Israels Militär kündigt tägliche Kampfpausen im südlichen Gazastreifen an

Israels Militär kündigt tägliche Kampfpausen im südlichen Gazastreifen an

Das israelische Militär hat eine "taktische Feuerpause" im Süden des Gazastreifens angekündigt. Die Kampfhandlungen sollen täglich von 8 Uhr morgens bis 7 Uhr abends Ortszeit unterbrochen werden, um die Lieferung größerer Mengen an humanitärer Hilfe zu ermöglichen.

Die israelische Armee (IDF) gab in einem Beitrag auf X an, dass die Hilfsgüter während der Feuerpause über den Grenzposten Kerem Schalom bis zur Salah-Al-Din-Straße weiter in den Norden gebracht werden können.

Die Entscheidung wurde nach Beratungen mit der UN und anderen Organisationen getroffen.

Seit die israelischen Bodentruppen Anfang Mai ihre Offensive in Rafah gestartet haben, gibt es an dem Grenzübergang einen Engpass.

Eine israelische Hilfsorganisation gab an, die neue Route solle den Zustrom von Hilfsgütern in andere Teile des Gazastreifens, darunter Chan Jounis, Muwasi und den zentralen Gazastreifen, erhöhen.

Hungersnot in Gaza

Die Bevölkerung durchlebt seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas eine humanitäre Krise. Im Norden Gazas soll Experten zufolge bereits eine Hungersnot herrschen. Nach einem Bericht der unabhängigen Expertengruppe Famine Early Warning Systems Network herrscht im nördlichen Gazastreifen möglicherweise bereits eine Hungersnot.

Der Krieg sowie die Zugangsbeschränkungen für humanitäre Hilfsorganisationen haben jedoch die Datenerhebung, die dies belegen könnte, erheblich behindert. Eine Region wird als von Hungersnot betroffen angesehen, wenn 20 Prozent der Haushalte extremen Nahrungsmangel haben, mindestens 30 Prozent der Kinder an akuter Mangelernährung leiden und täglich zwei Erwachsene oder vier Kinder pro 10.000 Einwohner an Hunger sterben. Bereits im März warnte die Integrated Food Security Phase Classification vor einer bevorstehenden Hungersnot im Norden Gazas.

Der Bericht, der Anfang Juni veröffentlicht wurde, betonte, dass die momentanen Hilfslieferungen unzureichend sind und forderte die israelische Regierung auf, dringend zu handeln. Israel hat wiederholt bestritten, dass im Gazastreifen eine Hungersnot herrscht, und Behauptungen zurückgewiesen, es setze den Hunger als Waffe in seinem Krieg gegen die Hamas ein.

Internationaler Druck auf Israel steigt

Israel steht unter wachsendem Druck der internationalen Gemeinschaft, auf die überwältigenden Bedürfnisse der palästinensischen Zivilbevölkerung einzugehen, deren Lage sich durch den israelischen Einmarsch in Rafah weiter verschlechtert hat.

Vor allem die Wasserknappheit ist besonders akut, da die Vertriebenen im Gazastreifen mit den hohen Temperaturen des Sommers zu kämpfen haben, während sie in Plastikzelten in Flüchtlingslagern leben.

Nahezu die gesamte Trinkwasserinfrastruktur im Gazastreifen wurde von den israelischen Streitkräften zerstört. Ihnen wird vorgeworfen, neben Hunger auch die zivile Infrastruktur als Kriegswaffe zu verwenden.

Feierlichkeiten zum Opferfest im Gazastreifen gedämpft

Für viele Palästinenser gibt es dieses Jahr keinen Grund, das Opferfest zu feiern. Das Fest gilt als einer der wichtigsten muslimischen Feiertage, an dem normalerweise ein Tier geschlachtet wird, um das Fleisch mit den Angehörigen und Bedürftigen zu teilen.

Palästinenser verrichten das Eid al-Adha-Gebet in einem Zeltlager in Chan Jounis, Gaza, Sonntag, 16. Juni 2024.
Palästinenser verrichten das Eid al-Adha-Gebet in einem Zeltlager in Chan Jounis, Gaza, Sonntag, 16. Juni 2024. - Jehad Alshrafi/Copyright 2024 The AP. All rights reserved.

Die Tradition des Opfers, die an die Bereitschaft Abrahams erinnert, seinen Sohn zu opfern, verliert für die Menschen im Gazastreifen an Bedeutung, da fast jeder in Gaza bedürftig ist, schrieb die New York Times.

Videos und Bilder auf den sozialen Netzwerken zeigen, wie Muslime am Morgen auch im Gazastreifen zum Feiertagsgebet zusammenkamen. Zahlreiche Gläubige versammelten sich vor zerstörten Häusern und Zeltlagern und beteten.