Kommentar: Bei diesen Klima-Kapriolen leisten wir uns den Wärmepumpen-Gau

Was wäre das Leben ohne Widersprüche? Mancher fällt uns indes arg vor die Füße: Während das Wetter verrücktspielt, vermasseln wir die Anpassung daran. Eine Katastrophe jagt die andere – wir aber zerreden auch das Mindeste, das sich langfristig dagegenstemmen würde.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Eine beschädigte Straße in Schweden, nachdem ein Fluss im August wegen heftigen Regenfällen übers Ufer getreten war (Bild: TT News Agency/Johan Axelsson via REUTERS)
Eine beschädigte Straße in Schweden, nachdem ein Fluss im August wegen heftigen Regenfällen übers Ufer getreten war (Bild: TT News Agency/Johan Axelsson via REUTERS)

Reden wir noch einmal über … die Wärmepumpen. Klar, kann keiner mehr hören, ich auch nicht. Eine Zeitlang gab es kein anderes Thema. Und nun? Tote Hose. Die Wärmepumpe wurde kaputt geredet. Die Auftragszahlen sind nach Branchenangaben eingebrochen. Noch vor einem Jahr herrschte Aufbruchstimmung, die Bestellungen brachen alle Rekorde – für die nötige Umstellung von alten Öl- und Gasheizungen auf moderne, sparsamere Formen, wie es andere Länder um uns herum längst vorgemacht haben.

Doch das ambitionierte Vorhaben der Ampelregierung wurde versemmelt. Zuerst von der Koalition selber, weil das federführende Wirtschaftsministerium schludrig plante und schlecht kommunizierte. Die entstehenden Fragezeichen nahm die Opposition dann dankbar auf und blies sie zu Ammenmärchen groß, lasen in ihnen eine Gefahr, die sie nie in sich trugen. Für ein paar Stimmen in den Umfragen war es der Union wert; die AfD in ihrem Retrorausch brauchte man gar nicht erst zu fragen. Doch selbst die mitregierende FDP machte mit, nicht aus Vernunftgründen, sondern in der Hoffnung, sich ein bisschen mit irgendetwas profilieren zu können.

Und so steht Deutschland nun mit einem blassen Heizungsgesetz da, bei dem die Verbraucher nicht genau wissen, woran sie nun mit ihm sind. Den Bürgern ist kaum ein Vorwurf zu machen, dass sie jetzt im Moment zögern, eine Wärmepumpe zu bestellen. Wohl aber der Politik, die sich entweder zu fahrig zeigte oder eben komplett verantwortungslos. Die Industrie dagegen reibt sich immer noch die Augen über die „teilweise sehr unsachlich geführte Debatte“, wie es der Hersteller Vaillant ausdrückt.

Kurzsicht gegen Weitsicht

Es ist verrückt. Wärmepumpen bringen mehr Energieunabhängigkeit und weniger Verbrauch. Sie sind ein konkreter Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Aber stattdessen werden sie im Tausch gegen Wählerstimmen zu Ängsten hochgejazzt und eingetauscht. Und dies in einer Zeit, die mittlerweile ähnlich verrücktspielt.

In den Medien lesen wir von Expertenratschlägen, wie das eigene Haus hochwassersicher gemacht werden kann, oder welche Ortschaften besser gleich geräumt werden. Eine Stadt im Südwesten versinkt im Hagel. Und die Hitzewellen weiter südlich haben derart viel Wasser verdunsten lassen, dass dieses wieder im Norden runtergeht. All dies hat nichts mit dem Klimawandel zu tun? Hat es doch. Die Struktur, die Lesart dahinter, ist für die Experten klar erkennbar. Die streiten nicht darüber.

Wie wäre es mit den Fakten?

Das heißt nicht, dass jedes Wetter überall und zu jeder Zeit ein Ergebnis des Klimawandels ist. Wenn es im deutschen Sommer regnet, ist das ein Segen. Eine Hitzewelle in Italien kann auch, wie ehedem, aus einem Zusammenspiel stehenbleibender Hochdruckgebiete entstehen, wie es sie schon immer gab. Brände gab es auch schon früher, und nicht erst seit gestern ist Menschenhand direkt im Spiel. Und dennoch. Dennoch sind die bestehenden Extreme, auch in ihrer Häufigkeit, eine Folge des menschengemachten Klimawandels. Der wird immer schlimmer. Aber daran wollen wir uns gewöhnen, solange nicht unser eigenes Haus absäuft. Und lieber regen wir uns über eine Lösungsorientierung wie bei der Ampel und ihrem Heizungsgesetz geschehen. Auf verrückte Umstände verrückt zu reagieren, das macht eine verrückte Zeit aus.