Der tragische Held Europas

Der tragische Held Europas
Der tragische Held Europas

Rory McIlroy ist am Sonntag der Boden unter den Füßen weggerissen worden: Der Golfstar hat bei den US Open an den letzten Löchern seinen Vorsprung auf Bryson DeChambeau verspielt und musste sich letztlich geschlagen geben.

Die Niederlage hatte bei McIlroy sofort Spuren hinterlassen, denn direkt nach dem entscheidenden Schlag seines Gegners verließ der Nordire das Grün. Ihm verschlug es die Sprache, denn wortlos ging er ins Klubhaus, zu groß war der Frust nach der verpassten Chance, nach zehn Jahren wieder ein Major zu gewinnen. Er schwänzte die obligatorischen Pressetermine und verschwand eilig. Ein Video auf Twitter zeigt, wie er nur Minuten nach seiner Niederlage mit durchdrehenden Reifen davonfährt.

McIlroy galt als europäischer Tiger Woods

Gleich zwei sehr kurze Putts vergab McIlroy in der Endphase in Torrey Pines und sorgte bei Fans und Beobachtern für Entsetzen. Dabei hätte der US-Open-Triumph doch etwas Magisches gehabt. Zu Beginn seiner Karriere galt der Nordire als Wunderkind und die europäische Antwort auf Tiger Woods.

Bereits mit 17 Jahren gab er noch als Amateur sein Debüt auf der European Tour, mit 20 folgte der erste Sieg und der Sprung unter die Top 20 der Weltrangliste. 2011 folgte bei den US Open der erste Major-Titel. Dabei brach er mit dem Ergebnis von 16 unter Paar den elf Jahre alten Rekord von Superstar Tiger Woods. Wenig später wurde er mit 22 Jahren zweijüngster erster der Weltrangliste.

Als 25-Jähriger hatte McIlroy bereits vier Major-Titel auf dem Konto. Er wurde als Europas Tiger Woods gefeiert und man fragte sich, ob er die Major-Bestmarken von Woods und Jack Nicklaus (18) irgendwann brechen würde. Viel Aufmerksamkeit, große Werbedeals und der Aufstieg zum Superstar - nicht zuletzt in den USA - folgten. Eine über Jahre hochklassige Rivalität mit Woods schien vorgezeichnet.

Golf-Superstar McIlroy: Privatleben eine Achterbahnfahrt

Doch 2014 kam der große Bruch. Im besten Jahr seiner Karriere (Siege bei Open Championship und PGA Championship) trennte er sich von Tennis-Star Caroline Wozniacki. Die beiden waren verlobt, die Hochzeit war schon geplant.

Sportlich stachen zwar immer wieder einzelne Highlights heraus, aber der Killerinstinkt ging verloren - vor allem bei den Majors. Immer wieder stand sich der Mann mit den kraftvollen Schlägen auf den Grüns selbst im Weg. Seit 2015 erreichte er unglaubliche 19 Mal eine Top-Ten-Platzierung bei den vier größten Golf-Turnieren der Welt - aber einen weiteren Sieg kosteten ihn regelmäßig seine Nerven.

Das Resultat: viermal Zweiter, einmal Dritter, einmal Vierter und zweimal Fünfter. Zu wenig für seine eigenen Ansprüche und die der Golf-Fans in Großbritannien und Europa.

So wurde McIlroy in zehn Jahren immer mehr zu einem unerfüllten Versprechen der Golfwelt, daran änderten auch die großen Ryder-Cup-siege mit Team Europa wenig. Dazu kamen zuletzt immer häufiger private Turbulenzen.

Scheidung, Affäre und dann Kehrtwende

Denn noch vor Wochen galt seine Ehe mit Frau Erica Stoll als „unwiederbringlich zerbrochen“. Das Paar beantrage die Scheidung. Daraufhin berichtete die britische Zeitung Dailymail über eine Liaison mit CBS-Golfreporterin Amanda Balionis. Die Gerüchte kamen nach Interviews auf, die Balionis mit dem Golfer führte.

Doch zuletzt verkündete McIlroy das Liebescomeback. „In den letzten Wochen haben Erica und ich erkannt, dass unsere beste Zukunft eine gemeinsame Familie ist. Zum Glück haben wir unsere Differenzen beigelegt und freuen uns auf einen Neuanfang“, zitierte ihn The Guardian.

Im Jahr 2012 lernten sich die beiden kennen, damals war der Golfer allerdings noch mit Wozniacki zusammen. Nach der Trennung verliebte sich der Golfer in Stoll und beide heirateten im Jahr 2017. Drei Jahre später kam ihre gemeinsame Tochter Poppy auf die Welt.

Golfstar legt mehrwöchige Pause ein

Einen Tag danach kündigte der Golfstar an, erstmal eine Pause einzulegen, um sich mental und physisch von der Enttäuschung zu erholen. „Gestern war ein harter Tag, wahrscheinlich der härteste in meinen fast 17 Jahren als Profi-Golfer“, gestand er auf X. Zudem schrieb McIlroy, dass er für die Genesis Scottish Open (ab dem 11. Juli) und The Open (ab dem 14. Juli) zurückkehren wird. „Ich habe immer wieder meine Widerstandsfähigkeit gezeigt und werde es erneut tun. Die positiven Aspekte der Woche überwiegen bei weitem die negativen“, so der 35-Jährige.

Der Sieg bei den US Open wäre für den Nordiren ein ganz besonderer Erfolg gewesen, denn seit 2014 hat McIlroy keinen Major-Titel mehr gewonnen. Im Jahr 2011 startete seine Karriere fulminant mit dem Sieg den US Open. Letztmaligen holte der Golfer einen großen Titel vor zehn Jahren bei der PGA Championship.