"Kann nicht verschoben werden": Gewerkschafterin verteidigt im ZDF Lufthansa-Streik

Ein Lufthansa-Streik zur Urlaubszeit treffe die Falschen, mahnte ZDF-Moma-Moderatorin Dunja Hayali am Mittwoch. Die ver.di-Verhandlungsführerin Christine Behle hingegen nannte die Maßnahme "so mild wie möglich". Das Konzernangebot für die Beschäftigten reiche "hinten und vorne nicht".

Wer derzeit mit dem Flugzeug verreisen will, braucht viel Optimismus und im Zweifel gute Nerven. Zu Personalmangel geschuldeten Flugausfällen kommt jetzt auch noch ein Warnstreik, in dessen Folge die Lufthansa mehr als 1.000 Flüge streichen musste. Und das zur Unzeit. "Streik muss wehtun, aber ein Streik mitten in der Urlaubssaison, der tut doch den Falschen weh", konfrontierte Dunja Hayali im ZDF-"Morgenmagazin" die ver.di-Verhandlungsführerin Christine Behle mit dem Zorn der Reisenden. "Warum ausgerechnet jetzt?", wollte die Moderatorin wissen.

Die ver.di-Verhandlungsführerin Christine Behle verteidigte im ZDF-
Die ver.di-Verhandlungsführerin Christine Behle verteidigte im ZDF-

Es liege in der Natur der Sache, dass man in der Luftfahrt nicht streiken könne, "ohne dass Passagiere davon einen Schaden haben", erwiderte die Gewerkschafterin, die betonte: "Wir machen uns Streiks nicht leicht." Es stünden nun eben Tarifverhandlungen an. Man könne nicht nach Tarifverhandlungen streiken, das Ganze "kann nicht verschoben werden", bat sie um Nachsicht. Man bemühe sich, die Auswirkungen "so mild wie möglich" zu gestalten.

Kein weiterer Streik vor der nächsten Verhandlungsrunde Anfang August

"In der Urlaubszeit ist das alles andere als mild", war Hayali nicht von der Beschwichtigung überzeugt. Zudem sei ja eine dritte Verhandlungsrunde bereits terminiert. "Warum dann doch dieses doch eher grobe Vorgehen?", hakte sie nach. Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende: "Wir hatten wie auch die Lufthansa ein großes Interesse daran, diese Verhandlungen nicht eskalieren zu lassen." Das sei aber nicht gelungen. "Es gab zwar ein Angebot, es reicht aber überhaupt nicht aus. Es gleicht nicht die Inflation aus. Die Beschäftigten sind in einer extrem angespannten Situation, die brauchen jetzt Entlastung."

Zwar habe die Lufthansa "eine starke soziale Komponente angeboten, das ist gut". Doch das reiche "hinten und vorne nicht aus". Vor allem stört sich Behle daran, dass die für kommendes Jahr angebotene Lohnerhöhung von zwei Prozent abhängig sein soll von einem positiven Geschäftsergebnis des Konzerns. "Das ist ein Blankoscheck, den die Beschäftigten ausstellen sollen." Zum zweiten kritisierte die Verhandlungsführerin die lange Laufzeit der vorgeschlagenen Vereinbarung. 18 Monate seien in Zeiten der Inflation "überhaupt nicht nachvollziehbar, und es ist insgesamt einfach zu niedrig". Die Gewerkschaft fordert zwölf Monate Laufzeit für den neuen Tarifabschluss und neuneinhalb Prozent mehr Lohn.

"Wir sind kompromissbereit, das ist klar", bekräftige Christine Behle, erinnerte aber auch: "Die letzte Erhöhung war vor drei Jahren. Wir haben erheblich Geld abgegeben in der Pandemie." Den rigiden Sparkurs der jüngsten Vergangenheit hat die Lufthansa inzwischen selbst als Fehler eingestanden. Dass vor der nächsten Verhandlungsrunde am 3. oder 4. August noch mal gestreikt werde, schloss die ver.di-Frau aus.

Video: Wegen Streiks: Lufthansa streicht am Mittwoch fast alle Flüge von München und Frankfurt