Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker.
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker.

Der Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen.

  • Erdogan wirft Israel brutales Vorgehen im Gazastreifen vor

  • Militärvertreter: Israels Armee hat Hamas' Kampffähigkeit geschwächt

  • Erneut Raketenbeschuss aus Gazastreifen auf Israel

  • Bisher 6700 Ausländer vom Gazastreifen nach Ägypten ausgereist

  • UN: Rund 20 000 Menschen fliehen in den Süden des Gazastreifens

  • Faeser: Mehr als 3500 Straftaten in Deutschland seit Hamas-Angriff

  • 28 Frühgeborene aus dem Gazastreifen nach Ägypten gebracht

  • Keine Hilfe für Hunderttausende im Norden von Gaza - kaum noch Essen

  • Pumpen für Wasserversorgung laufen im Gazastreifen wieder an

  • Ägypten: Israel behindert «systematisch» Hilfen für Gazastreifen

  • Militär: Geiseln der Hamas waren in Klinik

Die aktuelle Lage im Newsstream:

+++ Erdogan wirft Israel brutales Vorgehen im Gazastreifen vor +++

Drei Tage nach seinem Deutschlandbesuch hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die scharfe Rhetorik gegen Israel fortgesetzt. Er warf dem Land am Montagabend im Zusammenhang mit dem Militäreinsatz im Gazastreifen «Brutalität» vor und zog einen Vergleich zum Zweiten Weltkrieg. «Seit dem 7. Oktober findet in Gaza eine absolute Brutalität statt, die genauso ist wie das, was während der Besatzung durch die Kreuzfahrer vor tausend Jahren und im Zweiten Weltkrieg erlebt wurde», sagte Erdogan nach einer Kabinettssitzung in Ankara.

Recep Tayyip Erdogan (Bild: Reuters)
Recep Tayyip Erdogan (Bild: Reuters)

Zum wiederholten Male kritisierte er zudem den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und warf diesem vor, sich mit dem Vorgehen in Gaza an der Macht halten zu wollen. Erdogan warf Europa und den USA sowie westlichen Menschenrechtsorganisationen vor, zum Tod von Unschuldigen zu schweigen.

Mit Blick auf seinen Besuch in Berlin sagte Erdogan, so verschieden auch die Ansichten im Gaza-Krieg seien, Deutschland und die Türkei verbinde eine historische Freundschaft, der er große Bedeutung beimesse. Man werde im Dialog bleiben, betonte Erdogan.

+++ Militärvertreter: Israels Armee hat Hamas' Kampffähigkeit geschwächt +++

Die israelische Armee hat nach eigener Darstellung die Kampffähigkeit des militärischen Arms der Hamas im Gaza-Krieg erheblich geschwächt. Die Armee habe mehr als 10 von 24 Bataillonen der Islamistenorganisation «signifikanten Schaden» zugefügt, sagte ein hochrangiger Militärvertreter. In einigen dieser 24 militärischen Abteilungen, die den Angaben nach jeweils aus rund 1000 Mitgliedern bestehen, seien Hunderte Terroristen sowie die Hälfte der Kommandeure getötet worden. Die Verluste können dem Militärvertreter zufolge während des Krieges nicht ausgeglichen werden. Insgesamt seien im Krieg «viele Tausend» Hamas-Mitglieder getötet worden. Die Kampfmoral soll demnach vor allem im Norden des Gazastreifens inzwischen «große Schwächen» aufweisen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Über die unter dem umkämpften Schifa-Krankenhaus vermutete Kommdaozentrale sagte der Militärvertreter unter Berufung auf Hinweise des Geheimdienstes, sie bestehe nicht nur aus den Untergeschossen der Klinik. Auch Gebäude in der Umgebung des größten Krankenhauses im Gazastreifen zählten dazu. «Viele Kommandeure üben von hier aus die Kontrolle aus.»

Öffnung zu einem Tunnel, der laut israelischem Militär von der Hamas unter dem Schifa-Krankenhaus genutzt wird.
Öffnung zu einem Tunnel, der laut israelischem Militär von der Hamas unter dem Schifa-Krankenhaus genutzt wird.

Israels Armee hatte zuvor bereits mitgeteilt, einen Tunnel der Hamas unter dem Komplex des Krankenhauses entdeckt zu haben. Ein vor wenigen Tagen freigelegter Schacht führe zu einem Tunnel mit einer Länge von rund 55 Metern in einer Tiefe von 10 Metern. Am Ende des Tunnels soll sich demnach eine «explosionssichere Tür» befinden. Was sich genau hinter der Tür befindet, war zunächst unklar. Die Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen. Der Armee zufolge wurden auch Waffen im Klinik-Komplex sowie zwei tote Geiseln in Nachbargebäuden des Krankenhauses gefunden.

+++ Erneut Raketenbeschuss aus Gazastreifen auf Israel +++

Extremistische Palästinenser im Gazastreifen haben erneut Raketen auf Israel abgefeuert. Es sei mehrfach Raketenalarm ausgelöst worden, auch in der Küstenmetropole Tel Aviv, teilte die Armee mit. Israelische Medien meldeten unter Berufung auf die Polizei, am frühen Abend sei in der Stadt Cholon bei Tel Aviv Raketensplitter gelandet. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. Die Hamas übernahm die Verantwortung für den Beschuss.

Seit Beginn des Kriegs am 7. Oktober sind israelischen Armeeangaben zufolge Tausende Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen worden.

Zuletzt war Tel Aviv am Freitag Ziel von Raketen der Hamas aus dem Gazastreifen geworden. Dabei wurden drei Menschen verletzt, einer von ihnen schwer.

+++ Bisher 6700 Ausländer vom Gazastreifen nach Ägypten ausgereist +++

Aus dem umkämpften Gazastreifen sind seit Kriegsbeginn bisher rund 6700 Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass nach Ägypten ausgereist. Darunter seien etwa 900 Ägypter, wie das ägyptische Pressezentrum in Kairo mitteilte. Insgesamt seien bisher außerdem etwa 230 Verletzte zur Behandlung in ägyptische Krankenhäuser gekommen.

Den Angaben aus Kairo zufolge müssten damit bald alle ausländischen Staatsangehörigen den Gazastreifen verlassen haben, die ausreisen wollten. Das seien insgesamt etwa 7000 Menschen aus 60 Ländern, teilte das ägyptische Außenministerium Anfang des Monats mit. Dabei blieb allerdings unklar, ob es sich nur um Ausländer handelt oder auch um Palästinenser mit zweitem Pass. Unklar ist auch, wie viele von ihnen sich in Gaza aufhalten, ohne ausreisen zu wollen.

Vor etwa drei Wochen hatten erstmals seit Kriegsbeginn Hunderte Ausländer und Palästinenser mit Zweitpass das abgeriegelte Küstengebiet verlassen. Katar hatte in Absprache mit den USA eine entsprechende Einigung zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas vermittelt.

Frank-Walter Steinmeier.
Frank-Walter Steinmeier.

+++ Steinmeier reist nach Israel - Treffen mit Präsident Herzog +++

Inmitten des Gaza-Krieges will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am kommenden Sonntag zu einem offiziellen Besuch nach Israel reisen. Er werde dort mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog politische Gespräche führen, hieß es in einer Mitteilung des Bundespräsidialamts. Bei dem Besuch am Sonntag und Montag seien auch Termine im Süden Israels und in Ostjerusalem vorgesehen. Anschließend werde der Bundespräsident zunächst in das Sultanat Oman und von dort aus in das Emirat Katar weiterreisen. Steinmeier wird von seiner Frau Elke Büdenbender begleitet.

Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober sind bereits Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock nach Tel Aviv gereist. Steinmeier hat den Angriff der Hamas, die Ermordung von mehr als 1200 Menschen und die Verschleppung von etwa 240 Geiseln in zahlreichen Reden scharf verurteilt. Zugleich betonte er das Selbstverteidigungsrecht Israels.

+++ UN: Rund 20 000 Menschen fliehen in den Süden des Gazastreifens +++

Im Laufe des Sonntags sind nach UN-Angaben etwa 20 000 Menschen aus dem Norden des Gazastreifens Richtung Süden geflüchtet. Die Zahl beruht auf Schätzungen von UN-Beobachtern vor Ort, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA am frühen Morgen. Die meisten Menschen kamen demnach am Übergang zum südlichen Gazastreifen mit Eselskarren und Bussen sowie manche zu Fuß an.

Die Menschen folgten dem Aufruf der israelischen Streitkräfte, die seit Wochen verlangen, dass Zivilisten die Stadt Gaza und den Nordteil des abgeriegelten Küstengebiets verlassen. Israel zufolge unterhält die islamistische Hamas dort in Krankenhäusern, Schulen und Wohnhäusern Kommandozentralen und Abschussbasen für Raketen.

Palästinenser, die in den Süden fliehen.
Palästinenser, die in den Süden fliehen.

Nach Angaben von OCHA berichten Geflüchtete, sie hätten unter anderem durch israelische Kontrollpunkte mit Maschinen zur Gesichtserkennung gehen müssen. Israel befürchtet offenbar, dass sich Terroristen unter den Flüchtenden befinden. OCHA zufolge gab es auch Festnahmen.

Nach Angaben des UN-Nothilfebüros sind im Gazastreifen inzwischen mehr als 1,7 Millionen Menschen Binnenflüchtlinge, also etwa drei Viertel der Bevölkerung. Rund 900 000 Menschen haben demnach in überfüllten Einrichtungen des UN-Hilfswerks für Palästinenser (UNRWA) Schutz gesucht.

Israel zufolge gibt es im Süden in den für die Zivilbevölkerung ausgewiesenen Gebieten ausschließlich gezielte Angriffe auf Anführer der Hamas. Doch auch im Süden kommt es immer wieder zu Luftangriffen mit vielen Toten. Die Menschen leben dort unter prekären Umständen, Helfer sprechen von einer humanitären Katastrophe.

+++ Israel: Politiker treiben Todesstrafen-Gesetz für Terroristen voran +++

Rund sechs Wochen nach dem Hamas-Massaker im Süden Israels wollen israelische Politiker die Verhängung der Todesstrafe für Terroristen erleichtern. Der Ausschuss für innere Sicherheit des Parlaments diskutierte am Montag ein entsprechendes Gesetz der rechtsextremen Regierungspartei Otzma Jehudit (Jüdische Kraft).

Laut einem Entwurf des Gesetzes vom März soll mit dem Tode bestraft werden, «wer absichtlich oder aus Gleichgültigkeit den Tod eines israelischen Bürgers verursacht, wenn die Tat aus einer rassistischen Motivation erfolgt oder aus Feindseligkeit gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe» - mit dem Ziel, «dem Staat Israel zu schaden oder der Wiedergeburt des jüdischen Volkes in seinem Heimatland». Im besetzten Westjordanland sollen Militärgerichte befähigt werden, mit einer einfachen Mehrheit Todesurteile auszusprechen.

Im März hatte bereits eine Mehrheit der anwesenden Abgeordneten für den Gesetzesentwurf gestimmt. Es sind noch drei weitere Lesungen des Parlaments notwendig, bevor das Gesetz in Kraft tritt. Ähnliche Vorstöße für eine Todesstrafe für Terroristen waren in der Vergangenheit gescheitert.

Israel hatte die Todesstrafe für Mord im Jahr 1954 abgeschafft. Das israelische Gesetz ermöglichte zwar weiter die Verhängung der Todesstrafe in bestimmten Fällen, etwa gegen NS-Verbrecher oder bei Verrat in Kriegszeiten. Die Hinrichtung des deutschen NS-Verbrechers Adolf Eichmann im Jahre 1962 war aber das letzte Mal, dass eine von einem ordentlichen Gericht in Israel ausgesprochene Todesstrafe vollstreckt wurde.

Bei dem Massaker von Terroristen der islamistischen Hamas im Gazastreifen am 7. Oktober wurden rund 1200 Menschen im Süden Israels getötet. Rund 240 Geiseln wurden zudem in den Gazastreifen verschleppt. Israel nahm nach eigenen Angaben Hunderte Terroristen gefangen.

Die aktuelle Diskussion über das Gesetz zur Todesstrafe hat massive Kritik bei den Angehörigen der Geiseln ausgelöst. Diese befürchten eine zusätzliche Gefährdung der Verschleppten, wie israelische Medien berichteten.

Nancy Faeser.
Nancy Faeser.

+++ Faeser: Mehr als 3500 Straftaten in Deutschland seit Hamas-Angriff +++

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober sind in Deutschland nach Auskunft von Bundesinnenministerin Nancy Faeser in diesem Zusammenhang 3532 Straftaten registriert worden. Dies seien vorläufige Zahlen, sagte die SPD-Politikerin in Berlin nach einem Besuch des Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum, in dem sich die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern austauschen.

Wie viele dieser Straftaten einen antisemitischen Hintergrund haben, lasse sich erst zeitversetzt beurteilen, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch. Bislang seien knapp 500 klar antisemitische Delikte bekannt, dabei gebe es einen großen Anteil ausländischer und religiöser Ideologie. In die Kategorie religiöse Ideologie fällt demnach vor allem Islamismus.

Sachbeschädigungen spielten bei den Straftaten mit etwa 30 Prozent eine herausragende Rolle, sagte Münch. Volksverhetzung mache etwa 15 Prozent aus und geschehe häufig auch online. «Die Zahl der Gewaltstraftaten ist im mittleren dreistelligen Bereich. Auch das ist hoch.» Der Schwerpunkt liege hier auf Widerstandsdelikten im Zusammenhang mit propalästinensischen Veranstaltungen und hier insbesondere in Berlin. «Hier konzentrieren sie sich auf die unfriedlichen Demonstrationen.»

Teilnehmer einer verbotenen Pro-Palästina-Demonstration zünden in der Nähe der Sonnenallee im Bezirk Neukölln Pyrotechnik. (Bild: Paul Zinken/dpa)
Teilnehmer einer verbotenen Pro-Palästina-Demonstration zünden in der Nähe der Sonnenallee im Bezirk Neukölln Pyrotechnik. (Bild: Paul Zinken/dpa)

«Wir bekämpfen diese widerwärtige Terrorpropaganda», sagte Faeser. So würden Kanäle der Hamas und ihrer Unterstützer gesperrt. Das BKA habe schon 98 Mal die Entfernung von Kanälen auf dem Mitteilungsdienst Telegram erlassen und umgesetzt. Zudem seien seit dem 7. Oktober mehr als 500 Löschersuchen an Online-Provider übermittelt worden. «Auch hier ist Terrorpropaganda ganz überwiegend gelöscht.»

Münch betonte: «Das Eskalationspotenzial ist groß.» Es gebe derzeit keine Erkenntnisse, die auf eine konkrete Gefährdung für israelische oder jüdische Einrichtungen hindeuteten, die Behörden gingen aber von einer «hohen abstrakten Gefährdungslage» aus.

Bei antisemitischen Straftaten habe es in den vergangenen vier Jahren einen Anstieg von 47 Prozent gegeben, sagte Münch. Hier habe über viele Jahre politisch rechts motivierte Gewalt einen Großteil ausgemacht, aktuell gebe es aber «einen sehr, sehr starken Anstieg» des Anteils von Delikten aus dem Bereich ausländische beziehungsweise religiöse Ideologie.

Derzeit gehe man von knapp 500 islamistischen Gefährdern aus, so Münch. Gefährder sind Menschen, denen die Behörden schwerste politisch motivierte Straftaten bis hin zum Anschlag zutrauen. Es gebe derzeit etwa 70 rechtsextremistische Gefährder, hinzu kämen Menschen aus weiteren Kategorien. Längst nicht alle seien aber auch in Deutschland und auf freiem Fuß. «Dann reduziert sich die Zahl deutlich.»

+++ Erneut Raketenalarm im Norden Israels +++

Im Norden Israels nahe der Grenze zum Libanon ist heute mehrfach Raketenalarm ausgelöst worden. In der Stadt Kiriat Schmona sowie in einigen Gemeinden unmittelbar an der Grenze zum nördlichen Nachbarland heulten nach Angaben der israelischen Armee am frühen Nachmittag Sirenen. Laut dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom gab es zunächst keine Berichte über Verletzte.

Medienberichten zufolge schlugen mehrere Raketen rund um Kiriat Schmona ein. Es war unklar, woher der Beschuss kam. Auf Videoaufnahmen des israelischen Fernsehsenders N12 waren über einem offenem Gebiet Rauchwolken zu sehen.

Libanon: Gebiete, in denen die Hisbollah entscheidenden Einfluss hat. (Grafik: J. Reschke, Redaktion: A. Brühl)
Libanon: Gebiete, in denen die Hisbollah entscheidenden Einfluss hat. (Grafik: J. Reschke, Redaktion: A. Brühl)

Immer wieder kommt es seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Schiitenmiliz Hisbollah. Auf beiden Seiten gab es bereits Tote. Die Hisbollah hat Verbindungen zur im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas.

+++ 28 Frühgeborene aus dem Gazastreifen nach Ägypten gebracht +++

28 der evakuierten Frühgeborenen aus dem umkämpften Schifa-Krankenhaus in Gaza sind zur Behandlung nach Ägypten gekommen. Das berichtete der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News. Der Sender zeigte Babys in Brutkästen, die am Grenzübergang Rafah im Beisein von Ägyptens Gesundheitsminister Chalid Abdel Ghaffar an ägyptische Krankenwagen übergeben wurden. Der Palästinensische Rote Halbmond bestätigte den Transfer. Die Grenzbehörde auf palästinensischer Seite hatte zuvor erklärt, 31 Frühchen würden in ägyptische Krankenhäuser verlegt. Warum drei von ihnen vorerst offenbar nicht über die Grenze kamen, blieb zunächst unklar.

(deutsch: Vor wenigen Augenblicken starteten die Rettungswagenteams des Palästinensischen Roten Halbmonds vor dem emiratischen Krankenhaus in Rafah, um 28 Frühgeborene zum Grenzübergang Rafah zu transportieren, um sie für die medizinische Behandlung in ägyptischen Krankenhäusern vorzubereiten. Dies geschieht in Abstimmung mit der Weltgesundheitsorganisation und dem Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA).)

Die insgesamt 31 Frühgeborenen waren am Sonntag aus dem umkämpften Schifa-Krankenhaus in Gaza evakuiert und ins emiratische Al-Hilal-Krankenhaus im Süden des Gazastreifens gebracht worden. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge war keines von ihnen in Begleitung von Familienangehörigen, da das palästinensische Gesundheitsministerium die Verwandten nicht ausfindig machen konnte. Wegen des Mangels an Arzneimitteln kämpfen die Babys der WHO zufolge mit ernsthaften Infektionen, einige von ihnen befinden sich demnach in Lebensgefahr.

+++ Israel fordert erneut Evakuierung von Stadtvierteln in Gaza +++

Israels Armee hat Zivilisten in mehreren Vierteln der umkämpften Stadt Gaza im nördlichen Gazastreifen erneut zur Evakuierung aufgefordert. Bis 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) sollten Bewohner zu ihrer eigenen Sicherheit in «die humanitäre Zone» im Süden des Küstenstreifens fliehen, schrieb ein Sprecher der Armee am Morgen auf Arabisch auf der Plattform X, vormals Twitter. Dabei nannte er auch das Flüchtlingsviertel Dschabalia. Zusätzlich veröffentlichte er eine Karte mit der eingezeichneten Fluchtroute.

(deutsch: Bewohner von Gaza, insbesondere Bewohner des nördlichen Gazastreifens:

  • An die Bewohner der Stadtteile Jabalia, Al-Daraj Al-Tuffah und Al-Shuja'iya: Wir fordern Sie dringend auf, Ihre Wohngebiete unverzüglich über die Salah Al-Din Road zu evakuieren, um Ihre Sicherheit zu gewährleisten um vier Uhr (16:00) abends, um das südliche Gaza-Tal und die humanitäre Zone zu erreichen. Wir fordern Sie dringend zur Evakuierung auf, da der Aufenthalt dort für Sie gefährlich ist.

  • Wir werden heute tagsüber eine vorübergehende taktische Aussetzung der militärischen Aktivitäten durchführen, insbesondere zwischen zehn Uhr morgens (10:00) und zwei Uhr nachmittags (14:00) für humanitäre Zwecke im westlichen Gebiet von Rafah.

Hamas hat die Kontrolle über das nördliche Gebiet des Gazastreifens verloren und versucht, Sie daran zu hindern, nach Süden zu ziehen und sich selbst zu schützen. Wenn Ihr Weg blockiert ist, kontaktieren Sie uns per SMS unter der Nummer. +97250-341-0322 Oder auf dem Telegram-Konto @gaza_saver. Wir empfehlen Ihnen, die Zeit zu nutzen und nach Süden zu ziehen!)

Zudem verwies der Sprecher auf eine humanitäre Kampfpause bis 14.00 Uhr Ortszeit (13.00 Uhr MEZ) im westlichen Rafah-Gebiet. Rafah liegt im Süden des Küstengebiets an der Grenze zu Ägypten.

+++ Keine Hilfe für Hunderttausende im Norden von Gaza - kaum noch Essen +++

Hilfsgüter und Treibstoff erreichen im Gazastreifen seit fast zwei Wochen nur noch die Menschen im südlichen Teil des Gebiets. Die Sicherheitslage lasse es nicht zu, Material in der Stadt Gaza und im Norden zu verteilen, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA. Dort sollen sich noch Hunderttausende Menschen aufhalten.

Israel hatte sämtliche Bewohner im nördlichen Teil aufgefordert, nach Süden zu ziehen und auf halber Strecke eine Art Grenze mit Wachposten eingerichtet. Im Norden sind nach anhaltenden Angriffen über sechs Wochen Zehntausende Häuser zerstört.

Israelischer Evakuierungsplan für Gaza. (Redaktion: D. Loesche; Grafik: F. Bökelmann)
Israelischer Evakuierungsplan für Gaza. (Redaktion: D. Loesche; Grafik: F. Bökelmann)

Am Freitag hatte OCHA unter Berufung auf die palästinensische Statistikbehörde (PCBS) im Westjordanland gemeldet, es befänden sich noch 800 000 Menschen im Norden des Gazastreifens. Die Behörde bezog sich nach eigenen Angaben bei der Schätzung unter anderem auf Daten der Telekommunikationsunternehmen.

Nach Angaben von OCHA ernähren sich die Menschen im Norden von dem wenigen verbliebenen rohen Gemüse und unreifen Früchten. Viele haben keine Möglichkeit mehr, Essen zu kochen. Bäckereien seien nicht mehr in Betrieb. Bauern könnten ihre Felder nicht mehr bewässern. Vieh werde geschlachtet, weil es kein Futter und kein Wasser für sie gebe.

+++ Hamas-Behörde: Zwölf Menschen bei Beschuss von Klinik in Gaza getötet +++

Beim Beschuss einer Klinik im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums der islamistischen Hamas zwölf Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien mehrere Patienten sowie deren Begleiter, teilte der Sprecher der Behörde, Aschraf al-Kudra, mit. Dutzende weitere seien verletzt worden. Das Ministerium machte Israel für den Angriff auf das indonesische Krankenhaus im Norden des Küstengebiets verantwortlich. Das israelische Militär äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht. Die Angaben Al-Kudras waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen.

Augenzeugen berichteten von israelischen Panzern, die unweit des Krankenhauses stationiert seien. Nach Angaben von Al-Kudra sollen sich in der Klinik noch 200 Mitarbeiter sowie tausende Vertriebene befinden. Eine genaue Zahl nannte er nicht. «Wir haben die Weltgesundheitsorganisation gebeten, die Patienten zu evakuieren», sagte Al-Kudra.

+++ Pumpen für Wasserversorgung laufen im Gazastreifen wieder an +++

Im Süden des Gazastreifens laufen Pumpen zur Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung wieder an. Der am Sonntag gelieferte Treibstoff reiche aber nur für einen Betrieb von 24 Stunden, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA. Die Anlagen waren vor einer Woche runtergefahren worden, weil es keinen Treibstoff für ihren Einsatz mehr gab.

Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) und das Kinderhilfswerk Unicef hätten 19 500 Liter Kraftstoff an Wasser- und Abwassereinrichtungen verteilt. Unter anderem kann damit eine Entsalzungsanlage in der Stadt Chan Junis betrieben werden, die Meerwasser zum Trinken aufbereitet. Dort haben Zehntausende Vertriebene Zuflucht gesucht. Die Anlage könne pro Tag 2 500 Kubikmeter Trinkwasser produzieren, berichtete OCHA. Auch 17 Abwasserpumpen könnten mit dem Treibstoff betrieben werden.

(deutsch: Ohne volle Kraftstoffmenge:

  • Der tägliche Bedarf an sauberem Trinkwasser beträgt nur 2/3

  • #Gaza wird mit Abwasser überschwemmt, was das Krankheitsrisiko erhöht

  • 70 % fester Abfall wird nicht entfernt, große Gesundheitsgefahr

  • @UNRWA ist gezwungen, nur eine reduzierte Anzahl an Hilfslastwagen anzunehmen, die Rafah überqueren)

Insgesamt seien am Sonntag 69 000 Liter Treibstoff in den Gazastreifen gelangt, berichtete OCHA. Dies, nachdem Israel seine Totalblockade aller Treibstofflieferungen vor einigen Tagen leicht gelockert hatte. Bis zu 70 000 Liter täglich dürfen jetzt über den Grenzübergang aus Ägypten eingeführt werden. Heute fuhren nach Angaben des Ägyptischen Roten Halbmonds zwei Tankwagen mit 60 000 Litern Diesel über Rafah in den Gazastreifen.

Nötig für eine minimale humanitäre Versorgung sind nach Angaben von OCHA-Chef Martin Griffiths allerdings täglich rund 200 000 Liter. Damit müssten Krankenwagen und Lastwagen zur Verteilung von Hilfsgütern betankt und Generatoren zur Stromerzeugung betrieben werden - etwa für Krankenhäuser, Bäckereien, Pumpstationen und Server von Telekomanbietern.

(deutsch: Treibstoff ist der Motor vieler Aspekte der humanitären Hilfe in #Gaza . Es ist der Treiber für die Entsalzung von Trinkwasser. Es ist der Treiber der Elektrizität für die Notfallkommunikation. Es ist der Treiber für Krankenhäuser, um Frühgeborene zu behandeln. Es ist der Treiber der Hilfslastwagen.)

+++ Erneut Raketenbeschuss aus Gazastreifen auf den Süden Israels +++

Extremistische Palästinenser im Gazastreifen haben erneut Raketen auf den Süden Israels abgefeuert. Es sei mehrfach Raketenalarm ausgelöst worden, unter anderem im Kibbuz Ein Haschloscha, teilte die Armee mit.

Seit Beginn des Kriegs am 7. Oktober sind israelischen Armeeangaben zufolge Tausende Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen worden.

+++ Israel greift Ziele im Libanon an - Hisbollah attackiert Israel +++

Der gegenseitige Beschuss an der israelisch-libanesischen Grenze geht weiter. Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben mehrere Ziele im nördlichen Nachbarland an. Daraufhin seien mehrere Geschosse aus dem Libanon nach Israel abgefeuert worden, teilte das Militär mit. In der Gegend des Ortes Biranit sei aufgrund des Beschusses ein Feuer ausgebrochen, hieß es. Es gebe keine Berichte über Verletzte. Israel habe zudem die Quellen des Beschusses angegriffen.

Die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah bestätigte Angriffe in Israel und registrierte nach eigenen Aussagen mehrere Treffer.

(deutsch: Ein operatives Update zur israelischen Nordgrenze:

  • Als Reaktion auf die Starts innerhalb von 24 Stunden griffen IDF-Kampfflugzeuge heute früh Terrorziele der Hisbollah auf libanesischem Territorium an. Die Ziele: ein Militärgelände der Hisbollah, ein Militärposten und Infrastruktur, die zur Steuerung terroristischer Aktivitäten genutzt wird.

  • Es wurden mehrere Panzerabwehrraketen und Mörsergranatenabschüsse in Richtung Nordisrael identifiziert. Die Starts wurden nicht protokollgemäß abgefangen.

  • Abfangjäger wurden auf ein verdächtiges Ziel abgefeuert. Die IDF sucht nach den Ursachen des Feuers.)

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah. Auf beiden Seiten gab es bereits Todesopfer. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg im Jahr 2006.

+++ Außenminister islamischer Staaten beraten in China über Gaza-Krieg +++

Außenminister mehrerer arabischer Länder und islamisch geprägter Staaten haben in China über eine Deeskalation im Gaza-Krieg gesprochen. China sei bereit, mit diesen Staaten für eine baldige Beendigung des Konflikts zusammenzuarbeiten, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning in Peking. Die Minister etwa aus Saudi-Arabien, Jordanien, Ägypten, Katar, Indonesien und den palästinensischen Gebieten werden demnach noch bis Dienstag für Gespräche in der chinesischen Hauptstadt bleiben.

China unterstrich damit seine bisherige Haltung in dem Konflikt zwischen Israel und der islamistischen Hamas, der nach dem Massaker der Terrororganisation am 7. Oktober mit rund 1200 Toten begann. Peking setzt sich für eine Feuerpause sowie einen Waffenstillstand ein und wirbt für eine Zwei-Staaten-Lösung. Das Minister-Komitee wolle weitere Länder besuchen, um sich für eine Beendigung des Gaza-Kriegs einzusetzen, wie das Außenamt mitteilte.

Die Außenminister mehrerer arabischer Länder und islamisch geprägter Staaten in China.
Die Außenminister mehrerer arabischer Länder und islamisch geprägter Staaten in China.

Israels Botschafterin in China forderte, die Frage der von der Hamas verschleppten Geiseln zu thematisieren. «Wir erwarten, dass eine klare Aussage zur bedingungslosen Freilassung der 240 Geiseln veröffentlicht wird, die in Gaza von der Terrororganisation Hamas festgehalten werden, was ein Kriegsverbrechen unter dem Völkerrecht darstellt, anstatt einer Forderung nach einer Feuerpause», sagte Irit Ben-Abba in Peking.

+++ Ägypten: Israel behindert «systematisch» Hilfen für Gazastreifen +++

Ägypten hat Israel die «systematische» Behinderung von Hilfslieferungen für den Gazastreifen vorgeworfen. Ägypten unternehme alles, um Lieferungen über den Grenzübergang Rafah zu ermöglichen, sagte Außenminister Samih Schukri während eines Besuchs in China. «Aber Israels Politik, die Einfuhr von Hilfen zu behindern, ist systematisch», sagte Schukri seinem Sprecher zufolge. Israel wolle Palästinenser dazu «drängen», den Gazastreifen während der «laufenden Bombardements und Besatzung zu verlassen», argumentierte er demnach.

Die Hamas hatte im Gazastreifen 2007 gewaltsam die Kontrolle an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die Ägypten mitträgt. Beide Länder begründen die Abriegelung mit Sicherheitsinteressen. Die Öffnung des einzigen nicht-israelischen Grenzübergangs Rafah nach Ägypten wird streng reguliert. Nach Beginn des Gaza-Kriegs kamen über Rafah etwa zwei Wochen lang gar keine Hilfsgüter in das Gebiet.

Israel besteht auf einer Kontrolle der Hilfslieferungen, um auszuschließen, dass mit den Lastern Waffen oder Nachschub für die islamistische Hamas eingeschmuggelt werden.

+++ Ärzte ohne Grenzen: 70 Tote nach Luftangriff in Chan Junis +++

Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen sind nach einem israelischen Luftangriff in der Stadt Chan Junis mindestens 70 Tote in einem Krankenhaus der Stadt gezählt worden. Dutzende Patienten, darunter viele Kinder und Jugendliche, hätten im Nasser-Krankenhaus am Sonntag wegen schwerer Brandwunden behandelt werden müssen, erklärte die Hilfsorganisation unter Berufung auf ihre Mitarbeiter in der Klinik.

Am Sonntagmittag war in der Klinik bereits eine Statistik ausgehangen, wonach 47 Menschen getötet worden waren. Ein Fotograf hatte der Deutschen Presse-Agentur zu dem Zeitpunkt berichtet, in der Klinik seien viele Leichensäcke aufgereiht gewesen. Die israelische Armee veröffentlichte zunächst keine Mitteilung zu den Berichten über Angriffe im Süden des Gazastreifens.

(deutsch: Gaza-UPDATE: Gestern, am 18. November, kamen nach einem israelischen Luftangriff etwa eine halbe Meile vom Nasser-Krankenhaus in Chan Junis, wo MSF-Teams arbeiten, innerhalb von Minuten 122 Patienten im Krankenhaus an.)

Der Projektleiter von Ärzte ohne Grenzen im südlichen Gaza, Christophe Garnier, erklärte: «Der medizinische Bedarf ist enorm.» Die Gruppe sei bereit, ihren Einsatz auszubauen, brauche dafür aber «grundlegende Sicherheitsgarantien und uneingeschränkten Zugang zu medizinischen und humanitären Vorräten», erklärte er. «Ein Waffenstillstand ist ein Muss, jetzt mehr als je zuvor, um das andauernde Blutvergießen zu stoppen», forderte er.

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hatte am Samstag angekündigt, die Angriffe im Gazastreifen würden in Kürze auf den Süden ausgeweitet. Das Militär ruft die Einwohner des Nordens seit mehr als einem Monat dazu auf, in eine Zone im Süden zu fliehen, die westlich von Chan Junis am Mittelmeer liegt. Zuletzt wurden erstmals auch Einwohner von Chan Junis zur Flucht aufgerufen.

Die Nacht im Überblick

Militär: Geiseln der Hamas waren in Klinik

Mehrere der im Gazastreifen von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln sind nach israelischer Darstellung zeitweise in das Schifa-Krankenhaus in Gaza gebracht worden. Israels Armee veröffentlichte am Sonntagabend Aufnahmen von Überwachungskameras der Klinik, die einen entführten nepalesischen sowie einen thailändischen Staatsbürger in der Einrichtung am 7. Oktober zeigen sollen. «Diese Erkenntnisse beweisen, dass die Terrororganisation Hamas den Komplex des Schifa-Krankenhauses am Tag des Massakers als terroristische Infrastruktur nutzte», hieß es.

(deutsch: Diese Erkenntnisse beweisen, dass die Terrororganisation Hamas den Komplex des Schifa-Krankenhauses am Tag des Massakers als terroristische Infrastruktur nutzte)

Auf den Aufnahmen ist eine mutmaßliche Geisel zu sehen, wie sie auf einem Krankenhausbett mit einer sichtbaren Verletzung am Arm in ein Zimmer geschoben wird. Die zweite mutmaßliche Geisel wird von mehreren bewaffneten Männern durch die Gänge des medizinischen Zentrums gezerrt. Die Aufnahmen waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. Aus Thailand und Nepal standen Reaktionen aus.

Israels Armee veröffentlicht Video zu Tunnel unter Schifa-Klinik

Israels Armee veröffentlichte außerdem weitere Details zu einem mutmaßlichen Tunnel der Hamas unter dem Komplex des Krankenhauses. Der vor wenigen Tagen freigelegte Schacht führe zu einem Tunnel mit einer Länge von rund 55 Metern in einer Tiefe von 10 Metern, teilte die Armee am Sonntag mit. Dazu lieferte das Militär Aufnahmen von zwei Geräten, die den Tunnel von innen zeigen sollen. Am Ende des Tunnels befinde sich demnach eine «explosionssichere Tür».

Was sich genau hinter der Tür befindet, war zunächst unklar. Die israelischen Truppen seien zudem damit beschäftigt, «die Route des Tunnels aufzudecken», hieß es vom Militär. Der Tunneleingang war der Armee zufolge im Bereich des Krankenhauses unter einem Fahrzeug freigelegt worden. Die Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen. Wie Armeesprecher Amnon Shefler am frühen Morgen erklärte, wurden auch Waffen der Terroristen im Klinik-Komplex gefunden, darunter AK-47-Sturmgewehre (Kalaschnikow), sowie andere Kampfausrüstung.

(deutsch: Operatives Update: IDF- und ISA-Streitkräfte haben während einer Geheimdienstoperation einen wichtigen 55 Meter langen Tunnel der Terroristen 10 Meter unter dem Shifa-Krankenhauskomplex freigelegt. Der Eingang des Tunnels hat verschiedenen Verteidigungsmechanismen, wie eine explosionssichere Tür und ein Schussloch, mit dem die Hamas israelische Streitkräfte am Eintreten hindern wollte. Seit Wochen berichten wir der Welt, dass die Hamas die Bewohner von Gaza und die Patienten des Shifa-Krankenhaus als menschliche Schutzschilde missbrauchen. Hier sind mehr Beweise.)

Israelische Soldaten sind trotz internationaler Kritik seit Tagen in und um die größte Klinik des Gazastreifens im Einsatz. Israel wirft der islamistischen Hamas vor, das Krankenhaus für «terroristische Zwecke» zu missbrauchen und unter den Gebäuden eine «Kommandozentrale» zu betreiben. Die Hamas, die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, bestreitet dies.

Hamas-Behörde: Schon mehr als 13 000 Tote in Gaza

Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen stieg nach Angaben der Hamas auf mehr als 13 000. Mehr als 30 000 Menschen seien verletzt worden, teilte die Regierungspressestelle am Sonntagabend mit. Diese Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erinnerte Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu an die absolute Notwendigkeit, zwischen Terroristen und der Bevölkerung zu unterscheiden, teilte der Élyséepalast am Sonntagabend mit. Es gebe zu viele zivile Verluste.

Kampfpause rückt angeblich näher

Unterdessen steht angeblich eine Kampfpause zur Freilassung von Geiseln kurz bevor. Im Rahmen einer angeblich erzielten Vereinbarung zur Freilassung israelischer Geiseln werde heute um 11.00 Uhr Ortszeit eine Kampfpause in Kraft treten, soll ein Hamas-Beamter der jordanischen Zeitung «Al Ghad» gesagt haben, meldete die Nachrichtenseite «Ynet». Ein israelischer Beamter habe dies aber dementiert und erklärt, es gebe keine solche Vereinbarung. Eine offizielle Bestätigung von israelischer Seite hierfür gab es nicht.

Der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater der USA, Jon Finer, hatte zuvor am Sonntag im US-Fernsehen erklärt, es gebe noch keine Übereinkunft zur Freilassung der Geiseln, man sei zum jetzigen Zeitpunkt aber näher an einer Einigung, «als wir es vielleicht jemals waren, seit diese Verhandlungen vor Wochen begonnen haben». Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, dessen Emirat eine wichtige Vermittlerrolle hat, sagte, es gebe nur noch sehr niedrige Hürden für eine Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas. Von israelischer Seite gab es am Sonntag zunächst keine Bestätigung.

Bericht: Angehörige der Geiseln treffen Israels Kriegskabinett

Mitglieder des israelischen Kriegskabinetts wollen heute Familienangehörige der Geiseln treffen, die von Terrorgruppen im Gazastreifen festgehalten werden. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Sonntagabend mit. Wie viele Angehörige an dem Treffen teilnehmen werden, war zunächst unklar. Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Gruppen hatten am 7. Oktober bei Massakern und Angriffen in Israel rund 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Am Samstag hatten in Israel Zehntausende Menschen mit einem tagelangen Protestmarsch für einen schnellen Deal zur Freilassung der Geiseln die Stadt Jerusalem erreicht. Sie demonstrierten auch vor dem Amtssitz Netanjahus. Israels Kriegskabinett gehören neben Netanjahu Verteidigungsminister Joav Galant und der Minister Benny Gantz an. Zu den Beobachtern des Kabinetts gehören unter anderem die beiden Minister Ron Dermer und Gadi Eisenkot.

Mehr als tausend Menschen liefen vier Tage von Tel Aviv nach Jerusalem um für die Freilassung der Hamas-Geiseln zu demonstrieren.
Mehr als tausend Menschen liefen vier Tage von Tel Aviv nach Jerusalem um für die Freilassung der Hamas-Geiseln zu demonstrieren.

Israels Armee beklagt Hunderte Tote in eigenen Reihen

Seit Beginn der Bodeneinsätze Israels im Gazastreifen in Reaktion auf den Hamas-Terror wurden nach Militärangaben 64 Soldaten getötet. Seit dem Massaker von Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen seien es insgesamt 385 getötete israelische Soldatinnen und Soldaten, sagte ein Armeesprecher am Sonntag. Diese Zahl beinhaltet auch Soldaten, die an der Grenze zum Libanon ums Leben gekommen sind.