Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker. (Symbolbild: Getty)

Der heutige Ticker ist nun beendet

  • US-Regierung: Sprechen mit Israel über militärisches Vorgehen

  • Im Gaza-Krieg bisher 29 UN-Mitarbeiter getötet

  • Baerbock reist zu Nahost-Debatte im UN-Sicherheitsrat

  • Deutschland gegen EU-Forderung nach humanitärer Waffenruhe für Gaza

  • Hamas-Ministerium: Zahl der Toten in Gaza steigt auf mehr als 5000

  • Antisemitismusbeauftragter mahnt Schutz jüdischer Einrichtungen an

  • Weiterer Konvoi bringt Hilfsgüter aus Ägypten in den Gazastreifen

  • Israel Armee greift mehr als 320 Ziele im Gazastreifen an

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ US-Regierung: Sprechen mit Israel über militärisches Vorgehen +++

Die US-Regierung hat sich ausweichend zu Berichten geäußert, wonach sie Israel nahelegt, mit der angekündigten Bodenoffensive im Gazastreifen noch abzuwarten. Natürlich spreche man mit den Israelis über die Auswirkungen von Entscheidungen auf dem Schlachtfeld, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, in Washington auf eine Frage zu entsprechenden Berichten. Dabei gehe es auch darum, was alles schief gehen könne. Letztlich gelte aber, dass das israelische Militär und die politische Führung des Landes die Entscheidungen träfen.

Die «New York Times» und andere Medien hatten zuvor berichtet, dass die USA Israel zur Verschiebung der Bodenoffensive in Gaza zum Kampf gegen die islamistische Hamas-Organisation geraten hätten. Die US-Regierung hoffe damit, mehr Zeit für Verhandlungen zur Freilassung der mehr als 200 Geiseln in den Händen der Hamas-Terroristen zu bekommen, hieß es.

+++ Im Gaza-Krieg bisher 29 UN-Mitarbeiter getötet +++

Seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas sind dort bisher mindestens 29 Mitarbeiter der Vereinten Nationen getötet worden. Das bestätigte eine Sprecherin des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Am Sonntag seien zwölf weitere Todesopfer aus dem Kreis der UN-Mitarbeiter bestätigt worden, womit die Zahl auf 29 gestiegen sei.

(deutsch: Wir sind geschockt und trauern. Es ist nun bestätigt, dass 29 unserer Kollegen in #Gaza seit dem 7. Oktober getötet wurden. Die Hälfte dieser Kollegen waren @unrwa Lehrer. Als Organisation sind wir am Boden zerstört. Wir trauern miteinander und mit den Familien.)

In dem dicht besiedelten Küstenstreifen, wo rund 2,2 Millionen Menschen leben, ist die humanitäre Lage mehr als zwei Wochen nach Kriegsbeginn weiter katastrophal. Etwa 400 000 Menschen, die durch israelische Angriffe vertrieben wurden, halten sich laut UNRWA derzeit in etwa 90 UN-Einrichtungen auf. Allein innerhalb von 24 Stunden sei ihre Zahl um etwa 22 000 Menschen angestiegen. Zwölf Vertriebene seien seit dem 7. Oktober getötet worden, weitere 180 verletzt.

Durch die laufenden Angriffe Israels ist nach UN-Angaben bereits viel zivile Infrastruktur zerstört oder beschädigt worden. Darunter seien Notunterkünfte sowie Gesundheitseinrichtungen und Anlagen für die Versorgung mit Wasser und Strom. «Die Zeit rennt davon, ehe Sterblichkeitsraten durch Ausbrüche von Krankheiten und den Mangel an Gesundheitsversorung emporschnellen könnten», teilten mehrere UN-Organisationen am Samstag mit.

Rishi Sunak.
Rishi Sunak.

+++ Sunak: Explosion an Klinik in Gaza wohl durch palästinensische Rakete +++

Die Explosion am Al-Ahli-Krankenhaus im Gazastreifen ist nach britischen Erkenntnissen wahrscheinlich durch eine palästinensische Rakete verursacht worden. Die britische Regierung komme auf der Grundlage einer Analyse des britischen Geheimdienstes zu dem Schluss, dass die Detonation «wahrscheinlich von einer Rakete oder einem Teil davon verursacht wurde, die aus dem Gazastreifen gegen Israel abgefeuert wurde», sagte Premierminister Rishi Sunak im Parlament in London. Außenminister James Cleverly bestätigte diese Position im Kurznachrichtendienst X.

Sunak kritisierte, falsche Berichterstattung über den Vorfall habe «negative Auswirkungen auf die Region» gehabt, darunter auch auf diplomatische Bemühungen der USA, sowie Spannungen in Großbritannien gefördert. «Wir müssen die Lehren daraus ziehen und sicherstellen, dass es in Zukunft keine übereilten Urteile gibt», sagte Sunak.

Die islamistische Hamas hatte direkt nach der Explosion Israel beschuldigt, das Krankenhaus beschossen zu haben. Israel spricht dagegen vom Einschlag einer fehlgeleiteten Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Das israelische Militär hat seither Luftaufnahmen, Mitschnitte und Videos veröffentlicht, die das belegen sollen. Bei der Explosion sollen laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza Hunderte Menschen gestorben und verletzt worden sein.

+++ Israels Armee: Soldaten trainieren für Bodenoffensive +++

Mehrere Einheiten des israelischen Militärs trainieren Armeeangaben zufolge derzeit für eine Bodenoffensive im Gazastreifen. Die Soldaten und Kommandeure seien «entschlossen und hochmotiviert», teilte das Militär mit. Auch Reservisten seien an den Übungen beteiligt, die die Bereitschaft und die Fähigkeiten der Streitkräfte für die Einsätze am Boden im Gazastreifen verbessern sollen. In den vergangenen Tagen hätten sich zudem Kommandeure der Luftwaffe und der Bodentruppen getroffen, um eine «optimale Zusammenarbeit» zu planen.

Die Armee sei «vollständig auf eine Bodenoffensive im Gazastreifen vorbereitet», zitierten israelische Medien unterdessen das Militär. Die Armee glaubt demnach, sie könne die gesetzten Ziele auch unter der Gefahr schwerer Verluste und angesichts wiederholter Angriffe der Hisbollah im Norden erreichen. Den Berichten zufolge bereiten sich die Streitkräfte auch auf Rettungsaktionen der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln vor. Das Militär geht demnach davon aus, dass eine Bodenoffensive die im Gazastreifen herrschende Hamas unter Druck setzen könnte, weitere Geiseln freizulassen.

+++ Israel veröffentlicht Videomaterial von Tag des Hamas-Massakers +++

Israel hat Videomaterial vom Tag des Massakers am 7. Oktober im Grenzgebiet zum Gazastreifen veröffentlicht. Das Bildmaterial wurde am Montag von der israelischen Regierungspressestelle herausgegeben. Es zeigt Terroristen der im Gazastreifen herrschenden Hamas, die auf ein israelisches Fahrzeug schießen und die Insassen töten.

Das veröffentlichte Video ist ein Zusammenschnitt der Auto-Kamera und von Bodycams der Angreifer. Einige der Terroristen tragen Uniformen, die denen israelischer Soldaten ähneln. Einer ist mit einer Panzerfaust bewaffnet.

Außerdem veröffentlichte die Pressestelle detaillierte Angriffspläne der Hamas sowie Anweisungen zur Geiselnahme unter Israelis. Diese seien bei den Angreifern gefunden worden. Laut der Übersetzung heißt es darin unter anderem, man solle die Geiseln fesseln und ihre Augen verbinden. Kinder und Frauen sollten von den Männern getrennt werden. «Tötet die Problematischen und jene, die eine Drohung darstellen.»

In sozialen Medien waren bereits zahlreiche Videos und Bilder von Gräueltaten veröffentlicht worden. Terroristen hatten am 7. Oktober im Auftrag der Hamas in Israel ein Massaker an Zivilisten angerichtet.

Unbekannte haben das Jüdische Krankenhaus in Berlin-Wedding mit einem Stein beworfen.
Unbekannte haben das Jüdische Krankenhaus in Berlin-Wedding mit einem Stein beworfen.

+++ Staatsschutz ermittelt nach Steinwurf auf Jüdisches Krankenhaus +++

Nach einem Steinwurf auf das Jüdische Krankenhaus in Berlin-Wedding hat das Landeskriminalamt (LKA) die Ermittlungen übernommen. Der Staatsschutz prüfe, ob es sich bei der Sachbeschädigung um eine politisch motivierte Straftat handele, sagte ein Polizeisprecher. Nach seinen Angaben wurde niemand verletzt. Nach bisherigen Erkenntnissen sei der Steinwurf am Sonntagabend gegen 21.00 Uhr erfolgt. Es seien zwei Unbekannte beobachtet worden, die weggerannt seien. Polizeikräfte hätten die nähere Umgebung erfolglos nach ihnen abgesucht. Die Klinik wollte sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen zunächst nicht äußern.

Das Krankenhaus gehört nach Angaben des Polizeisprechers zu den mehr als 150 jüdischen oder israelischen Einrichtungen in Berlin, die von der Polizei geschützt werden. Für derartige Objekte werde in der Hauptstadt seit langem auf Grund der besonderen Verantwortung ein hoher Grundschutz gewährt, hatte Polizeipräsidentin Barbara Slowik zuletzt betont.

Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober haben antisemitische Vorfälle deutlich zugenommen. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (Rias) hat nach eigenen Angaben bislang 70 Fälle (Stand: 18.10.) dokumentiert. Dies seien dreimal so viele verifizierte Vorkommnisse wie im Vorjahreszeitraum. Damals seien 25 Fälle dokumentiert worden.

Annalena Baerbock.
Annalena Baerbock.

+++ Baerbock reist zu Nahost-Debatte im UN-Sicherheitsrat +++

Außenministerin Annalena Baerbock wird an diesem Dienstag für Deutschland an einer Debatte des UN-Sicherheitsrats zum Krieg zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas teilnehmen. «Die Welt schaut mit unterschiedlichen Augen und brennenden Herzen auf die Lage im Nahen Osten - und in New York bei den Vereinten Nationen kommen alle zusammen», erklärte die Grünen-Politikerin vor ihrer Abreise.

Es gehe darum, einen Flächenbrand zu verhindern. Zudem setze man sich dafür ein, über den Tag hinaus zu blicken und einen Weg zu finden, «ein Gaza jenseits der Hamas» zu denken. «Für uns in Europa kann der Weg zu einer friedlichen Ko-Existenz von Israelis und Palästinenserinnen und Palästinensern nur über eine verhandelte Zwei-Staaten-Lösung führen», sagte sie. «Auch wenn dies im Angesicht der Gewalt weit weg erscheint, müssen wir diesen Horizont gerade jetzt in den Blick nehmen.»

Zur Lage im Gazastreifen sagte Baerbock, man müsse die Vereinten Nationen dringend in die Lage versetzen, humanitäre Hilfe für die Menschen zu leisten. Zugleich betonte sie erneut das Selbstverteidigungsrecht Israels. Mit dem Hamas-Terror könne es weder für Israel noch für die Palästinenserinnen und Palästinenser Sicherheit geben. «Der Terror muss bekämpft werden», sagte sie.

Baerbock wird als Gast bei der Debatte im Sicherheitsrat reden. Deutschland gehört nämlich nicht zu den fünf ständigen Mitgliedern und ist derzeit auch nicht Teil der Gruppe der zehn nichtständigen Mitgliedern.

+++ Bericht: Hamas fehlen weiter Beweise für Schuldzuweisung an Israel +++

Die im Gazastreifen herrschende Hamas-Organisation hat einem Medienbericht zufolge bislang keine Beweise dafür vorlegen können, dass Israel die Schuld an einer Explosion am Al-Ahli-Krankenhaus im Gazastreifen hat. Die Hamas habe auf Anfrage mitgeteilt, dass es keine Spuren von der Munition gebe, die die Explosion an der Klinik beziehungsweise den Brand auf dem Parkplatz davor ausgelöst habe, schrieb die «New York Times». «Das Geschoss hat sich aufgelöst wie Salz im Wasser», sagte Hamas-Sprecher Ghasi Hamad der Zeitung am Sonntag (Ortszeit). «Es ist verdampft. Nichts ist übrig.»

Zerstörte Autos vor dem Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza.
Zerstörte Autos vor dem Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza.

Bei der Explosion sollen laut der Gesundheitsbehörde in Gaza, die von der Hamas kontrolliert wird, Hunderte Menschen gestorben und verletzt worden sein. Die Zahl der Toten gab die Hamas zuletzt mit 471 an, lieferte aber laut «New York Times» keine weiteren Details zu den Opfern.

Die Hamas hatte direkt nach der Explosion Israel beschuldigt, das Krankenhaus beschossen zu haben. Israel spricht dagegen vom Einschlag einer fehlgeleiteten Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Das israelische Militär hat seither Luftaufnahmen, Mitschnitte und Videos veröffentlicht, die das belegen sollen.

Mehr dazu lesen Sie hier: UN verlangen internationale Untersuchung der Krankenhaus-Explosion

+++ Auswärtiges Amt bekräftigt: Deutsche sollen aus dem Libanon ausreisen +++

Das Auswärtige Amt hat Deutsche im Libanon erneut zur Ausreise ausgerufen. Auf der Krisenvorsorgeliste Elefand seien ungefähr 1100 deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die eingetragen hätten, dass sie sich im Libanon aufhalten, sagte ein Sprecher in Berlin. Und: «Sie wissen, dass wir eine Ausreiseaufforderung in der letzten Woche an die deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger herausgegeben haben. Wir bitten deshalb alle Deutschen, die sich im Libanon befinden, jetzt auszureisen.» Allein bis zum Mittag habe es 17 kommerzielle Flüge gegeben. Er sagte: «Die Lage ist ernst und wer ausreisen kann, soll jetzt möglichst ausreisen.»

+++ Deutschland gegen EU-Forderung nach humanitärer Waffenruhe für Gaza +++

Deutschland stellt sich in der EU gegen Forderungen nach einem humanitären Waffenstillstand für den Gazastreifen. Die Bekämpfung des Terrorismus sei essenziell, sagte Außenministerin Annalena Baerbock bei einem Treffen mit Amtskollegen in Luxemburg. Man sehe, dass weiterhin massiv Raketenangriffe auf Israelgetätigt würden. «Es wird nur Frieden und Sicherheit für Israel und die Palästinenserinnen und Palästinenser geben, wenn der Terrorismus bekämpft wird», sagte die Grünen-Politikerin mit Blick auf das Vorgehen der islamistischen Hamas gegen Israel.

Annalena Baerbock (M) spricht mit Alexander Schallenberg (l-r), Jao Gomes Cravinho, Micheal Martin und lina Valtonen während eines Treffens der EU-Außenminister.
Annalena Baerbock (M) spricht mit Alexander Schallenberg (l-r), Jao Gomes Cravinho, Micheal Martin und lina Valtonen während eines Treffens der EU-Außenminister.

Zuvor hatte unter anderem UN-Generalsekretär António Guterres zu einem sofortigen humanitären Waffenstillstand aufgerufen. Seitdem wird auch in der EU offen darüber diskutiert, ob man sich dieser Forderung anschließen sollte. Regierungspolitiker aus Ländern wie Spanien, Belgien, den Niederlande und Irland haben sich zuletzt klar in diese Richtung positioniert.

Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell zeigte sich am Montag in Luxemburg offen für den Vorstoß für eine Angriffspause. «Der UN-Generalsekretär hat dazu aufgefordert. (...) Wie können wir nicht darüber diskutieren,» sagte er. Ähnlich wie Deutschland positionierten sich bei dem Ministertreffen hingegen Länder wie Österreich und Tschechien.

+++ Hamas-Ministerium: Zahl der Toten in Gaza steigt auf mehr als 5000 +++

Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen ist seit Beginn des Krieges am 7. Oktober laut Hamas-geführtem Gesundheitsministerium auf 5087 gestiegen. Es seien zudem 15 273 Menschen verletzt worden, berichtete das Ministerium in Gaza.

Das Gesundheitsministerium in Gaza wird von der islamistischen Hamas kontrolliert, die auch von EU und USA als Terrororganisation eingestuft wird. Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen. Nach Informationen der israelischen Armee soll das Ministerium etwa die Zahl der Toten nach einer Explosion an einem Krankenhaus in Gaza übertrieben haben. Die Armee sprach von gezielter Desinformation.

+++ Antisemitismusbeauftragter mahnt Schutz jüdischer Einrichtungen an +++

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat angesichts zuletzt zunehmender antisemitischer Vorfälle einen «höchstmöglichen Schutz mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln» angemahnt. Darin könne er die Sicherheitsbehörden und ihre Verantwortlichen nur bestärken, sagte Klein der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Die Politik müsse die dafür nötigen Ressourcen zur Verfügung stellen.

Polizistinnen und Polizisten leisteten dieser Tage einen herausfordernden Job, erklärte Klein. «Im Zuge des teilweise aggressiven und in keiner Weise zu entschuldigenden Auftretens von nur vermeintlich pro-palästinensischen Gewalttätern und Krawallmachern auf unseren Straßen werden sie angegriffen, bespuckt, beschimpft und, als Wachpolizisten vor jüdischen Einrichtungen, sogar mit Molotowcocktails beworfen.» Dies sei unerträglich und habe mit dem Demonstrationsrecht nichts zu tun. «Teilweise haben die Täter einen deutschen Pass, teilweise stammen sie aus Ländern, in denen Demokratie und die freie Meinungsäußerung Fremdworte sind. Nicht wenige sind vielleicht deshalb nach Deutschland geflüchtet.»

Zugleich wachse bei Jüdinnen und Juden sowie Besucherinnen und Besuchern jüdischer Einrichtungen und Synagogen die Furcht vor verbalen und gewalttätigen Übergriffen, das Gefühl der Unsicherheit im Alltag habe stark zugenommen. Klein verwies auf Zahlen des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias), der in der Woche nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober eine Zunahme antisemitischer Vorfälle um 240 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum registriert hatte.

«Der Antisemitismus, das erleben wir stärker denn je, gefährdet das Zusammenleben von uns allen und ist eine Gefahr für unsere Demokratie. Hiergegen müssen wir alle zusammenstehen», forderte Klein.

+++ Weiterer Konvoi bringt Hilfsgüter aus Ägypten in den Gazastreifen +++

Die Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen gehen weiter. Ein dritter Konvoi aus 40 Lastwagen begann am Sonntag von Ägypten aus die Einfahrt in den Transitbereich der gemeinsamen Grenze, um dringend benötigte internationale Hilfsgüter in das Palästinensergebiet zu bringen, wie der Ägyptische Rote Halbmond mitteilte. Nach Angaben von dessen Leiter im Nord-Sinai, Chalid Sajid, haben die Lkw Essen, Arzneimittel und weitere Hilfsgüter für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen geladen. Es blieb abzuwarten, ob heute alle 40 Lkw mit ihren Gütern nach Gaza kommen.

Die Güter werden von Ägypten, anderen Ländern sowie internationalen Hilfsorganisationen zur Verfügung gestellt. Sie kommen zunächst zum Flughafen der Küstenstadt Al-Arisch, wo sie nach dem Empfang teils in Lagerhäuser gebracht werden. Seit dem 12. Oktober - also fünf Tage nach dem Terrorangriff der im Gazastreifen herrschenden Hamas auf Israel - seien 27 Flugzeuge eingetroffen. Das sagte der Gouverneur der Region, Mohammed Abdel Fadil Schuscha. Sie hätten zusammen Hunderte Tonnen Hilfsgüter nach Ägypten gebracht.

Zahlreiche Hilfsgüter stehen in Al-Arisch bereit.
Zahlreiche Hilfsgüter stehen in Al-Arisch bereit.

Unter anderem landeten in Al-Arisch Flugzeuge aus Jordanien, Algerien, Tunesien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar, der Türkei, Russland, Indien und Pakistan. Zudem trafen Hilfsgüter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des Welternährungsprogramms (WFP) und des UN-Kinderhilfswerks Unicef ein. Die Unicef-Güter kamen mit von der EU organisierten Flügen im Rahmen einer «humanitären Luftbrücke» nach Ägypten.

+++ Israel Armee greift mehr als 320 Ziele im Gazastreifen an +++

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben in den vergangenen 24 Stunden mehr als 320 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Darunter seien Tunnel der islamistischen Hamas sowie Dutzende Kommandozentren und Überwachungsposten gewesen, teilte die Armee mit.

Armeesprecher Daniel Hagari sagte: «Wir greifen weiter Infrastruktur an, die eine Gefahr für Bodentruppen darstellen könnte.» Als Teil desssen seien unter anderem Abschussstellungen für Mörsergranaten beschossen worden. Die Armee bereite sich weiter auf «den Moment des Befehls vor - der Feind ist unter Druck, nicht wir». Der Sprecher sagte weiter: «Hamas-Terroristen verstecken sich in Gaza, unter Belagerung.» Hagari fügte hinzu: «Wir werden aktiv werden, wo und wann wir wollen.» Allgemein wird mit einer Bodenoffensive Israels im Gazastreifen gerechnet.

+++ Armee: Mindestens 222 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt +++

Mindestens 222 Geiseln sind nach Angaben der israelischen Armee nach dem Terror-Überfall der islamistischen Hamas in den Gazastreifen verschleppt worden. Man habe die Angehörigen der Entführten informiert, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Unter den Geiseln sind auch deutsche Staatsbürger, mit denen die Bundesregierung allerdings keinen Kontakt hat. Die Armee geht davon aus, dass die meisten der Geiseln noch am Leben sind. Zwei US-amerikanische Geiseln wurden am Freitag freigelassen.

Judith Tai Raanan und ihre Tochter Natalie Shoshana Raanan wurden freigelassen.
Judith Tai Raanan und ihre Tochter Natalie Shoshana Raanan wurden freigelassen.

+++ Nach Veto: USA legen im UN-Sicherheitsrat Nahost-Resolution vor +++

Wenige Tage nach ihrem Veto gegen einen brasilianischen Resolutionsentwurf zur Nahostkrise mit Fokus auf humanitäre Hilfe haben die USA dem UN-Sicherheitsrat einen eigenen Resolutionsentwurf vorgelegt. Darin gehe es vor allem um die Freilassung der von der islamistischen Hamas in den Gazastreifen verschleppten Geiseln, hieß es am Sonntag aus Diplomatenkreisen. Ob und wenn ja wann die Resolution dem Sicherheitsrat in New York zur Abstimmung vorgelegt werden könnte, war zunächst noch nicht klar. Ein Veto Russlands wäre für diesen Fall wahrscheinlich.

Zuvor hatten sowohl Russland als auch Brasilien dem UN-Sicherheitsrat Nahost-Resolutionen vorgelegt. Der russische Entwurf hatte nicht die erforderliche Mehrheit erhalten, gegen den brasilianischen hatten die USA ein Veto eingelegt. Man verstehe, warum Brasilien die Abstimmung vorangetrieben habe, doch es sei nun erst einmal abzuwarten, welche Wirkung die diplomatischen Bemühungen vor Ort entfalteten, hatte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield zur Begründung gesagt.

Mehr dazu lesen Sie hier: Humanitäre Nahost-Resolution scheitert im UN-Sicherheitsrat

+++ Baerbock dringt auf Treibstoff-Lieferungen in den Gazastreifen +++

Außenministerin Annalena Baerbock hat auf Treibstoff-Lieferungen in den Gazastreifen gedrungen. Sie habe selbst bei der internationalen Konferenz am Wochenende in Kairo deutlich gemacht, dass es vor allem Treibstoff brauche, damit die Krankenhäuser zumindest in Minimalfunktion laufen könnten, sagte die Grünen-Politikerin im Deutschlandfunk. «Ohne Strom werden auch die Entsalzungsanlagen und die Pumpen für Trinkwasser nicht funktionieren können. Deshalb braucht es dringend Treibstoff, damit die Wasserversorgung wieder steht.»

Von Israel seien ein bis zwei Wasserleitungen wieder aktiviert worden, eine dritte sei nach israelischen Angaben von der Hamas zerstört worden. «Aber das ist nur ein minimaler Teil der Wasserversorgung für Gaza. Es müssen vor allem die Pumpen und die Entsalzungsanlagen wieder funktionieren. Daran arbeiten wir mit.» Die Lage vor Ort sei dramatisch. Es drohe ein Ausbruch der Cholera.

+++ WHO: Israel soll Evakuierungsbefehl für Kliniken zurücknehmen +++

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Israel mit Nachdruck aufgefordert, die Evakuierungsaufforderung für Krankenhäuser im Norden des Gazastreifens zurückzunehmen. «Es gibt dort Patienten, die einfach nicht bewegt werden können, viele werden beatmet, es gibt Neugeborene in Brutkästen, Menschen in instabilem Zustand, und es ist sehr schwierig, sie zu transportieren», sagte WHO-Sprecher Tarik Jašarević der BBC. Die Aufgabe sei «fast unmöglich». «Wir rufen Israel auf, diese Anordnung zu überdenken», sagte Jašarević.

Bisher seien vier Lastwagen mit chirurgischem und Verbandsmaterial sowie Medikamenten gegen chronische Krankheiten über den Grenzübergang Rafah nach Gaza gebracht worden, sagte der Sprecher. «Aber das reicht bei weitem nicht aus.» Auf der ägyptischen Seite stünden noch mehr Lastwagen bereit, aber bisher gebe es keine Sicherheitsgarantien, dass die Vorräte eingeführt werden könnten.

(deutsch: Die ersten vier Lastwagen mit @WHO lebenswichtiger medizinischer Versorgung – genug für mehr als 300.000 Patienten – sind über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen gelangt. Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Gaza braucht eine kontinuierliche und ununterbrochene Lebensader für die Versorgung.)

+++ Israels Armee: Erneut «Terrorzelle» im Libanon getroffen +++

Israels Armee hat nach eigenen Angaben einen geplanten Raketenabschuss aus dem Libanon vereitelt. Es sei in der Nacht eine «Terroristenzelle» auf libanesischem Boden getroffen worden, wie das israelische Militär am frühen Morgen bekanntgab. Diese habe den Beschuss der israelischen Stadt Schelomi mit einer Panzerabwehrrakete geplant gehabt, hieß es. Man habe auch einen Raketenabschussposten getroffen. Seit dem Massakern am 7. Oktober in israelischen Grenzorten im Süden des Landes durch die islamistische Hamas kommt es auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon immer häufiger zu gewaltsamen Zwischenfällen.

Dabei gab es auf beiden Seiten bereits Tote. Israel will angesichts der Eskalation der Angriffe durch die libanesische Hisbollah-Miliz weitere Ortschaften im Norden des Landes räumen. Verteidigungsminister Joav Galant habe die Evakuierung 14 weiterer Gemeinden gebilligt, teilte sein Büro am Wochenende mit. Vor einer Woche hatte Israelbereits eine Vier-Kilometer-Sperrzone im Grenzgebiet zum Libanon erklärt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte die Hisbollah vor noch stärkeren Angriffen: In den Krieg einzutreten, wäre «der Fehler ihres Lebens», sagte er.

Gruppierungen im Nahostkonflikt. (Grafik: A. Brühl, Redaktion: A. Brühl/J. Schneider)
Gruppierungen im Nahostkonflikt. (Grafik: A. Brühl, Redaktion: A. Brühl/J. Schneider)

Die Nacht im Überblick

Während Israels Militär seine Vorbereitung für eine Bodenoffensive gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen mit nochmals verstärkten Luftschlägen vorantreibt, gehen die diplomatischen Bemühungen um eine Deeskalation weiter. Am Dienstag wird Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu einem zweitägigen Besuch in Israel erwartet, wie der Élyséepalast am späten Sonntagabend mitteilte. Heute beraten zudem die Außenminister der EU darüber, wie ihre Staaten dazu beitragen können, eine Eskalation in Nahost zu verhindern. Derweil beklagen UN-Organisationen, dass mit den ersten Hilfslieferungen in den Gazastreifen noch immer kein dringend benötigter Treibstoff in der abgeriegelten Enklave eintraf.

UN-Vertreter: Treibstoffmangel «stranguliert» Palästinenser

Ohne Treibstoff würden die Menschen im Gazastreifen, darunter Kinder und Frauen, weiter «stranguliert», warnte der Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, in einer Mitteilung in der Nacht. Treibstoff wird unter anderem zum Weiterbetrieb von Stromgeneratoren in Krankenhäusern benötigt. Das UNRWA werde seine Reserven innerhalb der nächsten drei Tage aufbrauchen, warnte das UN-Nothilfebüro Ocha. Dessen ungeachtet setzt Israel sein Bombardement in Gaza fort. Experten rechnen mit einem bevorstehenden blutigen Häuserkampf zwischen der Armee und der Hamas.

(deutsch: "Es kommt kein Kraftstoff nach #Gaza. Treibstoff ist jetzt wirklich wichtig, wir brauchen ihn, um die Hilfseinsätze am Laufen zu halten." @TomWhiteGaza warnt: "Wir brauchen eine nachhaltige Hilfspipeline, um eine Katastrophe abzuwenden", da die derzeitigen Vorräte den immensen Bedarf nicht decken können")

Experten befürchten monatelange Kämpfe am Boden

«Es wird viele Kollateralschäden geben», sagte der Militärhistoriker Danny Orbach von der Hebräischen Universität Jerusalem. Gemeint sind Opfer unter der Zivilbevölkerung. Israels Militär hat deshalb die Bevölkerung im nördlichen Gazastreifen wiederholt aufgefordert, das Gebiet Richtung Süden zu verlassen - doch dort gibt es für die Vertriebenen keine Versorgung. Und Angriffe gibt es auch dort. Das israelische Militär veröffentlichte in der Nacht auf der Plattform X (vormals Twitter) Luftaufnahmen, die zeigen sollen, wie die Hamas Raketenstellungen gegenüber einem UN-Gebäude, einer Moschee und Schulen postierte. «Die Hamas gefährdet unmittelbar die Menschen im Gazastreifen, Israelis und die internationale Gemeinschaft», hieß es.

(deutsch: Dieses @UN Gebäude befindet sich direkt gegenüber einem Raketenabschussplatz der Hamas, der zur Terrorisierung israelischer Zivilisten dient. Hamas gefährdet direkt Gaza-Bewohner, Israelis und die internationale Gemeinschaft.)

Israels Verteidigungsminister Joav Galant rechnet mit möglicherweise monatelangen Kämpfen. «Es kann einen Monat dauern, zwei oder drei, aber am Ende wird es keine Hamas mehr geben», sagte Galant am Sonntag in Tel Aviv. Bevor die Hamas auf israelische Streitkräfte am Boden treffe, werde «der Feind» zunächst mit Luftschlägen konfrontiert werden. Die nächste Etappe werde «bald kommen». Kämpfe in urbanem Umfeld seien «extrem schwierig» und gingen nur langsam voran, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Sonntag dem Sender ABC.

(deutsch: Heute habe ich mich mit einer Delegation überparteilicher Senatoren getroffen. Ihre Unterstützungsbotschaft war klar und deutlich: Wir stehen zusammen. Auch meine Botschaft war direkt: Der Staat Israel wird die Hamas zerstören. Der Staat Israel wird diesen Krieg gewinnen. Der Staat Israel wird siegen.)

Besonders erschwert werde es durch das «unterirdische Tunnelnetz, das die Hamas im Laufe der Zeit gebaut hat, und aufgrund der Tatsache, dass sie viel Zeit hatte, sich auf einen Kampf vorzubereiten», sagte Austin und warnte: «Ich denke, wir werden einen Kampf sehen, der von vielen Sprengfallen und Sprengstoffanschlägen geprägt sein wird.»

Weiter katastrophale Lage für die Menschen in Gaza

Die am Wochenende angelaufenen Hilfslieferungen für die notleidenden Menschen in der von Israel abgeriegelten Küstenenklave mit gut zwei Millionen Einwohnern kommen nur langsam voran. Nach Angaben von UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths fuhr am Sonntag ein zweiter Konvoi aus 14 vor allem mit Arznei- und Lebensmitteln beladenen Lkw nach Gaza hinein. Er sprach von einem weiteren «Hoffnungsschimmer». Am Vortag hatte die erste Lieferung seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober die Grenze passiert. Nach Einschätzung der UN wären zur Versorgung der Menschen rund 100 Lastwagenladungen täglich nötig.

(deutsch: Ein weiterer Hoffnungsschimmer: 14 weitere Lastwagen sind heute über die Rafah-Grenze nach Gaza gekommen, mit Hilfslieferungen von @EG_Red_Crescent und der @UN. Ein weiterer kleiner Hoffnungsschimmer für die Millionen Menschen, die dringend humanitäre Hilfe benötigen. Aber sie brauchen viel, viel mehr. Ich bin besonders den Helfern auf der palästinensischen Seite dankbar, die sofort zur Hilfe geeilt sind, um die Lieferungen abzuladen - trotz der Risiken. Wahre Helden. Auch sie brauchen Schutz.)

Hunderte Terroristen hatten am 7. Oktober im Auftrag der Hamas Israel überfallen und im Grenzgebiet Massaker angerichtet. Israel hat seither mehr als 1400 Tote zu beklagen, der Großteil davon Zivilisten. Die Identifikation der Leichen dauert an. Zudem wurden nach Angaben des israelischen Militärs mindestens 212 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt, darunter auch Deutsche. Zwei US-amerikanische Geiseln waren am Freitag freigelassen worden.

Seit dem Terrorangriff bombardiert Israels Armee pausenlos den dicht besiedelten Gazastreifen. Die Zahl der dort getöteten Palästinenser stieg nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf 4651. Die Zahlen waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. Auch im Westjordanland sowie im Süden des Libanon kommt es seit Tagen immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern, der libanesischen Hisbollah und Israels Armee.

Aktuelle Lage in Israel, Gazastreifen und Westjordanland. (Grafik:B. Schaller; Grafik: P. Massow, S. Stein; A. Zafirlis)
Aktuelle Lage in Israel, Gazastreifen und Westjordanland. (Grafik:B. Schaller; Grafik: P. Massow, S. Stein; A. Zafirlis)