Missbrauchsskandal in der japanischen Musikindustrie: Talentagentur gibt Taten ihres Gründers zu

Endlich gibt es Klarheit in dem wohl größten Missbrauchskandal in der japanischen Musikindustrie: Die mächtige Boyband-Agentur Johnny & Associates hat erstmals den massiven sexuellen Missbrauch junger Musiker durch ihren Gründer Johnny Kitagawa zugegeben. Bisher war die Talentagentur stets bemüht, die Vorwürfe zu vertuschen.

Jahrzehntelanger Missbrauch

Jahrzehntelang soll der 2019 verstorbene Kitagawa hunderte Teenager, die von einem Leben als Popstar träumten, sexuell missbraucht haben.

Kitagawa galt als einer der mächtigsten Männer in der japanischen Unterhaltungsindustrie, erfolgreiche Boybands wie SMAP oder Arashi stammen aus seiner Talentschmiede.

Julie Keiko Fujishima, die Präsidentin der Talentagentur, räumte das sexuelle Fehlverhalten ihres Onkels vor der Presse ein und trat zurück.

Die ganze Industrie vertuschte Kitagawas Taten

Im Vorfeld war ein Expertenteam mit dem Missbrauchsfall beauftragt worden und kam zu dem Schluss, dass das Unternehmen seit den 1970er Jahren die pädophilen Machenschaften Kitagawas vertuscht hatte. Es wird davon ausgegangen, dass nicht nur die Agentur, sondern die ganze Unterhaltungsindustrie an der Verheimlichung der Taten Kitagawas beteiligt war.

Auch die japanischen Medien stehen in der Kritik: Ihnen wird vorgeworfen, angesichts des Einflusses des mächtigen Talentmanagers Anschuldigungen gegen ihn in der Vergangenheit ignoriert und sich so an der Geheimhaltung des Skandals mitschuldig gemacht zu haben.

"Das musst du in Kauf nehmen"

Erst eine BBC-Dokumentation, die im März ausgestrahlt wurde, sorgte für größere Aufmerksamkeit. Darin wurden mehrere Personen interviewt, die angaben, von Kitagawa missbraucht worden zu sein.

Daraufhin gingen mehrere Opfer Kitagawas an die Öffentlichkeit und schilderten, wie sie von ihm als Teenager missbraucht worden seien. Manche von ihnen gaben an, zum Zeitpunkt des Missbrauchs erst zwölf Jahre alt gewesen zu sein. Intern sei auf die Jungen Druck aufgebaut worden. „Wenn du groß herauskommen willst, musst du das in Kauf nehmen.“ Das kriegten Opfer zu hören, die sich Mitarbeiter:innen der Agentur anvertrauten.