistische Bedeutung, die das Denken der Gemeindemitglieder prägte [...] Das ging gegen mein Gewissen."

Der Einfluss des Patriarchen Kyrill geht weit über die Grenzen seines Landes hinaus, und seine Anordnungen gelten sogar für Priester, die im Ausland dienen.

Der Einfluss des Patriarchen Kyrill gehe weit über die Grenzen seines Landes hinaus, und seine Anordnungen gelten sogar für Priester, die im Ausland dienen (Bild: AFP)
Der Einfluss des Patriarchen Kyrill gehe weit über die Grenzen seines Landes hinaus, und seine Anordnungen gelten sogar für Priester, die im Ausland dienen (Bild: AFP)

Im Februar suspendierte Kirill den Pfarrer Andrej Kordotschkin in Madrid für drei Monate, weil er sich gegen die Kampfhandlungen ausgesprochen hatte.

Seit den ersten Tagen der Militäroperation hat Kordotschkin die russische Militäroperation öffentlich verurteilt und regelmäßig für den Frieden in der Ukraine gebetet. Kordotschkin wurde wegen "Aufstachelung zum Hass" seiner Gemeindemitglieder bestraft.

Kordotschkin sagte dazu: "Ich denke, ich habe die Pflicht, meine Meinung zu sagen, koste es, was es wolle. Aber natürlich kann ich meine Brüder, die in Russland sind, nicht aufrufen, sich einer Bedrohung auszusetzen."

Die russisch-orthodoxe Kirche begründete, die Repressionen seien "Strafe für ihr politisches Engagement."

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat die Menschenrechtsgruppe "Christians Against War" mindestens 30 orthodoxe Priester gezählt, die von religiösen oder staatlichen Institutionen unter Druck gesetzt wurden.

+++ Explosionen an Krim-Brücke - Russland spricht von abgewehrten Raketen +++

An der Brücke von Kertsch zwischen dem russischen Festland und der völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat es erneut Explosionen gegeben. Die russische Luftabwehr habe am Samstagmittag zwei feindliche Raketen abgeschossen, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter der Halbinsel, Sergej Aksjonow, auf Telegram mit. «Die Krim-Brücke ist nicht beschädigt», schrieb er. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht. Der Autoverkehr über das 19 Kilometer lange Bauwerk wurde vorübergehend eingestellt.

In sozialen Netzwerken wurden derweil Fotos und Videos veröffentlicht, die hohe Rauchsäulen an der für Russland strategisch wichtigen Brücke zeigen. Anwohner berichteten demnach von Explosionsgeräuschen.

+++ Ukraine spricht deutsche Bedenken an +++

Die Ukraine bekräftigt ihre Forderung nach Marschflugkörpern Taurus aus Deutschland und versucht Bedenken in Berlin gegen die Lieferung auszuräumen. Wegen ihrer hohen Reichweite würden die Taurus militärisch dringend benötigt - genauso wie die ebenfalls erbetenen ATACMS aus den USA, erklärte Außenminister Dmytro Kuleba in Kiew. Er sicherte zu: «Beide werden ausschließlich innerhalb unserer Grenzen eingesetzt werden.» Ähnlich äußerte sich Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar.

(Bild: Andrea Bienert/Bundeswehr/dpa)
(Bild: Andrea Bienert/Bundeswehr/dpa)

Die Befürchtung, dass die Ukraine mit den bunkerbrechenden Waffen russisches Gebiet beschießen könnte, gilt als Grund für das Zögern in Berlin. Allerdings steigt der Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Taurus-Lenkraketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern an die Ukraine zu liefern. Einem «Spiegel»-Bericht zufolge wird erwogen, die Waffen so zu programmieren, dass sie nicht gegen Ziele in Russland gerichtet werden können.

+++ Polens Polizei untersucht Anwerbe-Aufkleber für Söldnertruppe Wagner +++

In Polen hat die Polizei Aufkleber sichergestellt, die für einen Dienst in der russischen Söldnertruppe Wagner werben. Die Aufkleber im A5-Format seien von Bürgern in Krakau in mehreren Stadtteilen bemerkt worden, sagte eine Sprecherin der örtlichen Polizei am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Auf den Zetteln ist das Logo der Wagner-Leute abgebildet, darunter steht auf Englisch: «Wir sind hier. Schließ dich an.» Der darunter gedruckte QR-Code führt nach Polizeiangaben auf eine Rekrutierungs-Webseite der Söldnertruppe.

In Polen ist die Nervosität gewachsen, seitdem Truppen der Privatarmee von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin nach einem gescheiterten Aufstand gegen Moskau im benachbarten Belarus ihr Lager aufschlugen. Nach Angaben der Führung in Minsk sollen die Wagner-Kämpfer die belarussische Armee schulen.

«Wir wissen nicht, ob die Aufkleber-Aktion ein Witz ist oder ob etwas Ernsthafteres dahintersteckt», sagte die Sprecherin der Polizei in Krakau. Die Staatsanwaltschaft sei informiert, die Polizei versuche, die Täter zu ermitteln und dingfest zu machen. Nach dem polnischen Strafrecht ist sowohl die Rekrutierung für fremde Armeen und Söldnertruppen als auch der Dienst in solchen Organisationen verboten. Bei Verstößen drohen bis zu fünf Jahre Haft.

+++ Kiew fordert Zusage für Taurus-Lenkraketen +++

«Je größer die Reichweite, desto kürzer der Krieg», schrieb Kuleba am Freitag im sozialen Netzwerk X (früher Twitter) über die erbetenen Marschflugkörper. «Wir bitten unserer Partner, sie so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen.»

Die Ukraine braucht diese Waffen, um russische Stützpunkte und Versorgungslinien weit hinter der Front auszuschalten. Von Großbritannien und Frankreich hat die Ukraine bereits ähnliche Marschflugkörper des Typs Storm Shadow/Scalp bekommen. Auch diese wurden nicht gegen russisches Staatsgebiet, sondern nur gegen Ziele in den russisch besetzten Teilen der Ukraine eingesetzt.

Die Ukraine halte sich an Völkerrecht, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Maljar dem ZDF-«heute-journal». «Das bedeutet, dass die Ukraine sich nur auf ihrem Territorium verteidigt.» Strategisches Ziel sei die Befreiung der von Russland besetzten Gebiete.

+++ Druck auf Scholz nimmt zu +++

In Berlin forderten Politiker aus Regierungsparteien und Opposition, den ukrainischen Streitkräften die Taurus zu überlassen. Scholz sagte indes der «Thüringer Allgemeinen» (Online/Freitag): «Es gibt in dieser Frage keinen neuen Sachstand mitzuteilen.» Auch das Verteidigungsministerium machte deutlich, es gebe keinen geänderten Kurs. Nach Medienberichten laufen indes Gespräche zwischen Ministerium und Rüstungsindustrie, um die Lieferung vorzubereiten.

Olaf Scholz (Bild: Reuters)
Olaf Scholz (Bild: Reuters)

+++ Flugabwehr über Krim aktiv - Russland will Drohnen abgewehrt haben +++

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau haben russische Streitkräfte in der Nacht zum Samstag eine Drohnenattacke Kiews über der annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim abgewehrt. Die Ukraine habe die Krim mit 20 unbemannten Luftfahrzeugen angegriffen. «Der vereitelte Terroranschlag hat weder Opfer gefordert noch Schaden verursacht», teilte das Ministerium laut einem Bericht der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass am Samstagmorgen mit. Demnach sollen 14 Drohnen von der Luftabwehr zerstört worden sein. Sechs weitere seien blockiert worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Zuvor war in der Nacht über Teilen der Krim die Flugabwehr aktiviert worden.

+++ Russische Angriffe an allen Frontabschnitten +++

Der ukrainische Generalstab berichtete für Freitag von heftigem russischem Artilleriebeschuss und von Luftangriffen an fast allen Frontabschnitten. Am Boden versuchten russische Truppen bei Kupjansk, Bachmut, Awdijiwka und Marjinka vorzurücken. Diese Angriffe seien abgewehrt worden, hieß es im Abendbericht. Unabhängig überprüfbar sind die Militärangaben nicht. Es wurde nichts zu eigenen Angriffen im Rahmen der ukrainischen Gegenoffensive berichtet.

Bei einem russischen Raketenangriff sei es gelungen, eine von vier Hyperschallraketen des Typs Kinschal abzufangen. Einschläge gab es den Angaben nach im Westen des Landes, wo die ukrainische Luftwaffe ihre Stützpunkte hat.

+++ Ukraine: Grenzgebiet Sumy erneut unter russischem Beschuss +++

Russland hat nach Angaben der regionalen Militärverwaltung erneut das ukrainische Gebiet Sumy nahe der russischen Grenze angegriffen. Im Tagesverlauf sei das Gebiet im Nordosten der Ukraine neunmal unter Beschuss geraten, teilte die Militärverwaltung von Sumy am Freitagabend bei Telegram mit. Insgesamt seien 51 Explosionen registriert worden. Dabei seien unter anderem in der Gemeinde Seredyna-Buda zwei Wohnhäuser beschädigt worden. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht. Die Angaben ließen sich nicht verifizieren.

+++ Ukraine sucht Alternativrouten für Getreideexporte +++

«Wir tun alles, was möglich ist, damit die Ukraine weiter ein Garant für Ernährungssicherheit ist», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Auch brauche die Bevölkerung der Ukraine Zugang zu den Weltmärkten. Russland hatte Mitte Juli seine Sicherheitsgarantien für ukrainische Getreideausfuhren über das Schwarze Meer zurückgezogen. Mit Luftangriffen auf Häfen wie Odessa versuchte Moskau dann, die Infrastruktur für solche Exporte zu zerstören. Auch ukrainische Häfen an der Donau, durch die eine Ausweichroute läuft, wurden angegriffen. Der Transport von Agrarprodukten mit Eisenbahn oder Lastwagen ist aufwendiger und teurer als das Verschiffen.

+++ USA verhängt Sanktionen gegen russische Bankchefs +++

Die US-Regierung hat Sanktionen gegen vier - wie es hieß - «prominente Mitglieder der russischen Finanzelite» verhängt. Sie seien mit der Alfa Gruppe verbunden, einem der größten Finanz- und Industriekonzerne in Russland, teilte das Außenministerium mit. Betroffen sind die Oligarchen Michail Fridman, Mitbegründer der Alfa Gruppe, German Chan, Alexej Kusmitschow und Pjotr Awen. Als eine Folge werden mögliche Vermögenswerte in den USA gesperrt.

+++ Russische Wirtschaft wächst wieder +++

Die russische Wirtschaft ist im Frühjahr nach offiziellen Angaben wieder gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im zweiten Quartal um 4,9 Prozent zum Vorjahr zu, wie das Statistikamt bekanntgab. Zuvor war die russische Wirtschaft vier Quartale in Folge im Jahresvergleich geschrumpft. Allerdings beruht das Wachstum vor allem auf Staatsausgaben, auf den hohen Kosten für den Krieg gegen die Ukraine. Der private Konsum wird durch gestiegene Sozialleistungen und höhere Löhne beflügelt. Der Rubel ist zum Dollar und zum Euro auf den niedrigsten Stand seit März 2022 gefallen.