Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Neue Angriffe auf Odessa - Stoltenberg beruft Nato-Ukraine-Rat ein

  • Putin empfängt belarussischen Machthaber Lukaschenko

  • Selenskyj kündigt Vergeltung für Angriffe auf Odessa an

  • Selenskyj drängt auf Wiederaufnahme von Getreidelieferungen

  • Mehrere Tote nach Beschuss im Osten und Nordosten der Ukraine

  • Großbritannien: Zunehmendes Artilleriefeuer im Nordosten der Ukraine

  • Reparaturzentrum für Leopard-Panzer in Polen geht in Betrieb

  • Nato-Ukraine-Rat soll Mittwoch zu jüngsten Entwicklungen tagen

Die aktuelle Lage im Newsstream:

+++ Neue Angriffe auf Odessa - Stoltenberg beruft Nato-Ukraine-Rat ein +++

Russland hat die ukrainische Millionenstadt Odessa am Schwarzen Meer am Wochenende wieder mit schweren Angriffen überzogen. Dabei wurden nach ukrainischen Angaben in der Nacht zum Sonntag mindestens ein Mensch getötet und 22 verletzt. Getroffen wurde auch die als Weltkulturerbe eingestufte Altstadt. Dort beschädigte eine Rakete die orthodoxe Verklärungskathedrale schwer. Präsident Wolodymyr Selenskyj drohte Moskau mit Vergeltung. Die EU verurteilte die Angriffe auf die Hafenstadt, über die bis vor kurzem noch Getreide ausgeführt wurde, als Kriegsverbrechen.

Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert an diesem Montag bereits genau 17 Monate. Die Schwarzmeer-Halbinsel Krim hält Russland bereits seit 2014 völkerrechtswidrig besetzt. Seit mehreren Wochen ist eine ukrainische Gegenoffensive zur Rückeroberung besetzter Gebiete in Gang, die jedoch nicht so schnell vorankommt wie vielfach erhofft. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte die Gegenoffensive bei einem Treffen mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko sogar schon für «gescheitert».

Die Angriffe auf Odessa dauern bereits mehrere Tage. Moskau zerstört dort insbesondere Getreidelager - unter dem Vorwand, auf militärische Anlagen zu zielen. Odessa war einer der Häfen, über die die Ukraine bis vor einer Woche im Rahmen eines internationalen Abkommens Getreide verschiffte. Russland ließ diese Vereinbarung jedoch auslaufen - trotz Sorgen vor der Verschärfung von Hungersnöten vor allem in einigen afrikanischen und asiatischen Staaten. Bei dem Angriff in der Nacht zum Sonntag wurde auch die Verklärungskathedrale schwer in Mitleidenschaft gezogen. Das Dach brach ein. Auch im Inneren des Gebäudes gab es Zerstörungen.

+++ Aufsehen um Tod von russischem IT-Unternehmer +++

In Russland sorgt der Tod eines bekannten Unternehmers für Aufsehen. Der 40 Jahre alte Geschäftsmann Anton Tscherepennikow sei am Samstag vermutlich an Herzversagen gestorben, berichteten staatliche Medien am Wochenende. Einige wiesen darauf hin, dass sein IT-Konzern IKS Holding, der rund 30 Technologie-Unternehmen vereint und eng mit den Behörden kooperiert, sich auf die Entwicklung von Abhörtechnik spezialisiert habe.

Auch in der Ukraine, gegen die Russland seit 17 Monaten Krieg führt, wurde Tscherepennikows Tod kommentiert. «Ein weiterer mysteriöser Tod eines Top-Managers in Russland», schrieb der innenpolitische Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Anton Heraschtschenko, auf Twitter. Er spielte damit darauf an, dass in Russland mehrfach Unternehmer und andere unter ungeklärten Ursachen ums Leben kamen oder die offizielle Todesursache angezweifelt wird.

+++ Putin empfängt belarussischen Machthaber Lukaschenko +++

Zum wiederholten Mal seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin den verbündeten belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko empfangen. Die beiden besuchten am Sonntag unweit der russischen Ostsee-Metropole St. Petersburg ein Museum zu Ehren der russischen Marine. Dem Kremlchef zufolge soll der Arbeitsbesuch am Montag fortgesetzt werden.

Das autoritär geführte Belarus gilt als wichtigster Verbündeter Russlands im bereits seit 17 Monaten dauernden Krieg. So werden Raketen von belarussischem Staatsgebiet aus abgefeuert. Einmal mehr redeten Putin und Lukaschenko die laufende ukrainische Gegenoffensive klein. Lukaschenko sagte: «Es gibt keine Gegenoffensive.» Putin erwiderte: «Es gibt sie. Aber sie ist gescheitert.» Die Ukraine hat ihre Gegenoffensive zur Befreiung besetzter Gebiete vor einigen Wochen begonnen. Dabei kommt sie weniger schnell voran als erhofft.

Lukaschenko äußerte sich zudem über Soldaten der russischen Privatarmee Wagner, die nach einem gescheiterten Aufstand gegen Moskau nach Belarus umgesiedelt wurden. «Die Wagner-Leute haben angefangen, uns anzustrengen», sagte er. Die Söldner hätten einen «Ausflug nach Warschau und nach Rzeszów machen» wollen, fügte er hinzu. Beides sind Städte in Polen. Lukaschenko versicherte, die Söldner blieben weiter in zentralen Gebieten von Belarus stationiert.

Polens Regierung hatte sich zuvor schon besorgt geäußert, dass sich die russischen Kämpfer nun im Nachbarland aufhalten. Deshalb sollen polnische Truppen in Richtung der Grenze zu Belarus verlegt werden.

Zum wiederholten Mal seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin den verbündeten belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko empfangen. (Bild: Reuters)
Zum wiederholten Mal seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin den verbündeten belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko empfangen. (Bild: Reuters)

+++ Selenskyj kündigt Vergeltung für Angriffe auf Odessa an +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach den neuen russischen Angriffen auf die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer Vergeltung angekündigt. «Raketen gegen friedliche Städte, gegen Wohngebäude, gegen eine Kathedrale... Es kann keine Entschuldigung für das russische Böse geben», schrieb Selenskyj am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal. «Wie immer wird auch dieses Böse verlieren. Und es wird für Odessa definitiv eine Vergeltung gegen die russischen Terroristen geben.»

Russland hatte am vergangenen Montag unter internationalem Protest ein internationales Getreideabkommen mit der Ukraine aufgekündigt und bombardiert seitdem täglich Odessa. Die Millionenstadt spielte für den Export der Nahrungsmittel übers Schwarze Meer eine zentrale Rolle. Bei Angriffen in der Nacht zum Sonntag wurden ukrainischen Angaben zufolge insgesamt 19 russische Raketen und Marschflugkörper abgefeuert. Die Luftverteidigung habe neun davon abwehren können.

Durch die Angriffe wurden den ukrainischen Behörden zufolge ein Mensch getötet und 22 weitere verletzt. Außerdem seien Hafeninfrastruktur, Wohnhäuser und die Verklärungskathedrale beschädigt worden, ein Wahrzeichen der Stadt. Ungeachtet der gut dokumentierten Schäden stritt das russische Verteidigungsministerium später ab, für die Zerstörung des Gotteshauses verantwortlich zu sein.

Der Chef der Militärverwaltung im ostukrainischen Gebiet Donezk, Pawlo Kyrylenko, berichtete zudem von einem russischen Angriff mit Streumunition auf die Stadt Tschassiw Jar. Infolgedessen sei der Kulturpalast der Stadt abgebrannt, der als medizinische Versorgungsstelle genutzt wurde.

+++ Selenskyj drängt auf Wiederaufnahme von Getreidelieferungen +++

Trotz des ausgelaufenen Getreideabkommens mit Russland drängt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf die Weiterführung der Getreideexporte über das Schwarze Meer. «Jede Destabilisierung in dieser Region und die Störung unserer Exportrouten bringt Probleme mit entsprechenden Folgen für alle Menschen auf der Welt mit sich», sagte er am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Der Anstieg der Lebensmittelpreise sei das kleinste Problem dabei. Er habe mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg über mögliche Lösungen gesprochen, sagte der Staatschef.

Russland hat den Getreidedeal Anfang der Woche gestoppt, weil nach Darstellung des Kremls Moskaus Forderungen nach Erleichterungen für seinen Agrarexport nicht erfüllt worden sind. Russland setzte damit seine Seeblockade ukrainischer Häfen wieder in Kraft und drohte Schiffen auf dem Weg zu diesen Häfen indirekt mit dem Abschuss. Die Ukraine forderte Rückendeckung anderer Staaten, um den Getreideexport auch ohne die Erlaubnis Russlands fortzusetzen.

Mit Stoltenberg seien Schritte zur Beseitigung der Blockade und zur Sicherstellung des «Getreidekorridors» besprochen worden, sagte Selenskyj. Eine Sitzung des gerade gegründeten Ukraine-Nato-Rats könne dabei helfen, die Sicherheitskrise im Schwarzen Meer zu überwinden, versicherte er. Details nannte er allerdings nicht.

Daneben griff Selenskyj einen Korruptionsskandal im System der Einberufungen zur Armee und die Nationalisierung der Bank eines russischen Oligarchen auf. Selenskyj versicherte, bestechliche Militärbeamte in Kreiswehrersatzämtern würden unweigerlich bestraft. Die Verstaatlichung der Bank habe keine Auswirkung auf die Ersparnisse der Kunden, erklärte er.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Reuters)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Reuters)

+++ Mehrere Tote nach Beschuss im Osten und Nordosten der Ukraine +++

In der Ukraine sind durch russischen Beschuss mehrere Menschen ums Leben gekommen und verletzt worden. In der Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw im Osten des Landes sei am Samstag ein Bewohner durch russischen Beschuss getötet worden, teilte die lokale Staatsanwaltschaft bei Telegram mit. Eine weitere Person sei bei dem Beschuss des Ortes Dworitschna im Raum Kupjansk getötet und eine verletzt worden, hieß es weiter.

Der Militärverwaltung des Gebiets Sumy im Nordosten des Landes zufolge wurden am Samstag mehrere Ortschaften mit Artillerie oder von Hubschraubern aus beschossen. Im Ort Krasnopil sei nach vorläufigen Erkenntnissen mindestens eine Person getötet und vier weitere verletzt worden, hieß es weiter. Zudem seien mehrere Wohnhäuser und eine Gasleitung beschädigt worden. In einer weiteren Gemeinde des Gebiets seien zwei Personen infolge eines Angriffs mit einer Drohne verletzt worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Vergangene Woche hieß es vom ukrainischen Militär, im Raum Kupjansk im Gebiet Charkiw habe die russische Armee eine Offensive begonnen, um die ukrainischen Linien zu durchbrechen. Im Gebiet Sumy hatte wegen ständigen russischen Beschusses die ukrainische Armee die Bevölkerung der Grenzkreise des Gebiets Ende Juni zur Flucht aufgefordert.

+++ Großbritannien: Zunehmendes Artilleriefeuer im Nordosten der Ukraine +++

Russland misst nordöstlichen Teilen der Ukraine nach britischer Einschätzung größere Bedeutung bei, während es anderswo in seinem Angriffskrieg unter gehörigem Druck steht. Im Norden der Frontlinie in den ostukrainischen Gebieten Luhansk und Charkiw sei es in den vergangenen Tagen zu zunehmendem Artilleriefeuer gekommen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg mit. Vermutlich habe es dort auch mehr Angriffe kleinerer russischer Einheiten gegeben.

Russland habe dabei zwar wahrscheinlich nur kleinere Fortschritte erzielt, schrieben die Briten. «Aber seine erneute Aktivität im Norden unterstreicht dessen Bedeutung für den Kreml, während es gleichzeitig im südlichen Bereich Saporischschja erheblichem Druck ausgesetzt ist.» Das russische Militär dürfte demnach versuchen, zurück zum Fluss Oskil zu gelangen, um eine Pufferzone rund um das Gebiet Luhansk zu schaffen. Luhansk sei mit ziemlicher Sicherheit eines von Russlands fundamentalen Zielen in dem Angriffskrieg.

+++ Reparaturzentrum für Leopard-Panzer in Polen geht in Betrieb +++

Ein von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) angemahntes Reparaturzentrum in Polen für an die Ukraine gelieferte Leopard-Panzer ist fertiggestellt und in Betrieb genommen worden. Das gab der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Samstagabend bekannt. «Das Reparaturzentrum in Gliwice ist in Betrieb! Die ersten beiden Leopard sind bereits aus der Ukraine im Bumar-Werk eingetroffen», schrieb der nationalkonservative Minister am Samstag auf Twitter.

Bereits im April hatten sich Pistorius und Blaszczak auf den Aufbau des Instandsetzungszentrums des Rüstungsherstellers Bumar-Labedy in Gliwice (auf Deutsch Gleiwitz) geeinigt. Dort sollen Leopard-Kampfpanzer aus Deutschland und Polen repariert werden, die von der Ukraine im Kampf gegen Russland eingesetzt werden. Bei seinem Besuch in Polen Anfang Juli hatte Pistorius jedoch zu langsame Fortschritte der polnischen Seite bei der Fertigstellung des Zentrums kritisiert.

+++ Nato-Ukraine-Rat soll Mittwoch zu jüngsten Entwicklungen tagen +++

Auf Bitten der Ukraine hin beruft Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am kommenden Mittwoch ein Treffen des neuen Nato-Ukraine-Rats ein. Ziel sei es, über die jüngsten Entwicklungen zu beraten und den Transport von ukrainischen Getreide durch das Schwarze Meer zu erörtern, teilte Bündnissprecherin Oana Lungescu am Samstagabend mit. Das Treffen solle auf Botschafterebene stattfinden.

Kurz vor der Ankündigung hatte Stoltenberg mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Stoltenberg teilte danach mit: «Wir verurteilen Moskaus Versuch, Nahrungsmittel als Waffe einzusetzen, aufs Schärfste.» Die Verbündeten stünden der Ukraine so lange wie nötig zur Seite. Das von Russland angegriffene Land sei der Nato nach dem jüngsten Gipfel des Bündnisses so nahe wie nie.

Selenskyj erklärte, er und Stoltenberg hätten über die Umsetzung der beim Gipfel erzielten Vereinbarungen und weitere Schritte zur Integration der Ukraine in das westliche Verteidigungsbündnis gesprochen. Man habe zudem auch notwendige Schritte identifiziert, um den Getreidetransport über das Schwarze Meer zu deblockieren und langfristig zu gewährleisten. Was das für Schritte sind, teilte er allerdings nicht mit.

Russland hatte am vergangenen Montag ein vor einem Jahr geschlossenes Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide übers Schwarze Meer auslaufen lassen. Die Vereinbarung hatte es der Ukraine seit Sommer vergangenen Jahres ermöglicht, trotz des russischen Angriffskriegs fast 33 Millionen Tonnen Getreide und Lebensmittel über den Seeweg in andere Länder zu verkaufen. Selbst während des Krieges blieb die Ukraine damit im Jahr 2022 der größte Weizenlieferant des Welternährungsprogramms (WFP) und lieferte mehr als die Hälfte der weltweiten Weizenbeschaffung des WFP.

Beim Nato-Gipfel in Vilnius hatten die 31 Mitglieder des Verteidigungsbündnisses wenige Tage zuvor beschlossen, die Zusammenarbeit mit der Ukraine weiter zu intensivieren und dazu den neuen Nato-Ukraine-Rat etabliert. Zudem wurde ein neues mehrjähriges Unterstützungsprogramm beschlossen.