Abgelaufen? Wirbel um olle Kamellen beim Karneval

Karnevalsgemeinschaft "Löstige Jonge" klärt auf

Kamelle gehören zum Karneval dazu - in diesem Jahr gab es Aufregung darum (Symbolbild: ddp images)
Kamelle gehören zum Karneval dazu - in diesem Jahr gab es Aufregung darum. (Symbolbild: ddp images)

Kein Rosenmontagszug ohne Kamelle: Tonnenweise Süßigkeiten werden zum Karnevalsumzug von den Wägen in die Menge geworfen. Waren es früher vornehmlich Karamellbonbons, wovon sich auch der Name Kamelle ableitet, ist es heute Naschwerk aller Art, von Schokoriegeln bis Gummibärchen-Tüten. Die Veranstalter müssen dafür tief in die Tasche greifen: Allein in Köln wurden dem Kölner Stadtanzeiger zufolge in diesem Jahr 3,1 Millionen Euro nur für den Kamellen-Regen ausgegeben.

Angesichts solcher Kosten scheint es da wenig verwunderlich, dass der eine oder andere bei den Kamellen ein wenig sparen möchte. In Moers, wo am Samstag Zehntausende zum Nelkensamstagszug kamen, wurde das Sparen nun offenbar zu weit getrieben: Einem Facebook-Post zufolge wurden dort lange abgelaufene Süßigkeiten verteilt.

Am Naschwerk sparen: Wurden abgelaufene Kamelle verteilt?

In einer Moerser Facebook-Gruppe wurden Fotos von Gummibärchen-Tüten geteilt, auf denen deutlich das Ablaufdatum zu lesen ist, das mehr als vier Jahre zurückliegt. Bis zum 26.9.2019 wären sie demnach haltbar gewesen.

Auch in anderen Städten haben Anwohner ähnliche Fälle beobachtet. In einer Facebook-Gruppe aus Leverkusen wurden Gummibärchen mit dem gleichen Ablaufdatum gefunden. Und wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet, wurden sie auch in Frechen-Bachem, in Solingen und in Alt-Hürth gefunden.

Kamelle aus China: Was wirklich dahinter steckt

Neben zahlreichen empörten Kommentaren äußerte eine Frau auf Social Media bereits den Verdacht, dass es sich um einen Druckfehler handeln könnte. Wie die Beschriftung der "Party-Bärchen" zeigte, wurden sie in China hergestellt. Womöglich, so mutmaßte die Nutzerin, wurde das Datum in einer anderen Reihenfolge als in Deutschland üblich, also Jahr-Monat-Tag, abgedruckt.

Diese Theorie bestätigte die Pressewartin der Karnevalsgemeinschaft "Löstige Jonge" Jakobswüllesheim, Daniela Schröder-Martinak, auf Nachfrage des Magazins watson. Auch dort wurden die vermeintlich abgelaufenen Kamelle verteilt, doch auf der Großpackung, in denen die kleinen Tütchen geliefert wurden, sei das Datum korrekt abgedruckt und weise auf eine Mindesthaltbarkeit bis zum 19.9.2026 hin, wie Schröder-Martinak versichert.

Dass in China eine andere Datumsschreibweise üblich sei, erklärten auch Verantwortliche aus Solingen gegenüber einem lokalen Radiosender. Die Süßigkeiten für dieses Jahr seien erst im Dezember und Januar gekauft und vor dem Umzug kontrolliert worden.

Gespart wurde also nicht, indem man olle Kamelle wiederverwertet hat, sondern indem günstige Ware aus China bestellt wurde. Die können allerdings ohne Bedenken verzehrt werden.