Beispiellose Dürre verwüstet Ungarn

Beispiellose Dürre verwüstet Ungarn

Austrocknende Seen, überwuchernde Kakteen in der Großen Tiefebene, verbrannte Ernten und ein verschmutzter Neusiedler See - das ist nicht die schreckliche Zukunft, sondern die Gegenwart in Ungarn.

Aufgrund von zu wenig Niederschlag sind allein in den letzten Wochen zwei Angelseen verschwunden. Im Vekeri-See bei Debrecen wimmelte es einst von Fischen, jetzt sind nur noch Skelette übrig. Stege ragen ins Nirgendwo.

László Szabó hat in seiner Jugend am Strand gezeltet, heute, traut er seinen Augen nicht.

"Ich bin schockiert. Früher war das Wasser so klar, jetzt gibt es nicht mal mehr Wasser", berichtet er.

Im vergangenen Monat sind in der Region 50 Millimeter weniger Niederschlag gefallen als im längjährigen Durchschnitt - ein deutlicher Hinweis auf den Klimawandel.

Auf der anderen Seite des Landes hat sich der Bicsérdi-See in der Nähe von Fünfkirchen in ein leeres Becken verwandelt. Das einzig verbliebene Lebewesen ist ein Storch, der zwischen den toten Fischen nach Nahrung sucht. Durch das zerbrochene Fenster der Rezeption kann man noch Relikte einer längst vergangenen Zeit betrachten. Die Trophäen und Bilder der großen Fänge sind inzwischen alle Vergangenheit.

Laut dem Ökologen Balázs Lukács ist das noch nicht das Ende der Welt, aber jetzt sei es extrem wichtig, wie wir mit unseren Gewässern umgehen. Regenwasser muss aufgefangen und der Überschuss, der bei Überschwemmungen entsteht, gespeichert werden.

Auch die größten ungarischen Seen sind in Gefahr. Der Pegel des Velencer Sees sinkt um einen Zentimeter pro Tag und liegt momentan knapp über 70 Zentimetern. Auch der Neusiedler See hat einen Rekordtiefstand erreicht. An einigen Stellen stehen Segelboote im Schlamm, und das Wasser an den Stränden ist nicht höher als hüfthoch. Die Österreicher haben die ungarische Regierung gebeten, die Wasservorräte aus der Mosoner-Donauarm wieder aufzufüllen.

Auch die Landwirtschaft hat es hart getroffen.

Bisher sind etwa 300.000 Hektar Mais und 200.000 Hektar Sonnenblumen verdorrt, die Verluste belaufen sich auf 400 Milliarden Forint, so der Präsident des Nationalen Verbandes der Getreideanbauer.

Nach jedem Arbeitsgang auf dem Feld versiegeln wir die oberste Schicht des Bodens, um das wenige Wasser das es noch gibt vor Verdunstung zu schützen. Leider gab es in diesem Jahr nichts zu verdunsten, es gab keine Reserven. Im Winter konnte sich der Boden nicht wie üblich mit Wasser füllen.

Die Ernteverluste kamen zum ungünstigsten Zeitpunkt. Die Getreidepreise waren wegen der Krise in der Ukraine bereits in die Höhe geschossen, und die Dürre könnte die Lage noch verschlimmern.

Wir können nun sehen, dass die globale Erwärmung Ungarn nicht nur getroffen, sondern auch verwüstet hat.