Hitzewellen treffen Südeuropa laut Experten früher als je zuvor
Hitzewellen auf Zypern und in Griechenland haben mehrere Menschen das Leben gekostet. Die Türkei kämpft mit Waldbränden, da die Temperaturen auf über 40 Grad gestiegen sind.
In Teilen Südeuropas herrschten Rekordtemperaturen: Grund dafür war ein Hitzeschwall aus Nordafrika.
Es wurden Warnungen herausgegeben, da die Hitze für einige Menschen tödliche Folgen hatte. Schulen und Touristenattraktionen wurden geschlossen.
Meteorologen zufolge könnte das ein Vorgeschmack auf das Extremwetter sein, das uns in diesem Sommer noch bevorsteht.
Hitzewelle in Griechenland wird für Touristen tödlich
Die erste Hitzewelle des Sommers in Griechenland führte dazu, dass die Akropolis für Touristen geschlossen wurde, Schulen geschlossen wurden und Sanitäter in ganz Athen stationiert waren. Meteorologen sagten, diese Hitzewelle werde "in die Geschichte eingehen" und könnte ein Vorzeichen für den kommenden Sommer in Griechenland sein.
Mindestens fünf Touristen, darunter der britische Fernseharzt Michael Mosley, sind in den letzten Wochen in Griechenland ums Leben gekommen.
Ein vermisster amerikanischer Tourist wurde am Sonntag tot am Strand einer kleinen Insel westlich von Korfu aufgefunden, wie lokale Medien berichteten. Die Überreste eines niederländischen Touristen wurden am Samstag auf der ostgriechischen Insel Samos gefunden. Das sind nur die jüngsten in einer Reihe von Fällen, in denen Besucher verschwanden oder erkrankten, nachdem sie in der extremen Hitze zu Wanderungen aufgebrochen waren.
In der vergangenen Woche stiegen die Temperaturen in Teilen des Landes auf über 40 Grad Celsius. Auf Kreta wurden 44,5 Grad Celsius und auf der Halbinsel Peloponnes 43,9 Grad Celsius erreicht, so die Website des Nationalen Observatoriums von Athen. Athen erreichte 42 Grad Celsius.
Die bisher längste Hitzewelle in Griechenland wurde 2023 im Juli verzeichnet, als die hohen Temperaturen 16 Tage lang anhielten. Auch die Akropolis musste während dieser beispiellos extremen Hitzeperiode für Touristen geschlossen werden.
Experten zufolge treten Hitzewellen im Land immer früher auf. Der Meteorologe Panos Giannopoulos sagte dem staatlichen griechischen Fernsehsender ERT, "dass wir im 20. Jahrhundert nie eine Hitzewelle vor dem 19. Juni hatten. Im 21. Jahrhundert hatten wir mehrere, aber keine vor dem 15. Juni."
Die große Hitze hat inzwischen im ganzen Land nachgelassen und ist auf den für diese Jahreszeit üblichen Durchschnitt von 31 bis 33 Grad Celsius zurückgegangen.
Zwei Tote in Zypern durch Hitzeschlag bei hohen Temperaturen
Eine einwöchige Hitzewelle hat auch Zypern erfasst. Wie die Gesundheitsbehörden am Sonntag mitteilten, ist nun eine zweite ältere Person an einem Hitzschlag gestorben. Mindestens drei weitere ältere Patienten befinden sich in einem ernsten Zustand. In den Krankenhäusern wurden zahlreiche Fälle von Hitzeerschöpfung behandelt, wie lokale Medien berichteten.
Das Land gab am Freitag die erste Hitzewarnung der Saison heraus, da die Temperaturen in einigen Gebieten 45 Grad Celsius erreichten - 10 Grad Celsius über dem Durchschnitt für diese Jahreszeit - und einen Rekord für den bisher heißesten Junitag aufstellten. Schwere und mittelschwere Arbeiten im Freien wurden von der Arbeitsaufsichtsbehörde wegen der Hitze ebenfalls eingestellt.
Nach Kritik an fehlenden Kühlsystemen in den Schulen wurde auch der Unterricht für kleine Kinder unterbrochen.
Die Temperaturen auf der Mittelmeerinsel lagen die ganze Woche über 40 Grad Celsius. Zypern leidet auch unter einem Mangel an Regen, und der meteorologische Dienst des Landes teilte den lokalen Medien mit, dass das Jahr 2024 bisher das zehn trockenste in 123 Jahren gewesen sei.
Infolgedessen kämpften Feuerwehrleute in der bergigen Region südwestlich der Hauptstadt Nikosia gegen Waldbrände. Die Einsätze wurden durch starke Winde behindert. Mehr als 3,2 Quadratkilometer Waldfläche sind verbrannt.
Zwei Gemeinden im Bezirk Paphos wurden vergangene Woche evakuiert, als ein Waldbrand ihre Häuser bedrohte. Flugzeuge aus Griechenland und Jordanien waren an den Löscharbeiten beteiligt.
Extreme Temperaturen und Brände in der Türkei
In der vergangenen Woche lagen die Temperaturen in der Türkei um 8 bis 12 Grad Celsius über dem Jahresdurchschnitt. Die Höchsttemperaturen erreichten in vielen Städten 40 Grad Celsius und mehr.
In Istanbul wurden gefährdete Gruppen wie ältere Menschen, Kranke, schwangere Frauen und Kinder vor längerer Sonneneinstrahlung gewarnt. Auch die hohe Luftfeuchtigkeit stellte für diejenigen, die sich abkühlen wollten, eine Herausforderung dar.
Auch Waldbrände waren während des heißen Wetters ein Problem: Feuerwehrleute kämpften mit Flugzeugen, Hubschraubern und anderen Geräten, um sie unter Kontrolle zu halten.
Am Freitag wurden insgesamt sieben Provinzen in der gesamten Türkei von Waldbränden heimgesucht, die meisten waren jedoch bis zum Ende des Tages unter Kontrolle.
Die Hitze ist auch dort inzwischen zurückgegangen, die Temperaturen bewegen sich um die 30 Grad.
Warum ist es in Südosteuropa so heiß?
Winde, die Hitze und Staub aus Nordafrika in den östlichen Mittelmeerraum blasen, sind die Ursache für diese ungewöhnlich frühe Hitzewelle im Juni. Einer Analyse der gemeinnützigen Organisation Climate Central zufolge wurde die extreme Hitze durch den Klimawandel um das Fünffache verschlimmert. Mindestens 290 Millionen Menschen leiden unter den ungewöhnlich heißen Bedingungen.
Nach einer Analyse des Copernicus Climate Change Service (C3S) der EU ist Europa der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt.
Diese extremen Hitzeperioden haben auch erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Ein gemeinsamer Bericht der Weltorganisation für Meteorologie der Vereinten Nationen und der C3S, der Anfang des Jahres veröffentlicht wurde, ergab, dass die Zahl der hitzebedingten Todesfälle in Europa in den vergangenen 20 Jahren um 30 Prozent gestiegen ist.
Es ist unwahrscheinlich, dass die Temperaturen für den Rest dieses Sommers sinken werden. Der Copernicus Climate Change Service (C3S) der EU erklärte in seiner saisonalen Vorhersage, dass die Temperaturen im Juli, August und September wahrscheinlich heißer als im Durchschnitt sein werden.
Der letzte Teil des europäischen Sommers wird wahrscheinlich überall wärmer als der Durchschnitt sein, "trockener als der Durchschnitt im Süden und feuchter als der Durchschnitt im hohen Norden", so der C3S.