10 Fakten zum Fahren ohne Fahrschein

Man kennt das: Irgendwann ist wohl jeder schon mal (ungewollt) schwarzgefahren. Zehn Fakten, welche rechtlichen und sozialen Folgen das Fahren ohne gültigen Fahrschein im öffentlichen Nahverkehr haben kann.

"Die Fahrscheine, bitte": Ohne Ticket droht im Nahverkehr Ungemach. (Foto: REUTERS/Annegret Hilse)
"Die Fahrscheine, bitte": Ohne Ticket droht im Nahverkehr Ungemach. (Foto: REUTERS/Annegret Hilse)

Nichts geht mehr ohne Bus und Bahn. Der öffentliche Nahverkehr ist die Lebensader von Städten und Metropolen. Er ermöglicht es Millionen von Menschen, bequem und umweltfreundlich von A nach B zu gelangen. Doch nicht jeder nutzt diese Dienstleistung auf legale Weise. Fahren ohne gültigen Fahrschein ist ein Vergehen, das nicht nur rechtliche Konsequenzen nach sich zieht, sondern auch soziale Auswirkungen haben kann.

Woher der Begriff "Schwarzfahren" kommt

Es gibt umgangssprachliche Begriffe, die bis heute ihren festen Bestandteil im alltäglichen Sprachgebrauch haben – so wie "Schwarzfahren". Über die Herkunft des Begriffs gibt es unterschiedliche Theorien. Nach einer wird der Begriff metaphorisch verwendet, um auf die illegale Natur dieser Handlung hinzuweisen.

In vielen Kulturen wird die Farbe Schwarz nämlich mit Verboten und Illegalität in Verbindung gebracht. Ähnlich wie in anderen Ausdrücken wie "Schwarzarbeit" oder "Schwarzgeld" dürfte der Begriff "Schwarzfahren" darauf hinweisen, dass jemand ohne den Erwerb des erforderlichen Tickets handelt.

Eine andere Theorie sieht den sprachgeschichtlichen Kontext. Im Jiddischen bedeutet "shvarz" nämlich "arm". Entsprechend der sprachlichen Herkunft bedeutet "Schwarzfahren" also tatsächlich "arm fahren" – was durch den Zusammenhang mit den ökonomischen Verhältnissen (Armut) gestützt wird.

Politische Debatte um Bezeichnung "Schwarzfahren"

In den vergangenen Jahren hat der Begriff indes eine politische Debatte entfacht. So haben einige Verkehrsbetriebe in Österreich und Deutschland damit begonnen, den Begriff zu ersetzen, weil er rassistisch besetzt sei und entsprechend Menschen mit dunkler Hautfarbe diskriminiert. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG) haben den Begriff inzwischen abgeschafft und durch "Fahren ohne gültigen Fahrschein" ersetzt.

Rechtliche Konsequenzen

Fahren ohne Fahrschein stellt eine Ordnungswidrigkeit oder sogar eine Straftat dar, je nach den Gesetzen des jeweiligen Landes oder Bundeslandes. Die Strafen reichen von Geldbußen bis hin zu Haftstrafen, insbesondere bei wiederholtem Verstoß. Im ersten Schritt wird ein sogenanntes "erhöhtes Beförderungsentgelt" von 60 Euro fällig.

Folgen bei Wiederholung

Schwarzfahren ist kein Kavaliersdelikt, sondern stellt nach § 265a StGB ein Erschleichen von Leistungen dar. Im Wiederholungsfall droht erheblicher Ärger. Hierbei oder bei fehlender Begleichung des Beförderungsentgelts kann das Verkehrsunternehmen oder die Polizei eine Anzeige wegen Betrugs oder Diebstahls erstatten.

Ins Gefängnis wegen Schwarzfahren

Die höchste Eskalationsstufe beim Fahren ohne Fahrschein ist der Gang ins Gefängnis. Er kann vor allem dann erfolgen, wenn ein Wiederholungsfall vorliegt (meist nach dem dritten Mal) und eine Zahlung ausbleibt.

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Infografik: Wer nicht zahlen kann, wird eingesperrt | Statista
Infografik: Wer nicht zahlen kann, wird eingesperrt | Statista

Entsprechend oft von Haftstrafen betroffen sind obdachlose Menschen, die sich im öffentlichen Nahverkehr aufhalten, dabei jedoch ohne Fahrschein angetroffen werden. Rund 50.000 Menschen landen in der Bundesrepublik jedes Jahr im Gefängnis, weil sie eine Geldstrafe nicht bezahlen können. Der Großteil davon (etwa jeder vierte Fall) entfällt dabei auf Schwarzfahrer.

Was passiert, wenn der Fahrkarten-Automat kaputt ist?

Man stelle sicher, dass der Ticketautomat wirklich defekt ist. Von der Fehlermeldung auf dem Bildschirm ist ein Foto zu machen und die Automatennummer zu notieren. Bei der Reise mit der Deutschen Bahn sollte die Entstörungsstelle (unter der Nummer 0800 2886644) oder die Social-Media-Kanäle kontaktiert werden. Ist der Defekt notiert und gemeldet, steht einer Fahrt nichts im Wege. Im Zug sollte allerdings schnellstmöglich der Schaffner bzw. das Servicepersonal aufgesucht werden.

Was passiert, wenn das Monatsticket vergessen wurde?

Besteht ein Abo, aber die Fahrkarte wurde lediglich vergessen, reduziert sich das "erhöhte Beförderungsentgelt" meist drastisch auf den regulären Ticketpreis der Einzelfahrt oder auf eine Bearbeitungsgebühr, die je nach Bundesland variiert, aber meist nur einige Euro beträgt. Der Nachweis ist inzwischen meist online zu erledigen.

Der Schaden für Verkehrsbetriebe

Schwarzfahrer verursachen erhebliche Einnahmeverluste für Verkehrsbetriebe. Dies kann zu einem Mangel an finanziellen Ressourcen führen, um den Nahverkehr zu verbessern und instand zu halten. Nach Schätzung des Verbands Deutscher Verkehrsbetriebe (VDV) belief sich der entstandene Schaden 2021 auf rund 250 Millionen Euro.

Schwarzfahren im Ausland

Schwarzfahren wird im europäischen Ausland entsprechend geahndet. In vielen EU-Metropolen ist die Fahrt ohne Fahrkarte sogar deutlich teurer – in Rom, Stockholm, Oslo, Kopenhagen oder Brüssel fallen Bußgelder von über 100 Euro an. "Günstiger" als in Deutschland kommt man dagegen in Paris, Amsterdam, Athen, Warschau, Prag, Budapest oder Bukarest davon.

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Infografik: Schwarzfahren: Mehrheit für mildere Strafen | Statista
Infografik: Schwarzfahren: Mehrheit für mildere Strafen | Statista

Das Land, in dem man nicht schwarzfährt

Gibt es auch ein Land, vor dem sich Schwarzfahrer nicht fürchten müssen? Ja: In Luxemburg ist der öffentliche Nahverkehr seit März 2020 für alle Benutzer kostenlos! Das bedeutet, dass Bürger sowie Touristen die öffentlichen Verkehrsmittel wie Busse, Züge und Straßenbahnen im gesamten Land ohne Fahrschein oder Ticket nutzen können, ohne dafür bezahlen zu müssen. Diese Initiative zielt darauf ab, die Verkehrssituation in Luxemburg zu verbessern, den Straßenverkehr zu entlasten, die Umweltbelastung zu reduzieren und den Zugang zum öffentlichen Nahverkehr für alle zu erleichtern.