Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Unser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Marktplatz beschossen: Mindestens 16 Tote in ostukrainischer Stadt

  • EU verurteilt russischen Angriff auf Marktplatz in Ukraine scharf

  • Großbritannien will Privatarmee Wagner zu Terroristen erklären

  • EU-Gericht weist Oligarchen-Klage gegen Sanktionen ab

  • US-Außenminister Blinken zu Gesprächen in der Ukraine

  • Russlands Verbündeter Armenien will Militärmanöver mit USA abhalten

  • Toter bei neuen nächtlichen Angriffe auf Kiew und Odessa

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Marktplatz beschossen: Mindestens 16 Tote in ostukrainischer Stadt +++

Durch russischen Beschuss eines Marktplatzes in der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka sind offiziellen Angaben zufolge mindestens 16 Menschen getötet worden. «Darunter ist auch ein Kind», teilte Ministerpräsident Denys Schmyhal auf Telegram mit. Mehr als 30 weitere Menschen wurden laut Angaben der Behörden verletzt.

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte den russischen Angriff und die vielen Todesopfer in der Stadt im Gebiet Donezk. «Ein normaler Markt. Geschäfte. Eine Apotheke. Menschen, die nichts Falsches getan haben», schrieb er und sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Die Zahl der Opfer könne noch weiter steigen. Selenskyj sprach von der «Unverschämtheit des Bösen».

Der Staatschef veröffentlichte auch ein kurzes Video, das den Moment der Explosion in dem belebten Viertel zeigen soll. Außerdem zeigte er Fotos von beschädigten Häuserfassaden, Blutlachen auf dem Boden und Rettungskräften, die Flammen löschen. Was genau für ein Geschoss einschlug, war zunächst unklar. Einige lokale Medien gingen von einer S-300-Rakete aus.

Kostjantyniwka liegt nur knapp 20 Kilometer südwestlich der Stadt Bachmut, die die Russen im Zuge ihres Angriffskriegs vor wenigen Monaten besetzt haben, und wurde immer wieder zum Ziel russischer Angriffe. Erst im Juli warf die Ukraine Russland einen Streubombeneinsatz in Kostjantyniwka vor, bei dem ein Kind getötet wurde. Auch davor wurden in der ukrainisch kontrollierten Stadt immer wieder Zivilisten durch russische Angriffe getötet.

+++ EU verurteilt russischen Angriff auf Marktplatz in Ukraine scharf +++

Die EU hat die jüngsten russischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine und die zivile Infrastruktur scharf verurteilt. Zudem fordere sie Russland auf, seine unmenschliche und illegale Aggression unverzüglich einzustellen, sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell am Mittwoch in Brüssel. «Vorsätzliche Angriffe auf Zivilisten sind Kriegsverbrechen. Alle Befehlshaber, Täter und Komplizen dieser Gräueltaten werden zur Rechenschaft gezogen werden.»

Bei einem russischen Luftangriff auf einen Markt in der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka am Mittwoch wurden offiziellen Angaben zufolge mindestens 16 Menschen getötet. Es war einer der verheerendsten Angriffe seit Wochen. Russland betont stets, es greife nur militärische Ziele an.

Verstärkte russische Angriffe auf wichtige Einrichtungen für den Export ukrainischen Getreides zeigten zudem zum einen, dass Russland mit seinem illegalen Angriffskrieg gegen die Ukraine die weltweite Krise der Ernährungssicherheit verschärft, so der Sprecher. Daneben betreibe Moskau seine wirtschaftliche Gewinnmaximierung auf Kosten der Ukraine und bringe dabei Millionen von besonders schutzbedürftigen Menschen auf der ganzen Welt vorsätzlich in Gefahr bringt.

+++ Blinken betont in Kiew Fortschritte ukrainischer Gegenoffensive +++

Bei seinem Besuch in der Ukraine hat US-Außenminister Antony Blinken seinen Kollegen Dmytro Kuleba in der Hauptstadt Kiew zu Gesprächen getroffen. «Wir haben gute Fortschritte bei der Gegenoffensive gesehen», hob Blinken einer Mitteilung zufolge bei der Begrüßung hervor. Ziel seiner Reise sei es, sicherzustellen, dass Kiew alles Notwendige für die laufende Offensive habe. «Auf lange Sicht» sei das Ziel, die Abschreckungs- und Verteidigungskapazitäten der Ukraine zu stärken. Ein erneuter russischer Überfall wie vor über 18 Monaten solle so verhindert werden.

Kuleba betonte im Gegenzug die guten Beziehungen zum Hauptverbündeten. Gemeinsam ehrten die Minister gefallene ukrainische Soldaten auf einem Militärfriedhof am Stadtrand von Kiew.

Nach US-Angaben war auch ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geplant. Es werde zudem erwartet, dass Blinken bei seinem Besuch neue US-Hilfen für die Ukraine ankündige, berichteten US-Medien übereinstimmend. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte am Mittwoch, die Hilfen würden keinen Einfluss auf das Ergebnis der «militärischen Spezialoperation» haben.

+++ Großbritannien will Privatarmee Wagner zu Terroristen erklären +++

Gut anderthalb Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine will Großbritannien die russische Privatarmee Wagner zu einer terroristischen Organisation erklären. Ein entsprechender Gesetzentwurf soll am Mittwoch dem Parlament in London vorgelegt werden, wie das Innenministerium mitteilte. Damit wird eine Mitgliedschaft bei der Söldnergruppe strafbar und ihr Vermögen kann beschlagnahmt werden.

«Wagner ist eine gewalttätige und zerstörerische Organisation, die als militärisches Instrument des Russlands von (Präsident) Wladimir Putin im Ausland fungiert», sagte Innenministerin Suella Braverman. «Wagner war an Plünderungen, Foltern und barbarischen Morden beteiligt. Seine Einsätze in der Ukraine, im Nahen Osten und in Afrika sind ein Gefahr für die weltweite Sicherheit.» Braverman betonte: «Sie sind Terroristen, ganz einfach.»

Wagner wurde vom Geschäftsmann Jewgeni Prigoschin befehligt, der vor wenigen Wochen bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben kam. Die Gruppe spielte seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 eine wichtige Rolle. Ihr werden Kriegsverbrechen vorgeworfen - auch in anderen Ländern zum Beispiel in Afrika, in denen sie im Einsatz ist.

Großbritannien will die russische Privatarmee Wagner zu einer terroristischen Organisation erklären. (Bild: Reuters)
Großbritannien will die russische Privatarmee Wagner zu einer terroristischen Organisation erklären. (Bild: Reuters)

+++ EU-Gericht weist Oligarchen-Klage gegen Sanktionen ab +++

Das EU-Gericht hat die Klagen zweier Russen gegen die Sanktionen der Europäischen Union abgewiesen. Auch wenn Dmitri Pumpjanski an den militärischen Angriffshandlungen in der Ukraine nicht unmittelbar beteiligt gewesen sei, sei er in der Gas- und Ölindustrie tätig, die der russischen Regierung als wichtige Einnahmequelle dienten, entschieden die Richter am Mittwoch in Luxemburg. Seine Ehefrau sei mit ihm geschäftlich verbunden, weil sie Vorsitzende der zum Unternehmen gehörenden Stiftung sei. Die Sanktionen seien also gerechtfertigt.

Das Ehepaar hatte geltend gemacht, dass die Strafmaßnahmen aus ihrer Sicht eine willkürliche und unverhältnismäßige Einschränkung ihrer Grundrechte darstellten. Dem folgten die Richter nicht: Das Einfrieren von in der EU vorhandenen Vermögenswerten und das Einreiseverbot in die EU seien rechtmäßig.

Die EU hat seit dem russischen Angriff auf die Ukraine rund 1800 Geschäfts- und Privatleute auf Sanktionslisten gesetzt. Dagegen sind derzeit rund 60 Klagen vor dem Gericht der EU anhängig.

Ein prominentes Urteil war bereits im Frühjahr gefallen, und es stellte eine deutliche Niederlage für die EU dar. Die Mutter des inzwischen verstorbenen Chefs der russischen Privatarmee Wagner, Violetta Prigoschina, hätte nicht sanktioniert werden dürfen, entschieden die Richter damals. Ein Verwandtschaftsverhältnis reiche nicht aus, um Strafmaßnahmen gegen sie zu verhängen. Gegen das Urteil kann noch vor dem höchsten Gericht der EU, dem Europäischen Gerichtshof (EuGH), vorgegangen werden.

+++ London: Lehrplan soll russische Schüler mit Krieg indoktrinieren +++

Mit dem neuen russischen Lehrplan sollen Schüler nach Ansicht Großbritanniens auf einen Militärdienst vorbereitet werden. Ein zentrales Element für ältere Schüler sei eine militärische Grundausbildung, bei der sie an Kalaschnikow-Sturmgewehren und Handgranaten ausgebildet würden und auch die Steuerung von Drohnen lernen sollten, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Neue Themen seien zudem die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim und der «Spezialoperation» genannte Krieg gegen die Ukraine.

«Der neue Lehrplan dient drei Zielen: die Schüler mit der Begründung des Kremls für die "militärische Spezialoperation" zu indoktrinieren, den Schülern eine kriegerische Denkweise einzuimpfen und die Ausbildungszeiten für die weitere Mobilisierung und den Einsatz zu verkürzen», hieß es in London weiter. Die Integration einer Drohnen-Schulung spiegele die Bedeutung der unbemannten Flugkörper auf dem Schlachtfeld wider und nutze Lektionen aus dem Krieg.

+++ Russlands Verbündeter Armenien will Militärmanöver mit USA abhalten +++

Armenien, Russlands langjähriger Verbündeter im Südkaukasus, hat vor dem Hintergrund anhaltender Spannungen um die Region Berg-Karabach eine gemeinsame Militärübung mit den USA angekündigt. Das vom 11. bis 20. September dauernde Manöver «Eagle Partner 2023» beinhalte Operationen zur Stabilisierung von Konflikten bei der Erfüllung von friedensstiftenden Einsätzen, teilte das armenische Verteidigungsministerium am Mittwoch laut der staatlichen Nachrichtenagentur Armenpress mit. Der Kreml zeigte sich unzufrieden mit der Entscheidung.

Die beiden ehemals sowjetischen Länder Armenien und Aserbaidschan kämpfen seit Jahrzehnten um die Region Berg-Karabach, die zwar auf aserbaidschanischem Gebiet liegt, aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Trotz eines von russischen Truppen überwachten Waffenstillstands kommt es immer wieder zu Gefechten. Aserbaidschaner blockieren zudem seit Monaten den Latschin-Korridor, der Armeniens einziger Zugang zu Berg-Karabach ist.

Beobachter beschreiben die Lage in Berg-Karabach als katastrophal. Es fehlt demnach etwa an Lebensmitteln und Medikamenten. Seit Mittwoch wird Brot nur noch gegen Bezugsscheine ausgegeben. In dem Zusammenhang hat die armenische Führung auch zunehmend Unzufriedenheit mit Russland als Vermittler geäußert. Eriwan wirft Moskau, das lange als Schutzmacht der Armenier im Kaukasus galt, ungenügenden Einsatz vor.

Regierungschef Nikol Paschinjan hat Anfang des Jahres eine im Land geplante Militärübung des von Russland dominierten Militärbündnisses OVKS als zwecklos abgesagt. Das gemeinsame Manöver mit den USA gilt als weiteres Zeichen der Abwendung Armeniens von Russland. Das Land versucht stattdessen, auch westliche Staaten an der Lösung des Berg-Karabach-Konflikts zu beteiligen.

«Solche Neuigkeiten rufen Beunruhigung hervor, speziell in der jetzigen Lage», kommentierte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Nachrichtenagentur Interfax zufolge die bevorstehende Militärübung. Russland werde die weitere Entwicklung sehr genau verfolgen. Die Beziehungen zwischen Moskau und Washington gelten insbesondere seit dem von Russland begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die von den USA unterstützt wird, als gespannt.

+++ US-Außenminister Blinken zu Gesprächen in der Ukraine +++

Der US-Außenminister Antony Blinken ist zu Gesprächen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Die Ankunft am Mittwoch meldeten mehrere ukrainische Medien. Für Blinken ist es der dritte Besuch seit dem russischen Einmarsch vor über 18 Monaten. Zuvor war er im April 2022 - gemeinsam mit Verteidigungsminister Lloyd Austin - und September 2022 in Kiew. Die USA sind der wichtigste westliche Unterstützer des osteuropäischen Landes in seinem Abwehrkampf gegen Russland.

US-Außenminister Antony Blinken. (Bild: Reuters)
US-Außenminister Antony Blinken. (Bild: Reuters)

+++ Toter bei neuen nächtlichen Angriffe auf Kiew und Odessa +++

Bei neuen russischen Angriffen mit Drohnen und Raketen auf Kiew und das Gebiet Odessa im Süden der Ukraine ist offiziellen Angaben zufolge ein Mensch ums Leben gekommen. «Ein Mitarbeiter eines Landwirtschaftsbetriebs wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus», teilte der Militärgouverneur von Odessa, Oleh Kiper, am Mittwoch auf Telegram mit. Daneben habe es auch erheblichen Sachschaden durch erneute Einschläge in den Hafenanlagen des Landkreises Ismajil gegeben.

In Kiew hingegen verlief die Attacke weitgehend glimpflich. Ein Betrieb im Umland soll durch herabstürzende Raketentrümmer Feuer gefangen haben. Die Flammen seien am Morgen gelöscht worden, teilte der Zivilschutz auf Telegram mit.

Nach Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte wurden insgesamt 23 der insgesamt 33 Flugobjekte abgeschossen. Darunter alle sieben luftgestützten Marschflugkörper und eine umfunktionierte Flugabwehrrakete vom Typ S-300, die Russland seit Monaten auch zum Beschuss von Städten einsetzt. Von den 25 gestarteten Drohnen wurden immerhin 15 abgefangen.

+++ Selenskyj sichert Soldaten neue Ausrüstung zu +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach seinem Truppenbesuch in den umkämpften Regionen Donezk und Saporischschja den Soldaten einmal mehr neue Ausrüstung zugesichert. «Es wird neue Lieferungen geben», sagte Selenskyj in seiner am Dienstagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Dabei berichtete er erneut von seinen Gesprächen mit Kommandeuren und Militärärzten während seiner Reise in die Nähe des Frontgebiets. Demnach besuchte Selenskyj 13 Brigaden. Er werde die Forderungen der Soldaten den Generälen, Regierungsbeamten und den Zuständigen für die internationalen Beziehungen übermitteln. Details nannte er nicht.

Selenskyj kündigte einmal mehr auch eine neue Waffenproduktion sowie für das Land wichtige andere Entscheidungen an. Zuvor hatte der Präsident mitgeteilt, dass er den Chef der Militärverwaltung des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, entlasse. Nach einem Bericht des Internetportals «Ukrajinska Prawda» soll Kyrylenko künftig das Kartellamt der Ukraine leiten, das Monopolbildung verhindern soll. Der Schritt gilt als Beförderung. Zunächst war unklar, wer den von der Ukraine kontrollierten Teil des überwiegend von russischen Truppen besetzten Gebiets Donezk künftig führen soll.

Die Ukraine führt seit Monaten eine Gegenoffensive zur Befreiung ihrer von Russland besetzten Gebiete. Dazu gehören neben den Regionen Saporischschja und Donezk auch Cherson sowie Luhansk. In dem inzwischen seit mehr als 18 Monaten andauernden russischen Angriffskrieg will Kiew auch die bereits 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim zurückerobern.