Neues Duo im Defensivzentrum - Trotz Rollenverteilung: Auf diesen Spieler muss Nagelsmann unbedingt setzen

Julian Nagelsmann (l.) im Gespräch mit Nico Schlotterbeck (r.)<span class="copyright">IMAGO/Sven Simon</span>
Julian Nagelsmann (l.) im Gespräch mit Nico Schlotterbeck (r.)IMAGO/Sven Simon

An der Aufstellung wollte Julian Nagelsmann im Laufe des EM-Turniers bis dato nur ganz selten rütteln. Bereits weit vor dem Turnier vergab der Bundestrainer feste Rollen, seine Elf ist bis auf wenige Ausnahmen zementiert. Im Spiel gegen die Spanier sollte Nagelsmann aber in einem Fall davon abweichen. Nico Schlotterbeck muss im Team bleiben.

Jonathan Tah spielte die bislang beste Saison seiner Karriere, die mit dem Meistertitel gekrönt wurde. Der Bayer-Verteidiger ging im Vorfeld des Turniers als fester Partner von Abwehrchef Antonio Rüdiger in die Vorbereitung - und blieb es auch. Relativ schnell war klar: Tah und Rüdiger sollen dafür sorgen, dass der Defensiv-Verbund zusammen bleibt.

Als Herausforderer fuhren Robin Koch und Waldemar Anton mit. Und noch ein Dortmunder, der allerdings nicht sofort dabei war: Nico Schlotterbeck. Denn der BVB-Akteur wollte eigentlich noch den größten Titel im europäischen Vereinsfußball einheimsen. Beim Champions-League-Finale stand der 24-Jährige neben Mats Hummels auf dem Platz.

Schlotterbeck spielte ein überragendes Halbjahr

Jener Hummels, der durch überragende Leistungen einen wesentlichen Beitrag dazu leistete, dass die Dortmunder in jenem Finale standen. Auch gegen Real Madrid spielte das Duo stark, zum Titel reichte es letzten Endes nicht (0:2).

Der Aufschrei im Land war groß, als Nagelsmann den Routinier nicht für das Turnier nominierte. Ein wenig zu kurz kam in der Betrachtung, dass an Hummels' Stelle Schlotterbeck das EM-Ticket erhielt, der ebenfalls ein sehr starkes Halbjahr vorzuweisen hatte.

Mit großem Selbstvertrauen ist Schlotterbeck seit jeher ausgestattet, aber dies unterfüttert er immer mehr mit konstanten Leistungen auf Topniveau. Bei der EM musste Schlotterbeck dennoch bis zum vierten Spiel warten, ehe seine Chance kam.

Denn wie bereits beschrieben, verteilte Nagelsmann klare Rollen. Und eben jene von Schlotterbeck war es, ein Herausforderer des Abwehrduos Tah/Rüdiger zu sein. Tah handelte sich beim insgesamt wackeligen Auftritt im letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz eine Gelbsperre an.

Mentale Stärke: Nach Fehler wurde Schlotterbeck noch stärker

Nun kam sie, die Chance von Schlotterbeck. Diese nutzte der Linksfuß im Duell gegen die Dänen mit Bravour. Der Blondschopf zeigte, dass er sehr viel Selbstvertrauen aus dem Endspurt der Saison gezogen hat und wollte sich beweisen. Gemeinsam mit Rüdiger pushte er sich immer wieder auf dem Platz, flog in alle Duelle und fand dabei das nötige Maß aus Härte und Zurückhaltung.

Nur in einer Szene stockte einem der Atem: Kurz vor der Pause vertändelte Schlotterbeck im eigenen Strafraum an Höjlund, der fast das 1:0 aus dänischer Sicht markierte. Es ging gut - aus Sich von Schlotterbeck. Viel bemerkenswerter war die Reaktion des Innenverteidigers: Gefühlt wurde er nach eben jener 42. Minute noch sicherer und abgeklärter.

Er schüttelte den Fehler einfach ab und legte im zweiten Durchgang gar das 2:0 per weitem Zauberpass auf Jamal Musiala vor. Viele mögen den Fehler Schlotterbecks als Beleg dafür heranziehen, dass er wieder aus der Startelf gegen Spanien rausrotieren muss. Der Umgang mit dem Fehler ist es eher, der ihn dazu berechtigt, weiter drinzubleiben.

Das Momentum spricht einfach für Schlotterbeck. Das ist ganz bitter für Tah, aber in einem Turnier können auch Rollen wechseln. Obwohl der Leverkusener keinen erkennbaren Fehler begangen hat, war durch Schlotterbeck im Zentrum noch einmal mehr Energie und Sicherheit vorhanden. Im Spiel gegen die Schweiz wackelte neben Tah auch Rüdiger etwas. Mit Schlotterbeck war auch beim Real-Star wieder eine andere Stärke sichtbar. Vielleicht sieht dies auch der Bundestrainer so.