Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Freitag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News nachlesen.

  • Nach Truppenabzug: Russland beschießt aufgegebenes Gebiet in Cherson

  • Kreml: Militärische Spezialoperation in Ukraine wird fortgesetzt

  • Erneuter Gefangenenaustausch zwischen Ukraine und Russland

  • China nennt Beziehungen zu Russland «felsenfest»

  • Russische Rakete zerstört Wohnhaus – Tote und Verletzte

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Nach Truppenabzug: Russland beschießt aufgegebenes Gebiet in Cherson +++

Kurz nach dem Abzug der eigenen Truppen aus der ukrainischen Gebietshauptstadt Cherson und weiteren Orten hat Russland eigenen Angaben zufolge mit Angriffen auf die gerade erst aufgegebene Region begonnen. «Aktuell werden Truppen und Militärtechnik der ukrainischen Streitkräfte auf dem rechten Ufer des Flusses Dnipro beschossen», teilte Russlands Verteidigungsministerium am Freitag mit.

Nur wenige Stunden zuvor hatte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow mitgeteilt, alle russischen Einheiten in dem südukrainischen Gebiet seien auf die linke Flussseite gebracht worden. Insgesamt handelt es sich laut Angaben aus Moskau um mehr als 30 000 Soldaten, die nun südöstlich des Dnipro stationiert seien.

Die ukrainische Seite hatte sich auf Angriffe auf die gerade erst zurückeroberten Orte bereits eingestellt. Die Pressesprecherin des Kommandos Süd der ukrainischen Armee, Natalija Humenjuk, erklärte am Freitag im Fernsehen, die Streitkräfte rechneten mit «massivem Beschuss» Chersons. Das sei alleine schon durch die Nähe der neuen Verteidigungslinie der Russen auf dem gegenüberliegenden Ufer des Dnipro begründet, sagte sie.

+++ Russland weitet Einreiseverbote gegen USA aus +++

Als Reaktion auf westliche Sanktionen hat Russland weiteren 200 US-Amerikanern die Einreise verboten. Auf der so genannten Stop-Liste stehen nun unter anderem auch die beiden Brüder von US-Präsident Joe Biden, James und Francis Biden, sowie Schwester Valerie Biden, wie das Außenministerium in Moskau am Freitag mitteilte. Gegen den US-amerikanischen Staatschef selbst hatte die Behörde bereits Mitte März ein Einreiseverbot verhängt.

Auf der Liste, die mittlerweile knapp 1300 US-Amerikaner umfasst, stehen nun zudem weitere Politiker und Unternehmer, die laut Kreml-Darstellung die Ukraine in ihrem Kampf gegen den seit mehr als acht Monaten andauernden russischen Angriffskrieg unterstützen.

(Bild: Sputnik/Mikhail Metzel/Pool via REUTERS)
(Bild: Sputnik/Mikhail Metzel/Pool via REUTERS)

+++ Kreml: Militärische Spezialoperation in Ukraine wird fortgesetzt +++

Auch nach dem angekündigten Abzug russischer Truppen aus dem südukrainischen Cherson sieht der Kreml kaum Chancen auf Friedensverhandlungen mit Kiew. Russland schließe Verhandlungen mit der Ukraine zwar nicht aus, sehe aber keine Bereitschaft Kiews für Gespräche, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. «Kiew will keine Gespräche, also geht die militärische Spezialoperation weiter», sagte Peskow.

Aus Sicht des Kremls könne die «militärische Spezialoperation» entweder mit dem Erreichen ihrer Ziele oder mit Verhandlungen beendet werden, sagte der Sprecher von Russlands Präsident Wladimir Putin. Friedensgespräche «aus der Position der Stärke» heraus, wie sie die ukrainische Seite beanspruche, seien aber nicht möglich.

+++ Erneuter Gefangenenaustausch zwischen Ukraine und Russland +++

Russland und die Ukraine haben in dem seit über acht Monaten dauernden russischen Angriffskrieg erneut Gefangene ausgetauscht. «Es ist gelungen, 45 Kämpfer der Streitkräfte zu befreien», teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, am Freitag im Nachrichtendienst Telegram mit. Es handele sich dabei um Soldaten und Feldwebel. Wie viele Soldaten an die russische Seite übergeben wurden, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Am Vortag hatte der Interimschef des von Russland beanspruchten ostukrainischen Luhansker Gebiets, Leonid Passetschnik, von mehr 35 Soldaten gesprochen, die ausgetauscht worden seien. Russland war Ende Februar in die Ukraine einmarschiert.

+++ China nennt Beziehungen zu Russland «felsenfest» +++

Ungeachtet der internationalen Kritik am russischen Einmarsch in der Ukraine hat China seine Beziehungen zu Russland als «felsenfest» beschrieben. Außenamtssprecher Zhao Lijian sagte am Freitag ferner vor der Presse in Peking, beide Länder seien «umfassende strategische Partner». China und Russland formten keine Allianz und folgten dem Grundsatz der Nicht-Konfrontation. Ihre Zusammenarbeit ziele nicht auf dritte Parteien. «Die Beziehungen zwischen China und Russland haben über lange Zeit eine beständige und gute Entwicklung genommen. Es gebe ein «hohes Maß an Vertrauen».

Seit der Invasion hat China dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Rückendeckung gegeben. Bis heute gibt es keine öffentliche Kritik aus Peking an seinem Vorgehen. Vielmehr hat Peking die USA und die Nato als Hauptverantwortliche des Konflikts dargestellt. Allerdings hat Putin selbst «Sorgen» auf chinesischer Seite angesprochen. In einer Abkehr von der bisherigen Zurückhaltung Chinas mit Äußerungen hatte Staats- und Parteichef Xi Jinping aber vergangene Woche bei einem Treffen mit Kanzler Olaf Scholz in Peking gemeinsam und eindringlich vor dem Einsatz von Atomwaffen in dem Konflikt und der Drohung damit gewarnt.

Wladimir Putin und Xi Jinping (Bild: Lintao Zhang/Pool/Getty Images)
Wladimir Putin und Xi Jinping (Bild: Lintao Zhang/Pool/Getty Images)

+++ Russische Rakete zerstört Wohnhaus – Tote und Verletzte +++

Bei einem neuen Raketenangriff auf die Ukraine hat Russland nach Angaben aus Kiew ein Wohnhaus in der Stadt Mykolajiw zerstört. «Leider gibt es Tote und Verletzte. Such- und Rettungseinsätze laufen», teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitag in Kiew mit. Das sei die «zynische Antwort des Terrorstaats» auf die ukrainischen Erfolge an der Front, meinte Selenskyj. Russland lasse nicht ab von seiner «abscheulichen Taktik».

Der ukrainische Gouverneur des Gebietes Mykolajiw, Witalij Kim, teilte am Morgen im Nachrichtenkanal Telegram mit, es seien sechs Tote aus den Trümmern des fünfgeschossigen Wohnhauses geborgen worden. Die Zahl hatte sich immer wieder erhöht, nachdem anfangs zunächst von zwei Toten und zwei Verletzten nach dem Raketeneinschlag die Rede gewesen war. Kim veröffentlichte dazu auch ein Foto und ein Video von den Zerstörungen. Das Gebäude war eingestürzt.

+++ Selenskyj warnt vor Minengefahr +++

Selenskyj warnte vor Gefahren in den von den Besatzern aufgegebenen Gebieten. «Die erste und grundlegende Aufgabe ist die Minenräumung», sagte er. Die Besatzer ließen tausende Blindgänger und Munition zurück. «Ich habe oft Schätzungen gehört, dass die Räumung der Ukraine von russischen Minen Jahrzehnte dauern wird.» Noch rund 170.000 Quadratkilometer des Landes seien demnach minenverseucht.

(Bild: Wolfgang Schwan/Anadolu Agency via Getty Images)
(Bild: Wolfgang Schwan/Anadolu Agency via Getty Images)

Der Staatschef der Ukraine wies darauf hin, dass die aktuellen Erfolge der ukrainischen Streitkräfte «durch Monate brutalen Kampfes» erreicht worden seien. «Es ist nicht der Feind, der geht – es sind die Ukrainer, die die Besatzer verjagen», sagte Selenskyj. «Und wir müssen den ganzen Weg gehen – auf dem Schlachtfeld und in der Diplomatie – damit überall in unserem Land, entlang unserer gesamten international anerkannten Grenze, unsere Flaggen – ukrainische Flaggen – zu sehen sind. Und keine feindlichen Trikoloren mehr.»

Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sprach von einem nur langsamen Vorrücken ukrainischer Truppen im Osten und Süden des Landes. Auch wenn viele Menschen «explosive Neuigkeiten» von den Fronten erhofften, gehe es vorerst langsam voran, dies sei eben die Dynamik des Krieges. «Im Moment herrscht eine andere Dynamik und andere Phase der Kampfhandlungen», sagte sie am Donnerstagabend im Fernsehen. «Aber die Intensität der Kämpfe hat nicht nachgelassen.»

+++ Medien: Russen verwüsten und zerstören Cherson bei Abzug +++

Bei ihrem Abzug aus Cherson haben russische Truppen nach Medienberichten die südukrainische Stadt verwüstet. Neben dem Fernsehzentrum seien unter anderem Fernheizungsanlagen und Funkmasten gesprengt worden, berichtete die «Ukrajinska Prawda». Zudem sei in der Stadt der Strom komplett ausgefallen, ebenso wie das Internet. Bereits in den vergangenen Tagen waren mehrere Brücken über den Dnipro gesprengt worden.

Ein Zeitablauf für den am Vortag angeordneten Abzug russischer Soldaten aus Cherson und der gesamten Umgebung der Stadt am rechten Dnipro-Ufer war nicht bekannt. Nach einem Bericht der russischen Agentur Tass sollen Einheiten der Polizei und Rettungsdienste die Stadt erst mit den letzten Truppen verlassen.

+++ USA stellen weitere Militärhilfe für Ukraine bereit +++

Zur Unterstützung der Ukraine im russischen Angriffskrieg stellen die USA dem Land weitere Militärhilfen im Wert von 400 Millionen Dollar (392 Mio Euro) zur Verfügung, wie das US-Verteidigungsministerium in Washington ankündigte. Die militärische Unterstützung für Kiew aus den USA belaufe sich damit auf insgesamt 19,3 Milliarden Dollar seit Beginn der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden. Zu dem neuen Paket gehörten auch vier Avenger-Luftabwehrsysteme und Stinger-Raketen sowie Raketen für Hawk-Luftabwehrsysteme, sagte die Vize-Sprecherin des Pentagons, Sabrina Singh. «Das ist genau das, was wir brauchen, wonach wir gefragt haben», sagte Selenskyj am Abend.

Einem Bericht des «Wall Street Journal» zufolge wollen die USA zudem Munition von ihrem Verbündeten Südkorea kaufen, um damit die Ukraine zu unterstützen. Es gebe einen vertraulichen Waffendeal zwischen Seoul und Washington, wonach die USA 100.000 Runden von 150-Millimeter-Artillerie-Munition von ihrem Verbündeten abnehmen würden, berichtet das Blatt unter Berufung auf US-Beamte.

Das Verteidigungsministerium in Seoul bestätigte, dass südkoreanische Unternehmen mit den USA über den Export von Munition verhandelten. Der Kauf solle «die Knappheit an 150-Millimeter-Munition auf Lager» in den USA ausgleichen. Es werde aber unter der Voraussetzung verhandelt, dass die USA «Endbenutzer» seien. Das Ministerium betonte, an Südkoreas Position habe sich nichts verändert, keine tödlichen Waffen an die Ukraine zu liefern.