Aufruf zu Mahnwache nach Messerangriff in Mannheim

Nach dem Messerangriff auf Islamkritiker in Mannheim hat ein überparteiliches Bündnis für Sonntag zu einer Mahnwache aufgerufen. Unter dem Motto "Zusammenhalt gegen Gewalt, Hass und Hetze" ist eine Menschenkette in der Innenstadt geplant. (Kirill KUDRYAVTSEV)
Nach dem Messerangriff auf Islamkritiker in Mannheim hat ein überparteiliches Bündnis für Sonntag zu einer Mahnwache aufgerufen. Unter dem Motto "Zusammenhalt gegen Gewalt, Hass und Hetze" ist eine Menschenkette in der Innenstadt geplant. (Kirill KUDRYAVTSEV)

Nach dem Messerangriff auf Islamkritiker in Mannheim hat ein überparteiliches Bündnis für Sonntag zu einer Mahnwache aufgerufen. Unter dem Motto "Zusammenhalt gegen Gewalt, Hass und Hetze" ist eine Menschenkette in der Innenstadt geplant, wie der "Mannheimer Morgen" berichtete.

"Wir wollen eine ruhige Versammlung ohne Parolen und Fahnen abhalten", sagte Grünen-Stadtrat Gerhard Fontagnier der Zeitung. Die Mahnwache werde von einem breiten politischen Spektrum aus nahezu allen im Gemeinderat vertretenen Parteien getragen, berichtete das Blatt unter Berufung auf die Initiatoren.

Anlass ist demnach eine Versammlung der Jungen Alternative Baden-Württemberg in der Stadt. Die Jugendorganisation der AfD hatte ebenfalls für Sonntagnachmittag zu einer Mahnwache aufgerufen, unter dem Motto "Remigration hätte diese Tat verhindert".

Ein 25-jähriger Afghane hatte am Freitagvormittag auf dem Marktplatz in Mannheim bei einer Veranstaltung der islamfeindlichen Bewegung PAX Europa sechs Männer verletzt, darunter einen Polizisten, der lebensgefährliche Verwundungen erlitt. Nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei vom Samstag war das Motiv des Täters weiter unklar. Er war von der Polizei angeschossen worden und zunächst nicht vernehmungsfähig.

Der Mann, der seit 2014 in Deutschland lebt und verheiratet mit zwei Kindern ist, war den Behördenangaben zufolge polizeilich bislang nicht in Erscheinung getreten. Das Amtsgericht Karlsruhe erließ Haftbefehl wegen versuchten Mordes.

Die Schatzmeisterin von PAX Europa, Stefanie Kizina, sagte der "Bild"-Zeitung, die Attacke sei gezielt gegen Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger gerichtet gewesen. Der 59-Jährige sei mit einem Messer im Gesicht verletzt worden.

Stürzenberger und sein Umfeld innerhalb der PAX-Europa-Bewegung werden von den Behörden etwa in Bayern dem Bereich der verfassungsschutzrelevanten Islamfeindlichkeit zugeordnet. Stürzenberger betätigte sich demnach in der Vergangenheit immer wieder etwa als Versammlungsleiter für PAX Europa. Ebenfalls trat er als Autor auf der rechtsextremistischen Website Political Incorrect in Erscheinung. Er verbreite "islamfeindliche Äußerungen", hieß es auf der Internetseite der bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) kündigten in der "Bild am Sonntag" ein hartes Vorgehen gegen Menschen an, die den Angriff verherrlichen. Mit Blick auf ein offenbar im Onlinedienst Tiktok aufgetauchtes Video, in dem zum Mord an "allen Ex-Muslimen und jedem Islam-Kritiker" aufgerufen wird, sagte Strobl der "Bild am Sonntag": "Bei uns werden Verbrechen – ganz besonders Mordstraftaten – mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft und nicht gefeiert."

ilo/hol