Selenskyj: Seit Beginn des Monats mehr als 2400 russische Lenkbomben auf Ukraine

In der Ukraine sind am Wochenende erneut Charkiw sowie die Energieinfrastruktur des Landes von Russland angegriffen worden. Bei einem Bombenangriff auf ein Wohngebäude in der Stadt Charkiw wurden mindestens zwei Menschen getötet, wie Rettungskräfte mitteilten. (SERGEY BOBOK)
In der Ukraine sind am Wochenende erneut Charkiw sowie die Energieinfrastruktur des Landes von Russland angegriffen worden. Bei einem Bombenangriff auf ein Wohngebäude in der Stadt Charkiw wurden mindestens zwei Menschen getötet, wie Rettungskräfte mitteilten. (SERGEY BOBOK)

Russland hat nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj seit Anfang des Monats mehr als 2400 Lenkbomben gegen die Ukraine eingesetzt. Rund 700 davon seien alleine auf die östliche Region Charkiw abgefeuert worden, sagte Selenskyj am Samstagabend in seiner Videoansprache. "Das ist berechnender Terror", fügte er an. Bei einem Lenkbombenangriff auf ein Wohngebäude in der Regionalhauptstadt Charkiw in der Nacht zum Samstag wurden laut Rettungskräften mindestens zwei Menschen getötet. Zudem überzog Russland erneut die ukrainische Energieinfrastruktur mit Angriffen.

Wie die Rettungskräfte in Charkiw am Sonntag nach Beendigung der Aufräumarbeiten mitteilten, wurden bei den Angriffen auf die Stadt mit vier Lenkbomben weitere 53 Menschen verletzt, darunter drei Minderjährige. Zunächst hatten ukrainische Behörden und Staatschef Selenskyj die Zahl der Toten nach dem Angriff in Charkiw auf drei beziffert. Selenskyj veröffentlichte im Onlinedienst Telegram Aufnahmen von einem mehrstöckigen Wohnhaus mit aufgerissener Fassade und einem davor klaffenden Krater.

Ein Zeuge des Angriffs in Charkiw, Dmytro, sagte, er habe sich in einem Raum befunden, in dem "alles weggeblasen wurde und nichts mehr übrig ist". Er habe so große Angst gehabt, dass seine Hände und seine Stimme noch immer zitterten.

Kürzlich hatte auch die russische Zeitung "Rossijskaja Gaseta" berichtet, dass Moskau in der Ukraine zahlreiche Lenkbomben einsetzt. Demnach können diese sowohl vom Boden als auch aus der Luft abgefeuert werden; es sei "fast unmöglich", einen Angriff vorherzusehen.

Selenskyj erklärte seinerseits, seinem Land sei es dank seiner westlichen Verbündeten gelungen, einen "russischen Raketenwerfer in der Nähe der Grenze" zu zerstören und damit die Region Charkiw zu sichern.

Die Regionalhauptstadt Charkiw ist die zweitgrößte Stadt der Ukraine - und seit Beginn des russischen Angriffskrieges regelmäßig russischem Beschuss ausgesetzt. Anfang Mai startete die russische Armee in der Region eine Bodenoffensive, bei der sie größere Geländegewinne erzielen konnte. Seither haben auch die Angriffe auf die Stadt zugenommen.

Neben dem Angriff auf Charkiw nahm Moskau in der Nacht zum Samstag erneut die Energieinfrastruktur der Ukraine mit Marschflugkörpern und Drohnen ins Visier. Bei einem Angriff auf eine Energieanlage in der südlichen Region Saporischschja wurde nach Angaben von Regionalgouverneur Iwan Fjodorow ein Ingenieur getötet. In der westukrainischen Region Lwiw brach nach Angaben von Regionalgouverneur Maksym Kosyzki ein Brand in einer "wichtigen Einrichtung der Energieinfrastruktur" aus.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Samstag, russische Truppen hätten einen Angriff auf ukrainische Energieanlagen ausgeführt, "die die Waffenproduktion versorgen". Zudem seien Lagerhäuser beschossen worden, in denen vom Westen gelieferte Waffen gelagert worden seien. "Alle festgelegten Ziele" seien bei dem Angriff getroffen worden.

Russland greift die ukrainische Energieinfrastruktur seit Beginn seines Angriffskrieges im Februar 2022 regelmäßig mit Raketen und Drohnen an. Die gezielten Attacken verursachen Stromausfälle und Energieknappheit. Nach Angaben Selenskyjs kann das Land inzwischen nur noch halb so viel Strom produzieren wie vor dem Krieg.

kbh/se/ju