Keine Alternativen zu Joe Biden - Jill Bidens Einfluss auf der Wahlkampfbühne hilft letztlich Trump zur Wahl

Jill Biden und Joe Biden werden am Rande der Grammy Awards am Samstag in Los Angeles erwartet.<span class="copyright">imago/Cover-Images</span>
Jill Biden und Joe Biden werden am Rande der Grammy Awards am Samstag in Los Angeles erwartet.imago/Cover-Images

Strategie-Profi Veit Etzold analysiert die oft unterschätzte Rolle von Jill Biden in der aktuellen US-Präsidentschaft und deren Einfluss auf Ehemann Joe und bedeutende politische Entscheidungen.

Wie stark beeinflusst Jill Biden die politischen Entscheidungen ihres Mannes und welche Rolle spielt sie in seiner Präsidentschaft?

Hinter mächtigen Männern steht oft eine nicht weniger willensstarke Frau, die sie antreibt. Shakespeare, der so ziemlich jede menschliche Tragödie verarbeitet oder vorhergesehen hat, hat mit „Lady Macbeath“ den Prototyp einer Frau geschaffen, die durch ihren Mann hindurch wirkt, wenn auch nicht gerade positiv. Liz Mohn, die Frau hinter Bertelsmann Patriarch Reinhard Mohn, ist ein ähnliches Beispiel - dass sie gelegentlich als „Lady MacMohn“ bezeichnet wurde, zeigt, dass sie wohl nicht immer Freundin der Kuschelpädagogik war.

Jill Biden scheint es noch mehr zu wurmen als Joe Biden selbst, dass ihr Ehemann sich im TV Duell gegen Donald Trump dermaßen verhaspelt hat. So als wollte sie sagen „Seht her, wenn ihr Joe (Biden) behaltet, behaltet ihr auch mich“ ließ sie sich fast zeitgleich auf dem Cover der amerikanischen Vogue ablichten.

Wir alle kennen den Spruch: „Hinter jedem starken Mann steht eine noch stärkere Frau.“ Bei Jill und Joe Biden könnte das allerdings nach hinten losgehen. Da gilt dann eher die alte Handwerker-Regel: „Nach fest kommt ab.“

Wie hat das TV-Duell zwischen Trump und Biden die Wählermeinungen beeinflusst und welche Auswirkungen könnte dies auf die Wahl haben?

Dass sogar eine eher auf der Seite der Demokraten stehende Instanz wie die New York Times die Demokraten dazu aufruft, sich doch schnell einen neuen Kandidaten zu suchen, spricht Bände darüber, wie schlecht das Duell für Joe Biden gelaufen ist. So, als wollte er alle Vorurteile gegen ihn bestätigen, wirkte er abwechseln fahrig, vergesslich, unfokussiert und sprach auch noch undeutlich. Trump musste wenig mehr machen als einfach nur Bidens Aussetzer hämisch zu kommentieren. „Haben Sie verstanden, was er (Biden) gesagt hat?“, fragte Trump das Publikum. „Ich glaube, er selbst hat es auch nicht.“

Und was tat Jill Biden, obwohl ihr die Schwächen ihres Mannes sicher nicht verborgen blieben: Sie gratulierte ihrem Mann zu dem gelungenen Duell, eine Einstellung, mit der sie leider mutterseelen allein stand. Fast so als wollte sie sagen: „Mir als Jill Biden ist es doch egal, wer unter mir Präsident wird.“

Warum unterstützen führende Demokraten trotz Bidens schwacher Performance weiterhin seine Kandidatur?

Dass einer Partei wie den US Demokraten, die sich Diversity und Vielfalt auf die Fahnen geschrieben hat, nichts besseres einfällt, als einen weißen und durchaus alten Mann zu nominieren, spricht schon einmal Bände. Es erinnert an die deutschen Grünen, die Flugverbote fordern und dann (wie bei Annalena Baerbock geschehen), für 180km Entfernung mit der Flugbereitschaft der Bundeswehr nach Luxemburg fliegen und dabei auch noch das Nachtflugverbot aushebeln.

Der Grund, warum die Demokraten, jedenfalls noch, an Biden festhalten ist: Es gibt keinen Ersatz, jedenfalls nicht schnell genug. Vize-Präsidentin Kamala Haris ist beim normalen Volk dermaßen unbeliebt, dass Trump gegen sie sogar aus dem Gefängnis heraus gewinnen würde. Bleibt noch Michelle Obama. Die sich allerdings in ihrer Rolle als Erfolgsautorin und Vortragsrednerin, verbunden mit einem sehr lukrativen Einkommen dreimal überlegen wird, ob sie sich die Wahlkampf Affentour tatsächlich antun möchte. Vor allem, da sie das ganze bei ihrem Mann Barack bereits aus nächster Nähe erlebt hat.

Den großen Fehler der Demokraten, einen passenden Nachfolger eben nicht aufgebaut zu haben, rächt sich jetzt.

Welche Auswirkungen könnte ein möglicher Rückzug Bidens auf die politische Landschaft der USA haben?

Ob Biden bleibt oder sich zurückzieht, der Gewinner der Wahl heißt Donald Trump; was ich allerdings schon lange vor dem TV Duell vermutet habe. Die USA werden noch mehr ihre eigenen Interessen durchsetzen, die Steuern dort werden sinken, die Schulden steigen. Für Unternehmen und die Börsen wird es prima laufen, so wie schon 2016. Ebenso ist es kein Geheimnis, dass die Börsen derzeit auf Rekordfahrt sind, weil der sogenannte „Trump Trade“ gehandelt wird. Die Märkte erwarten, dass Trump gewinnt, und selbst industrielle Dickschiffe wie Stephen Schwarzmann von Blackstone kuscheln schon einmal präventiv mit Trump.

Wer hat das Nachsehen? Europa und besonders Deutschland. Das bürokratische und wirtschaftsfeindliche Deutschland wird für internationale Unternehmen noch unattraktiver und Europa wird ohne die schützende Hand von Uncle Sam noch unsicherer. Doch hier könnte auch eine Chance liegen: Vielleicht ist Trump der Tritt in den Hintern, den das verschlafene, langsame und sklerotische Deutschland jetzt endlich mal braucht.