Musclecar mit Mehrwert: Der neue Mercedes-AMG GT

Berlin (dpa/tmn) - Mercedes-AMG zieht einen neuen Silberpfeil aus dem Köcher und bringt den GT zurück. Nach zwei Jahren Pause geht der Sportwagen im Januar in die zweite Runde.

In neuer Generation wechselt er auf die Plattform des Mercedes SL und ändert damit nicht nur das Antriebslayout, sondern auch den Zuschnitt.

So bekommt er eine große Heckklappe sowie auf Wunsch sogar eine Rück-, nun ja: Sitzbank. Am Preis ändert sich dabei gegenüber dem Roadster nicht viel: Mit zunächst 188 704 Euro für den GT 63 ist das Coupé sogar ziemlich genau 6000 Euro günstiger als ein gleich motorisiertes Open-Air-Modell.

Aus dem Beau wird ein Bodybuilder

Wo der SL den Beau gibt für die Sonnenanbeter, macht der GT dabei schon auf den ersten Blick auf Bodybuilder: Lange Haube, breite Flanken und bulliges Heck - so wird er zum Muscle Car von Mercedes. Optisch weist er Konkurrenten wie Porsche 911 oder Audi R8 schon auf den ersten Blick in die Schranken. Und dass er dabei gegenüber dem Vorgänger um gewaltige 20 Zentimeter länger geworden ist - das steht ihm richtig gut.

Mehr Platz für die Passagiere

Das gefällt nicht nur Außenstehenden, sondern davon profitieren vor allem die Insassen. Schließlich ist auch der Radstand um sieben Zentimeter gewachsen. Zudem ist die so genannte Transaxle-Bauweise Geschichte: Weil jetzt das Getriebe wieder am Motor angeflanscht ist statt im Heck, bleibt so im Fond Platz.

Der reicht entweder für zwei Sitze mit umklappbaren Lehnen gegen rund 1900 Euro Aufpreis. Die taugen im Notfall vielleicht sogar zum Sitzen. Oder es bleibt bei der serienmäßigen großzügigen Ablage. Auch hat der GT nun sogar einen mit 321 Litern nennenswerten Kofferraum. Dank großer Klappe und umlegbarer Rücklehne weist er mit bis zu 675 Liter Volumen sogar fast Kombi-Fähigkeiten auf.

Dieses Kribbeln im Fuß

Doch spätestens nach dem Einsteigen will der Fahrer von all den neuen praktischen Tugenden ohnehin nichts mehr wissen. Sondern tief in den sportlichen Schalensitzen versunken und mit dem Allerwertesten ganz nah am Asphalt, reicht der Blick über die ziemlich verspielten Digitalinstrumente und die lange Haube hinweg zum Horizont. Und im rechten Fuß beginnt es zu kribbeln.

Der erweckt einen Motor zum Leben, der seine Kraft wohl zum letzten Mal aus acht Zylindern schöpfen darf und ein verschwenderisches Menü aus Lust, Leistung und Leidenschaft serviert: Vier Liter hat das Kraftwerk, es leistet 430 kW/585 PS und kommt auf 800 Nm Drehmoment. Und es macht daraus keinen Hehl, sondern posaunt es vorlaut durch vier armdicke Endrohre.

Muskeltraining im Nacken

Vor allem aber katapultiert der V8 das Coupé mit einer Urgewalt nach vorne, dass den Insassen die Nackenmuskeln brennen, so sehr müssen sie beim Kickdown den Kopf stützen. Gerade mal 3,2 Sekunden vergehen bei Vollgas, bis der GT aus dem Stand die 100er-Marke erreicht hat.

Wenn genügend Auslauf vorhanden und der Mut groß genug ist, flirren wenig später 315 km/h über das Display. Aber es ist nicht die schiere Beschleunigung, die hier den Reiz des Rasens ausmacht.

Seinem adaptiven Fahrwerk und dem Allradantrieb sei Dank, krallt sich der GT mit eisernem Biss in den Asphalt. Mit der neuen Allradlenkung nimmt er jede noch so enge Kurve mit einer Lässigkeit, die immer wieder aufs Neue verwundert.

Ja, der erste GT mit Heckantrieb und Transaxle-Bauweise mag aggressiver gewesen sein und auch ein bisschen lasziver. Aber der jüngste AMG-Sportler ist auch dann ein Kurvenkünstler, wenn am Lenkrad ein Laie sitzt.

Der Sportler mit der sanften Seite

Und vor allem kann der GT neuerdings auch anders. Nicht, dass es AMG an Ambitionen mangeln würde. Sondern ganz sicher wird es auch wieder eine radikale Version für die Rundstrecke geben. Doch weil der gemeine Mercedes-Kunde es offenbar gerne gemütlich mag, haben die AMG-Sportler dem Sportwagen Manieren beigebracht.

Wer in den Komfort-Modus wechselt, erlebt den Benz lammfromm, überraschend zahm und leise. Das Fahrwerk federt dann wolkig über alle Wellen, die Lenkung lässt ein wenig locker. Und plötzlich ergibt auch die Idee von der Rückbank einen Sinn. Nicht, dass es dort viel Platz gäbe. Aber zumindest was den Komfort angeht, wäre die Fahrt im Fond jetzt keine Zumutung mehr.

Ein Sportler für alle Tage

Lange Haube, knackiges Heck - der GT sieht aus, wie ein Sportwagen aussehen muss. Und sobald das entsprechende Profil eingestellt ist, fährt er auch so. Doch in der zweiten Generation gibt’s einen mächtigen Mehrwert für das Muscle Ccar: Deutlich mehr Restkomfort und das größere Format machen aus dem Sportwagen für gewisse Stunden ein Auto für alle Tage - egal ob man ihn am Ende dann tatsächlich als 2+2-Sitzer bestellt oder nur mit Ablage im Heck.

Datenblatt: Mercedes-AMG GT 63

Motor und Antrieb:

V8-Benziner

Hubraum:

3982 ccm

Max. Leistung:

430 kW/585 PS

Max. Drehmoment:

800 Nm

Antrieb:

Allradantrieb

Getriebe:

9-Gang-Automatik

Maße und Gewichte

Länge:

4728 mm

Breite:

1984 mm

Höhe:

1354 mm

Radstand:

2700 mm

Leergewicht:

1970 kg

Zuladung:

350 kg

Kofferraumvolumen:

321-675 Liter

Fahrdaten:

Höchstgeschwindigkeit:

315 km/h

Beschleunigung 0-100 km/h:

3,2 s

Durchschnittsverbrauch:

14,1 Liter/100 km

Reichweite:

500 km

CO2-Emission:

319 g/km

Kraftstoff:

Super

Schadstoffklasse:

Eu6D

Energieeffizienzklasse:

k.A.

Kosten:

Basispreis des Mercedes-AMG GT 63:

188 704 Euro

Typklassen:

k.A.

Kfz-Steuer:

526 Euro/Jahr

Wichtige Serienausstattung:

Sicherheit:

Sechs Airbags, LED-Scheinwerfer, Abstandsregelung, automatische Spurführung, Allradantrieb

Komfort:

Digitales Bediensystem, Sitzheizung, Allradlenkung

Spritspartechnik:

Start-Stopp-Automatik