Jochen Breyer über seine Katar-Doku: "Hatten das Gefühl, uns in einem Überwachungsstaat zu bewegen"

Überall Überwachungskameras! - ZDF-WM-Anchorman Jochen Breyer erzählt in seiner Doku "Geheimsache Katar" von zwei Besuchen im Land der kommenden Fußball-WM, die tief blicken lassen. (Bild: ZDF / Nadine Rupp)
Überall Überwachungskameras! - ZDF-WM-Anchorman Jochen Breyer erzählt in seiner Doku "Geheimsache Katar" von zwei Besuchen im Land der kommenden Fußball-WM, die tief blicken lassen. (Bild: ZDF / Nadine Rupp)

Zweimal reiste Sportjournalist Jochen Breyer, der auch "Anchorman" des ZDF während der Fußball-WM ist, für die kritische Dokumentation "Geheimsache Katar" in den Wüstenstaat. Zurück brachte er nicht nur einen handfesten Skandal, sondern auch ein mulmiges Gefühl.

Die Nachricht, dass ein offizieller WM-Botschafter des Landes - ein in Katar sehr bekannter früherer Fußball-Profi - im Interview mit ZDF-Journalist Jochen Breyer Homosexuelle vor der Kamera als "krank" bezeichnete, ging gerade wie ein Lauffeuer durch die Medien. Breyers Primetime-Doku "Geheimsache Katar" (Dienstag, 8. November, 20.15 Uhr, ZDF) hält aber noch weitere Überraschungen bereit.

Unter anderem zählt der am Freitag 40 Jahre alt werdende ZDF-Mann, dass er während seiner beiden Katar-Besuche verblüfft war, wie sehr man in Katar auf Schritt und Tritt kontrolliert würde. "Wir hatten auf jeden Fall das Gefühl, uns in einem Überwachungsstaat zu bewegen", sagt Breyer im Interview mit der Agentur teleschau. "Es gibt Kameras an jeder Ecke und in jeder Straße. Wir waren unterwegs in einem neu gebauten Viertel in Doha mit 25.000 Einwohnern - und 10.000 Kameras. Als wir dort unsere Fernseh-Kamera ausgepackt haben, dauerte es keine 60 Sekunden, bis ein Sicherheitsmann da war, um unsere Drehgenehmigung und unsere Papiere zu überprüfen."

Die Skyline von Doha ist beeindruckend. Doch was entdeckt Sportmoderator Jochen Breyer hinter der Fassade? (Bild: Mateusz Schmolka)
Die Skyline von Doha ist beeindruckend. Doch was entdeckt Sportmoderator Jochen Breyer hinter der Fassade? (Bild: Mateusz Schmolka)

Katar ist es gewohnt, totale Kontrolle über die Einwohner zu haben"

Jochen Breyer, der während der WM nicht in Katar sein wird und von einem Fernsehstudio in Deutschland aus moderiert, ist gespannt, wie sich der Wüstenstaat der ungewohnten Situation mit rund anderthalb Millionen WM-Besuchern aus aller Welt stellen wird. "Katar ist es gewohnt, totale Kontrolle über die Einwohner zu haben - immer und überall", so Breyer. "Da haben wir uns natürlich gefragt, wie es bei der Weltmeisterschaft wird. Sie bedeutet ja einen Kontrollverlust für die Kataris. In der Spitze werden eine halbe Million Menschen in Doha zu Gast sein. Der Staat wird versuchen, das alles zu überwachen. Doch wie werden sie reagieren, wenn Fans oberkörperfrei durch die Stadt laufen, wenn sie Bier trinken oder wenn sich zwei schwule Männer auf der Straße küssen?"

Für seine Reise hatte sich Jochen Breyer (links) vorgenommen, auch mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Das hat immerhin einmal geklappt ... (Bild: Mateusz Schmolka)
Für seine Reise hatte sich Jochen Breyer (links) vorgenommen, auch mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Das hat immerhin einmal geklappt ... (Bild: Mateusz Schmolka)