CDU-Politiker Röttgen fordert mehr Unterstützung für die Ukraine: "Es geht doch nur um Geld"

"Wir schreiten auf den Abgrund zu", warnt CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen im Podcast "Politik mit Anne Will". (Bild: 2021 Getty Images/Andreas Gora - Pool)
"Wir schreiten auf den Abgrund zu", warnt CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen im Podcast "Politik mit Anne Will". (Bild: 2021 Getty Images/Andreas Gora - Pool)

Falls Russland den Krieg gewinnt, wird es "dieses Europa so nicht mehr geben". Davon ist Norbert Röttgen überzeugt. In Anne Wills Podcast ruft der CDU-Außenpolitiker deshalb zu einem Kurswechsel auf.

"Stehen wir sehenden Auges am Abgrund?", will Anne Will in der aktuellen Folge ihres Podcasts "Politik mit Anne Will" von ihrem Gast wissen. Mit CDU-Politiker Norbert Röttgen spricht sie unter anderem über den Kampf der westlichen Welt gegen den Rechtspopulismus. Entwarnung kann Wills Talkgast jedoch nicht geben - ganz im Gegenteil.

"Wir schreiten darauf zu, ganz eindeutig, ja", lautet die pessimistische Antwort des Außenpolitikers. "Der Abgrund ist noch einiges entfernt, aber wir wissen alle, was auf dem Spiel steht." Röttgen warnt vor allem vor den möglichen Folgen eines russischen Sieges gegen die Ukraine: "Wir wissen, was passiert, wenn Putin diesen Krieg gewinnt. Es wird dieses Europa so nicht mehr geben. Es wird die NATO, die uns beschützt hat, so nicht mehr geben. Der Westen ist im Kern getroffen."

Röttgen zufolge sei das derzeitige Handeln der Bundesregierung nicht "angemessen gegenüber der historischen Situation". Der CDU-Mann betont: "Bei uns geht es ja nicht darum, dass wir Krieg führen. Es geht doch nur um Geld. Wir müssen doch nur der Ukraine das geben, dass sie in der Lage ist, sich zu verteidigen." Darüber hinaus sei es an der Zeit, "über unsere eigenen Interessen hinwegzugehen". Der Westen scheitere aktuell daran, die "zivilisatorische Kraft" aufzubringen, um klar zu handeln. "Dieses Verhaltensmuster bringt uns immer näher an einen Abgrund", resümiert Röttgen.

Norbert Röttgen ist besorgt über Supreme-Court-Urteil: "Sie haben Trump damit alle Macht gegeben"

"Wir müssten schon im Bundeshaushalt sagen: Wir können nicht immer weiter populäre Ausgaben beschließen, sondern wir müssen umschichten zu notwendigen Ausgaben, nämlich Sicherheit." Röttgen sei sich bewusst, das dies "anstrengend" sei. "Vielleicht geht es schief, vielleicht gewinnt man die Wahl dabei nicht", räumt er ein. Dennoch sei es an der Zeit, in Bezug auf den Krieg in der Ukraine ein gewisses Risiko einzugehen.

Auch mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahl im November dieses Jahres zeigt sich Röttgen besorgt. Er habe bereits 2016 nicht damit gerechnet, dass die US-amerikanische Bevölkerung Trump trotz offensichtlicher Defizite zum Präsidenten wählen würde. "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Unvernunft so groß und so breit sein könnte", erklärt er nun gegenüber Anne Will.

Nun stelle die US-Wahl erneut eine Bedrohung für den Westen dar - nicht zuletzt aufgrund des jüngst gefällten Supreme-Court-Urteils zur Immunität Trumps. "Inzwischen drückt auch das Gericht die in den USA herrschende politische Polarisierung aus. Und sie drückt aus, dass die Auseinandersetzung zu einem Kampf geworden ist, der keinen Kompromiss mehr kennt", mahnt Röttgen. "Sie haben Trump damit alle Macht gegeben."