UNO: Zahl getöteter Zivilisten in Konflikten weltweit um 72 Prozent gestiegen

Die Zahl der zivilen Todesopfer in bewaffneten Konflikten hat sich im vergangenen Jahr nach Angaben der UNO weltweit um 72 Prozent erhöht. Der Anteil der getöteten Kinder habe sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht, sagte UN-Menschenrechtskommissar Türk. (Bashar TALEB)
Die Zahl der zivilen Todesopfer in bewaffneten Konflikten hat sich im vergangenen Jahr nach Angaben der UNO weltweit um 72 Prozent erhöht. Der Anteil der getöteten Kinder habe sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht, sagte UN-Menschenrechtskommissar Türk. (Bashar TALEB)

Die Zahl der zivilen Todesopfer in bewaffneten Konflikten hat sich im vergangenen Jahr nach Angaben der UNO weltweit um 72 Prozent erhöht. Der Anteil der getöteten Kinder habe sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht, sagte der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk am Dienstag zum Auftakt einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf. Der Anteil der weiblichen Opfer habe sich verdoppelt.

Die Kriegsparteien würden zunehmend "die Grenzen des Akzeptablen - und Legalen überschreiten", sagte Türk weiter. Sie zeigten "völlige Verachtung für den anderen und treten die Menschenrechte mit Füßen".

"Tötungen und Verletzungen von Zivilisten sind inzwischen an der Tagesordnung. Die Zerstörung lebenswichtiger Infrastrukturen ist an der Tagesordnung", fuhr Türk fort. "Auf Kinder wurde geschossen. Krankenhäuser bombardiert. Schwere Artillerie auf ganze Gemeinden abgefeuert. All das begleitet von hasserfüllter, spaltender und entmenschlichender Rhetorik."

In Hinsicht auf den Gazastreifen sei er "entsetzt über die Missachtung der internationalen Menschenrechte und des humanitären Rechts durch die Konfliktparteien" und über "unvorstellbares Leid und Tod". Seit Beginn des vom Großangriff der radikaislamischen Hamas ausgelösten Krieges am 7. Oktober seien "mehr als 120.000 Menschen in Gaza, überwiegend Frauen und Kinder, getötet oder verletzt worden" - "infolge der intensiven israelischen Offensiven", sagte Türk. Er kritisierte auch die seit Anfang Mai verstärkten Einsätze der israelischen Armee in der Stadt Rafah.

Der Menschenrechtskommissar äußerte sich auch zu einer Reihe anderer Konflikte, etwa in der Ukraine, der Demokratischen Republik Kongo und Syrien. Der Sudan werde "vor unseren Augen von zwei Kriegsparteien und ihnen nahestehenden Gruppen zerstört", die "die Rechte ihres eigenen Volkes schamlos missachtet haben", sagte Türk.

Zugleich ist die Finanzierung der humanitären Hilfe in den weltweiten Krisenregionen nicht gesichert: Es bestehe eine Finanzierungslücke von 40,8 Milliarden Dollar (rund 38 Milliarden Euro). Die angefragten Bedarfe seien im Durchschnitt nur zu 16,1 Prozent finanziert.

Die globalen Rüstungsausgaben hätten sich hingegen im vergangenen Jahr um 6,8 Prozent auf insgesamt 2,5 Billionen Dollar (2,33 Billionen Euro) erhöht, beklagte Türk. "Der Krieg bringt nicht nur unerträgliches menschliches Leid mit sich, sondern hat auch einen hohen Preis."

oer/ck