"Anatomie eines Falls" räumt beim Europäischen Filmpreis ab

Der Europäische Filmpreis ist wie alle zwei Jahre seit seiner Gründung in Berlin vergeben worden. Er wurde 1988, kurz vor dem Fall der Berliner Mauer, von der Europäischen Filmakademie ins Leben gerufen, um das europäische Kino und seine Vielfalt hervorzuheben.

Der Justizthriller "Anatomie eines Falls" der französischen Regisseurin Justine Triet räumte die Preise für das beste Drehbuch, die beste Regie sowie den besten Film ab. Für ihre Hauptrolle in dem Drama wurde Sandra Hüller als beste Darstellerin ausgezeichnet.

Der Film über eine Schriftstellerin unter Mordverdacht an ihrem Mann deckt im Prozess ihre Ehe und ihre Identität als Frau auf.

"Es gibt in Europa eine Freiheit, die man bewahren und schützen muss, die großartig ist", sagt Filmregisseurin Justine Triet. "Eine Meinungsfreiheit, eine Freiheit, zu sagen, was man denkt, was eigentlich ziemlich selten ist. Und wenn man in der Welt herumreist, merkt man, dass das sehr wertvoll ist."

Sandra Hüller spielt auch die Hauptrolle in "The Zone of Interest", einem erschütternden Film über das Familienleben des Lagerkommandanten von Auschwitz, der die Menschlichkeit in all ihrem Schrecken zeigt, ohne das Konzentrationslager zu zeigen. Der Film ging leer aus. Sandra Hüller lobt die Arbeit der Europäischen Filmakademie:

"Es ist ein außergewöhnlicher Preis, alle, die hinter den Kulissen arbeiten, was eine sehr stille, aber wichtige Arbeit ist, haben eine großartige Arbeit geleistet, um uns alle hier zusammenzubringen, uns zu treffen und interessante Themen zu diskutieren."

Europäische Themen, die den Zustand der Welt und Europas widerspiegeln. Der Film "Green Border" der polnischen Filmemacherin Agnieszka Holland ist eine realistische Darstellung der Notlage von Migranten, die zwischen Belarus und Polen gestrandet sind. Der Film wurde von konservativer und rechtspopulistischer Seite in Polen kritisiert.

"Es gibt Filme, die sich mutig mit verschiedenen Themen auseinandersetzen, die nicht direkt politisch sind, aber gleichzeitig leben wir in einer Realität, die in jeder Hinsicht politisch ist", meint die Regisseurin Agnieszka Holland.

Mit "Io, capitano" liefert Matteo Garrone einen Film, der uns in die Lage von zwei jungen Afrikanern versetzt, die alles hinter sich gelassen und alles geopfert haben, um sich eine bessere Zukunft aufzubauen. Regisseur Matteo Garrone sagt:

"Kino versucht auch, eine Geschichte zu erzählen, dem Publikum eine Erfahrung zu vermitteln, Empathie mit den Charakteren zu erzeugen und dem Publikum die Möglichkeit zu geben, die Reise nachzuerleben."

Nominiert, aber ebenfalls nicht erfolgreich, war "Fallende Blätter" (Fallen Leaves), ein poetischer Liebesfilm, der von einem der größten Autoren Europas, dem finnischen Regisseur Aki Kaurismäki, gedreht wurde.