Fentanyl – eine hochgefährliche Droge

Fünfzigmal so stark wie Heroin: In den USA nimmt der Missbrauch von Fentanyl immer weiter zu. Jedes Jahr sterben zehntausende Menschen an dem Wirkstoff. Was die Droge so gefährlich macht und woher sie kommt – alle Infos im Überblick.

Fentanyl wird intravenös, aber auch in Form von Tabletten, Pflastern oder Spray verabreicht. (Bild: Getty Images)
Fentanyl wird intravenös, aber auch in Form von Tabletten, Pflastern oder Spray verabreicht. (Bild: Getty Images)

Zehntausende Todesfälle wegen Drogenmissbrauchs gehen in den USA jedes Jahr auf das Konto von Fentanyl. Bereits seit gut 20 Jahren stecken die Vereinigten Staaten wegen des Wirkstoffs in einer massiven Drogenkrise, die sich rasant verschlimmert.

Rapper Coolio starb an einer Überdosis Fentanyl

Während im Jahr 2020 noch jeder zweite von insgesamt 90.000 Drogentoten in den USA an einer Überdosis Fentanyl starb, waren es im Jahr 2021 schon 70.000 Menschen die an den Wirkstoff ihr Leben verloren.

Jüngstes prominentes Beispiel ist der Rapper Coolio, der im September vergangenen Jahres völlig überraschend verstarb. Zunächst wurde vermutet, dass der 59-jährige Musiker einem Herzinfarkt erlag. Anfang April erklärte ein Sprecher gegenüber dem Portal TMZ: Coolio starb an einer Überdosis Fentanyl.

Was ist Fentanyl?

Fentanyl ist ein synthetisches Opioid, das in der Medizin als Schmerzmittel eingesetzt wird, etwa auch für Narkosen oder zur Therapie akuter und chronischer Schmerzen. Es gilt neben Sufentanil als das gefährlichste synthetische Opioid, da schon sehr geringe Überdosierungen zum Tod führen können. Der Wirkstoff kann auch über die Haut in die Blutbahn gelangen.

Fentanyl wird intravenös gespritzt und auch in Tablettenform, als Pflaster oder Nasenspray verabreicht.

So wirkt das Opioid

Fentanyl wird fünfzigmal stärker eingestuft, als Heroin. Es hat eine stark schmerzlindernde und beruhigende Wirkung. Es wirkt hustenstillend, pulsverlangsamend, blutdrucksenkend, euphorisierend und wie fast alle Opioide verlangsamt der Stoff die Atmung, was bei einer zu hohen Dosierung zum Tod durch Atemstillstand führt.

Missbrauch von Fentanyl

Durch die Einnahme von Fentanyl wird das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert, wodurch sich ein euphorischer Zustand einstellt. Zudem wirkt das Mittel verstärkend auf die Psyche. Aus diesen Gründen kommt es zum Missbrauch und auch zu Überdosierungen.

Fentanyl auf dem Schwarzmarkt

Die Droge gelangt vor allem aus Mexiko auf den US-Markt. Die Rohstoffe, um das synthetische Opioid herzustellen, kommen zum größten Teil aus China.

Im Gegensatz zu anderen Drogen ist Fentanyl günstig in der Herstellung. Während ein Kilo Heroin zwischen 30.000 und 50.000 US-Dollar koste, seien es für ein Kilo Fentanyl nur 12.000 US-Dollar, so die Deutsche Apothekerzeitung.

Weil die Droge billiger als andere ist, werde Fentanyl auf dem Schwarzmarkt auch oft genutzt, um andere Drogen zu strecken, aber auch um Konsumenten schneller süchtig zu machen.

Fentanyl in Deutschland und Europa

In Deutschland und Europa ist Fentanyl bisher kaum verbreitet. Laut dem Europäischen Drogenbericht 2022 wurden im Jahr 2020 in Europa nur 1,5 Kilogramm Fentanylderivate und in den Niederlanden 1,3 Kilogramm Fentanyl sichergestellt. Laut dem Bericht ist Heroin nach wie vor das am häufigsten konsumierte illegale Opioid in Europa und die Droge, die für die meisten drogenbedingten Todesfälle verantwortlich ist.

Lediglich Estland gelte als Ausnahme, dort seien Fentanylderivate als häufigste Form von Opioiden gemeldet worden. Jedoch sei die Rolle der synthetischen Opioide für das Drogenproblem in Europa zunehmend Anlass zur Sorge. Fentanylderivate seien aufgrund der zentralen Rolle, die diese Gruppe im nordamerikanischen Opioid-Problem spielt, besonders besorgniserregend.

Doch interessanterweise seien in Europa in den Jahren 2020 und 2021 keine neuen Fentanylderivate nachgewiesen worden, heißt es weiter in dem Bericht. Zwischen 2020 und 2021 wurden jedoch 15 neue synthetische Opioide in Europa entdeckt, die nicht unter die Regelung zur Kontrolle von Fentanylderivaten fallen.