Weiberfastnacht wieder ohne Corona-Auflagen

Alaaf, Helau! Befreit von Corona-Regeln steuern Karnevalisten auf den Höhepunkt der «fünften Jahreszeit» zu. In Köln sind 2000 Polizisten unterwegs.

Erstmals seit drei Jahren können die Karnevalisten, wie hier in Düsseldorf, wieder ohne Corona-Einschränkungen feiern. (Bild: dpa)
Erstmals seit drei Jahren können die Karnevalisten, wie hier in Düsseldorf, wieder ohne Corona-Einschränkungen feiern. (Bild: dpa)

Köln (dpa) - In den Karnevalshochburgen hat am Donnerstagvormittag der Straßenkarneval begonnen. Pünktlich um 11 Uhr 11 nahm das närrische Treiben seinen Lauf. In Köln ließ das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau die Jecken los.

In Bonn griffen die Waschweiber an. Diese Tradition geht auf eine frühe Frauenbewegung zurück: 1824 war im heute zu Bonn gehörenden Ort Beuel erstmals das Beueler Damenkomitee zusammengetreten. Die Beueler Wäscherinnen wehrten sich gegen das Patriarchat, die Dominanz der Männer und die damit verbundene Ausbeutung der Frauen.

Erstmals seit drei Jahren können die Karnevalisten wieder ohne Corona-Einschränkungen feiern. 2020 war der Karneval noch knapp vor den ersten weitreichenden Lockdown-Maßnahmen über die Bühne gegangen, hatte allerdings auch selbst zur Verbreitung des Virus beigetragen. Im Folgejahr 2021 fiel der Karneval komplett aus. 2022 fand Weiberfastnacht unter 2G-plus-Bedingungen statt. Diese Einschränkungen fallen nun weg.

Nachholbedarf

Die Karnevalsfans haben nach Ansicht des Kölner Festkomitee-Präsidenten Christoph Kuckelkorn nach zwei Jahren mit Corona-Einschränkungen großen Nachholbedarf. «Das Wetter stimmt, die Stimmung stimmt, die Leute haben Lust, wieder gemeinsam etwas zu erleben, was wir zwei Jahre lang nicht konnten - und da gibt es viel Nachholbedarf», sagte Kuckelkorn am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

«Wenn man jetzt wieder in der großen Suppe der umgebenden Menschen schwimmt und gemeinsam etwas erlebt, das macht so stark, das ist ein gesellschaftlicher Kick, den der Karneval auch darstellt.»

Die «Möhnen» sind in Düsseldorf los.

Auch in Düsseldorf hat der Straßenkarneval begonnen - traditionell mit dem Sturm auf das Rathaus durch närrische Frauen. Zuvor hatten sich bereits gut Tausend Jecken auf dem Platz davor versammelt. Oberbürgermeister Stephan Keller erwartete die «Möhnen» als zotteliger Hippie im Schafspelz auf dem Rathausbalkon.

«Zwei Jahre hattet ihr Ruhe vor uns, aber heute ist Frauenpower angesagt. Wir wollen die Macht», rief Venetia Uasa Maisch. «Wir schneiden euch die Krawatten ab. Es geht euch an den Kragen. Wir wollen rein.»

Doch der Oberbürgermeister ließ die «Möhnen», wie die närrischen Frauen in Düsseldorf heißen, zappeln. Erst mit zwei Minuten Verspätung hatte der Ansturm Erfolg: Um 11.13 Uhr flog die historische blaue Rathaustür auf und die Närrinnen enterten die kommunale Machtzentrale.

Die Venetia ist die weibliche Hälfte des Prinzenpaares, also die Karnevalsprinzessin. Der Begriff soll auf die Frau von Jan Wellem zurückgehen, die zwischen 1669 und 1719 regelmäßig ein Venezianisches Fest zugunsten der Armen gab.

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