Namibia baut Statue von deutschem Kolonialbeamten ab

Das Denkmal für einen deutschen Offizier aus der Kolonialzeit ist von seinem Platz in der Stadt Windhuk in Namibia entfernt worden. Aktivisten hatten dies seit längerem gefordert.

Nicht Stadtgründer, sondern verantwortlich für Massaker

Curt von François diente als Offizier in den kaiserlichen Kolonialtruppen und galt als Gründer der Stadt Windhuk in der damaligen Kolonie "Deutsch-Südwestafrika" auf dem Gebiet des heutigen Namibia.Historiker zweifeln dies mittlerweile an. Sie gehen davon aus, dass François das Kommando für eine brutale Attacke der deutschen Soldaten bei Hornkranz gab, bei der mehrere Kinder und Frauen starben.

Die Statue von François wurde zunächst zur Aufbewahrung ins Unabhängigkeitsmuseum gebracht. Was mit ihr langfristig geschehen soll, ist noch unklar.

"Curt von François steht für die gewalttätige Vergangenheit Windhuks"

Der ehemalige Bürgermeister der Stadt Windhuk, Job Amupanda, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Entfernung der Statue sei "der Beginn eines Prozesses zur Dekolonialisierung Windhuks".

Der Diskurs um die Statue hatte 2020 mit einer Petition der namibischen Aktivistin Hildegard Titus begonnen. Die Petition habe den Druck auf den Stadtrat erhöht, sagte Titus der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Curt von François stehe für die gewalttätige Vergangenheit Windhuks. Er solle daher nicht glorifiziert werden.

Bis 1915 bestand auf dem Gebiet des heutigen Namibia die Kolonie «Deutsch-Südwestafrika». Das Deutsche Reich schlug dort Aufstände gegen seine Herrschaft brutal nieder. Während des Herero-und-Nama-Kriegs von 1904 bis 1908 kam es zu einem Massenmord, der als erster Genozid im 20. Jahrhundert gilt.

Lange Verhandlungen über Aussöhnungsabkommen.

Die Bundesregierung und die Regierung von Namibia verhandeln seit langem über ein vorgelegtes Aussöhnungsabkommen. Deutschland hat den Völkermord im vergangenen Jahr schließlich anerkannt.

Es versprach mehr als eine Milliarde Euro an finanzieller Unterstützung für die Nachkommen der Opfer, die nach Ansicht vieler Namibier nicht ausreichend in die Verhandlungen eingebunden waren.