Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Dienstag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

In unserem Nachrichtenticker können Sie die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Russischer Kampfjet-Absturz im Wohngebiet: Toten-Zahl steigt auf 15

  • Schwedische Zeitung: Explosion hat 50-Meter-Loch in Pipeline gerissen

  • Selenskyj: 30 Prozent der ukrainischen Kraftwerke zerstört

  • Neue russische Angriffe auf Ukraine - Luftalarm im ganzen Land

  • London: Russland nimmt wohl ukrainisches Energienetz ins Visier

  • Baerbock: Waffen für Ukraine Bestandteil deutscher Verlässlichkeit

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Russischer Kampfjet-Absturz im Wohngebiet: Toten-Zahl steigt auf 15 +++

Nach dem Absturz eines russischen Kampfflugzeugs in einem Wohngebiet in Jejsk im Süden Russlands ist die Zahl der Toten auf 15 gestiegen. Unter ihnen seien auch drei Kinder, teilten die russischen Behörden am Dienstag mit. Am Nachmittag starb demnach ein weiterer Patient im Krankenhaus. Am Montagabend war nach dem Absturz des Kampfjets vom Typ Su-34, der auch im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt wird, von sechs Toten die Rede gewesen. Weitere Tote wurden am Dienstag gefunden. 25 Menschen seien verletzt worden.

Einige Bewohner des in Brand geratenen Hauses starben, als sie aus den oberen Etagen sprangen, um sich vor den Flammen zu retten, wie die Vize-Gouverneurin Anna Minkowa mitteilte. Präsident Wladimir Putin sei in tiefer Trauer mit jenen Familien verbunden, «die ihre Nächsten im Zuge dieser Katastrophe verloren haben», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums stürzte die Maschine wegen eines technischen Defekts ab, ein Triebwerk soll in Brand geraten sein. Die Piloten konnten sich retten. Die Maschine war den Angaben nach auf einem Übungsflug gewesen und hatte keine Munition an Bord.

Insgesamt sind nach Behördenangaben 72 Wohnungen zerstört worden, mehr als 500 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Vier Verletzte seien ins Regionalkrankenhaus von Krasnodar gebracht worden, die anderen würden in Jejsk im Krankenhaus versorgt, hieß es. Die Verletzten erhielten neben medizinischer auch psychologische Hilfe, teilte Gesundheitsminister Michail Muraschko, der selbst in dem Ort am Asowschen Meer war, in der Nacht mit.

Der Kampfbomber fiel kurz nach dem Start direkt neben ein achtstöckiges Wohnhaus, das zum Teil in Brand gesetzt wurde. Etwa 300 Meter von der Stelle entfernt steht eine Schule, in der zum Zeitpunkt russischen Medien zufolge 600 Schüler waren. Verletzt wurde dort niemand.

Videos aus der Stadt zeigten eine große Explosion dicht an dem Hochhaus. Dann waren kleinere Detonationen zu hören. Ein Teil des Gebäudes fing bis zum Dach hinauf Feuer. Die Sprecherin des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny, Kira Jarmysch, sagte, dass russische Kampfjets jetzt nicht nur in der Ukraine Wohnhäuser zerstörten, sondern auch in der Heimat. «Nichts davon gäbe es, wenn Putin nicht diesen Krieg begonnen hätte.»

+++ Schwedische Zeitung: Explosion hat 50-Meter-Loch in Pipeline gerissen +++

Die Explosionen an Nord Stream 1 haben laut der schwedischen Boulevardzeitung «Expressen» ein riesiges Loch in die Pipeline gerissen. Unterwasser-Aufnahmen, die die Zeitung nach eigenen Angaben von den Schäden gemacht hat, zeigen demnach, dass ein mindestens 50 Meter langer Abschnitt einer Gasleitung in 80 Meter Tiefe fehlt.

An einigen Stellen der Leitung sei das Metall außerdem stark verformt, an anderen gebe es Risse und scharfe Kanten, schrieb «Expressen» am Dienstag. «Nur extreme Kraft kann so dickes Metall auf diese Weise verbiegen», sagte Trond Larsen von der Firma Blueeye Robotics, der die Unterwasser-Kamera für die Zeitung gelenkt hat. Die schwedischen Behörden haben die beschädigten Nord-Stream-Leitungen in schwedischer Wirtschaftszone bereits untersucht und Beweismaterial gesichert.

In Dänemark bestätigte die Polizei am Dienstag, dass die Schäden an den Nord-Stream-Leitungen in dänischer Wirtschaftszone laut ihren Untersuchungen durch «kräftige Explosionen» entstanden seien. Gemeinsam mit dem dänischen Inlandsnachrichten- und Sicherheitsdienst PET will die Kopenhagener Polizei nun für die weiteren Untersuchungen ein Ermittler-Team bilden. «Es ist noch zu früh, um etwas darüber zu sagen, in welchem Rahmen die internationale Zusammenarbeit mit unter anderem Schweden und Deutschland stattfinden wird», hieß es in einer Mitteilung.

Ende September waren nach Explosionen in der Nähe der Ostsee-Insel Bornholm vier Lecks in den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 entdeckt worden, jeweils zwei davon in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens. Es wird vermutet, dass Sabotage hinter den Lecks steckt.

An den beschädigten Abschnitten der Pipelines Nord Stream 1 und 2  strömte Erdgas aus. (Bild: Getty Images)
An den beschädigten Abschnitten der Pipelines Nord Stream 1 und 2 strömte Erdgas aus. (Bild: Getty Images)

+++ Wladimir Klitschko wünscht sich mehr Medien-Präsenz in der Ukraine +++

Der ukrainische Ex-Boxweltmeister Wladimir Klitschko hat die Medien angesichts des russischen Angriffskrieges zu mehr Präsenz in der Ukraine aufgefordert. Er wünsche sich, mehr Medien der freien Welt in der Ukraine, sagte Klitschko am Dienstag bei den Medientagen München.

Der Bruder des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko rief die Medien und Deutschland insgesamt auf, bei der Unterstützung nicht müde zu werden. Als früherer Profisportler wisse er: «Ausdauer schlägt Talent und Klasse.» Es könne Deutschland nicht gut gehen, wenn in der Ukraine Krieg herrsche.

Klitschko sagte, die Ukraine verteidige nicht nur ihre Souveränität, sondern auch die Demokratie. «In diesem Land wird niemals Diktatur stattfinden und freie Medien werden immer da sein.»

+++ Selenskyj: 30 Prozent der ukrainischen Kraftwerke zerstört +++

Die schweren russischen Angriffe der vergangenen Tage auf die Ukraine haben nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj schwere Schäden in der Energie-Infrastruktur hinterlassen. «Seit dem 10. Oktober sind 30 Prozent der ukrainischen Kraftwerke zerstört worden, was zu massiven Stromausfällen im ganzen Land führt», schrieb Selenskyj am Dienstag auf Twitter. Zugleich lehnte er jede Form von Verhandlungen mit Moskau ab. «Es gibt keinen Raum mehr für Verhandlungen mit dem Regime von (Russlands Präsident Wladimir) Putin.»

Seit vergangener Woche überzieht Russland das Nachbarland mit großflächigen Raketen- und Drohnenangriffen, auch am Dienstag wieder. Dutzende Zivilisten starben. Zuvor hatte es eine schwere Explosion auf der Krim-Brücke gegeben, die Russland und die von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel miteinander verbindet. Putin macht dafür den ukrainischen Geheimdienst SBU verantwortlich.

Von neuem Beschuss durch Raketen und Drohnen in der Nacht zum Dienstag waren zahlreiche ukrainische Regionen betroffen - darunter einmal mehr die Hauptstadt Kiew. Im östlichen Teil der Millionen-Metropole gebe es Ausfälle bei der Strom- und Wasserversorgung, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram mit. Er rief alle Bewohner auf, Elektrizität zu sparen und Trinkwasservorräte anzulegen.

+++ Neue russische Angriffe auf Ukraine - Luftalarm im ganzen Land +++

Russland hat mit neuen Raketen- und Drohnenangriffen auf die Ukraine im ganzen Land Luftalarm ausgelöst. Die Behörden in zahlreichen Regionen - darunter Charkiw, Dnipropetrowsk und Mykolajiw - meldeten am Dienstag, dass die Luftverteidigung aktiv sei. Vielerorts schlugen dennoch Raketen ein. Auch in der Hauptstadt Kiew berichtete Bürgermeister Vitali Klitschko von neuen Explosionen. In Mykolajiw sei bei nächtlichem Raketenbeschuss ein Wohnhaus getroffen worden, Einsatzkräfte hätten die Leiche eines Mannes aus dem Trümmern geborgen, teilte Gouverneur Witalij Kim mit.

«Die Ukraine ist unter Beschuss der Okkupanten. Sie machen weiter das, was sie am besten können: Zivilisten terrorisieren und töten», sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Die Russen hätten in Mykolajiw auch den Blumenmarkt und den Kastanienpark beschossen - «absolut friedliche Orte».

Auch in der Stadt Charkiw berichtete Bürgermeister Ihor Terechow von Raketenbeschuss. «In der Stadt gab es innerhalb von fünf Minuten zwei Explosionsserien», sagte er. Getroffen wurde nach ersten Erkenntnissen ein Industriebetrieb. Die U-Bahn stellte den Zugverkehr ein und nahm erneut den Betrieb als Schutzbunker auf.

Im Gebiet Dnipropetrowsk wurden in Kriwyj Rij und in der Gebietshauptstadt Dnipro Explosionen gemeldet. In Schytomyr hätten Raketen Energieinfrastruktur getroffen, hieß es. Das russische Militär hatte erklärt, gezielt Energieanlagen unter Beschuss zu nehmen.

Auch kremlnahe russische Militärblogger berichteten von Beschuss zahlreicher Regionen - und veröffentlichten in sozialen Netzwerken eine Vielzahl von Fotos und Videos mit Rauchwolken über Städten, die die neuen Angriffe dokumentieren sollen. Die Echtheit dieser auch in ukrainischen Kanälen verbreiteten Aufnahmen war zunächst nicht überprüfbar.

Die ukrainischen Streitkräfte teilten mit, dass mehrere Angriffe abgewehrt worden seien. Die Regierung in Kiew fordert vom Westen noch mehr Flugabwehrsysteme für die Luftverteidigung gegen die russischen Angriffe mit Drohnen und Raketen. Russland hatte den Beschuss in dem seit fast acht Monaten dauernden Krieg gegen die Ukraine zuletzt wieder deutlich intensiviert.

Erneut wurde die ukrainische Hauptstadt Kiew und weitere Gebiete mit russischen Raketen beschossen. (Bild: Reuters)
Erneut wurde die ukrainische Hauptstadt Kiew und weitere Gebiete mit russischen Raketen beschossen. (Bild: Reuters)

+++ London: Russland nimmt wohl ukrainisches Energienetz ins Visier +++

Die russischen Angriffe mit Raketen und Kamikaze-Drohnen in der Ukraine sind nach Ansicht britischer Militärexperten höchstwahrscheinlich auf das Energienetz des Landes gerichtet. Russland habe seit dem 10. Oktober ein hohes Maß an Langstrecken-Schlägen auf Ziele in verschiedenen Teilen der Ukraine aufrechterhalten. «Es ist höchstwahrscheinlich ein zentrales Ziel dieser Aktion, weitreichenden Schaden am Energienetz der Ukraine anzurichten», hieß es am Dienstag in einem Bericht der Geheimdienste, den das Verteidigungsministeriums verbreitete.

Die britischen Experten sehen seit den Rückschlägen Moskaus auf dem Schlachtfeld im Sommer eine höhere Bereitschaft, neben militärischen Zielen auch zivile Infrastruktur in der Ukraine anzugreifen.

+++ Baerbock: Waffen für Ukraine Bestandteil deutscher Verlässlichkeit +++

Außenministerin Annalena Baerbock sieht die Waffenlieferungen für die Ukraine auch als wichtigen Beitrag, um Zweifel an der internationalen Verlässlichkeit Deutschlands zu zerstreuen. Deutschland werde die Ukraine weiterhin intensiv auch mit Waffen unterstützen, sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag beim Forum Außenpolitik der Körber-Stiftung in Berlin. «Denn wir liefern eben nicht nur Rüstungsgüter in die Ukraine, um Menschenleben zu retten. Sondern mit diesen Lieferungen, hoffe ich, geht auch ein Schub Vertrauen und Solidarität einher.»

Sie arbeite dafür, die Frage nach der Verlässlichkeit Deutschlands nicht einfach nur mit Ja zu beantworten, sondern dafür, Vertrauen zu schaffen, sagte die Ministerin. «Ja. Wir sind für Euch da», sagte sie auch in Richtung ihres anwesenden estnischen Amtskollegen Urmas Reinsalu. «Die Sicherheit des Baltikums, die Sicherheit Osteuropas ist Deutschlands Sicherheit. Und wir werden im Ernstfall jeden Zentimeter unseres Bündnisgebietes verteidigen.»

Baerbock appellierte angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine erneut an den europäischen Zusammenhalt. Solidarität sei kein Selbstzweck, sondern Grundlage für die gemeinsame Sicherheitspolitik von EU und Nato: «Diese europäische Solidarität ist unsere Lebensversicherung.» Auch die jüngste EU-Entscheidung zur Ausbildung von 15 000 ukrainischen Soldatinnen und Soldaten in Polen und teils in Deutschland mache deutlich: «Wir stehen füreinander ein. Wir können uns gegenseitig aufeinander verlassen.»

In Richtung des russischen Präsidenten Wladimir Putin und der Rufe nach Verhandlungen betonte Baerbock: «Ein Diktatfrieden ist kein Frieden für die Menschen in der Ostukraine.» Putin habe mit den «Pseudoreferenden» in den russisch besetzten Gebieten in der Ukraine sehr klar gemacht, dass er keinen Weg zurück suche. «Deshalb geht es für Europa nicht um Sicherheit mit Putins Russland, sondern um Sicherheit vor Putins Russland», sagte die Ministerin.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. (Bild: Reuters)
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. (Bild: Reuters)

+++ EU produziert seit Ukraine-Krieg Rekordmenge an erneuerbarem Strom +++

Beginn des Kriegs in der Ukraine hat die Europäische Union laut einer Studie so viel Strom aus Wind und Sonne produziert wie noch nie. Zwischen März und September kam fast ein Viertel der Elektrizität in der EU aus Solar- und Windkraft, wie aus einer Studie der Organisationen Ember und E3G am Dienstag hervorgeht. Im vergangenen Jahr waren es demnach 21 Prozent in dem Zeitraum, verglichen mit 24 Prozent in diesem Jahr. Insgesamt kamen 345 Terawattstunden aus den beiden erneuerbaren Quellen - ein Plus von 39 Terawattstunden im Vergleich zu 2021.

Auch Deutschland erreichte der Studie zufolge einen Rekord mit 104 Terawattstunden Strom aus Sonne und Wind seit März. Das entspreche etwa einem Drittel der gesamten Elektrizität. Insgesamt haben den Analysten zufolge 19 EU-Staaten Rekorde bei der Stromproduktion mit den beiden erneuerbaren Energien erreicht - etwa Frankreich, Italien, Polen und Spanien.

Durch die Rekordproduktion habe die EU etwa 11 Milliarden Euro an Gaseinkäufen gespart, hieß es. «Wind- und Solarenergie helfen den europäischen Bürgern schon jetzt», sagte Chris Rosslowe von Ember. «Aber das zukünftige Potenzial ist noch größer.» Die Pläne der EU, angesichts des Kriegs in der Ukraine die Energiewende zu beschleunigen, müssten von den EU-Staaten und vom Europaparlament umgesetzt werden. Dazu laufen derzeit Verhandlungen.

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