TV-Duell zur Großbritannien-Wahl: Harter Schlagabtausch zwischen Sunak und Starmer

Einen Monat vor der Parlamentswahl in Großbritannien sind die Chefs der beiden großen Parteien am Dienstagabend in einem ersten TV-Duell aufeinandergetroffen. (Andy Buchanan)
Einen Monat vor der Parlamentswahl in Großbritannien sind die Chefs der beiden großen Parteien am Dienstagabend in einem ersten TV-Duell aufeinandergetroffen. (Andy Buchanan)

Einen Monat vor der Parlamentswahl in Großbritannien haben sich die Vorsitzenden der beiden großen Parteien am Dienstagabend in einem ersten TV-Duell einen heftigen Schlagabtausch geliefert. Vor allem der wegen schlechter Umfragewerte stark unter Druck stehende konservative Premierminister Rishi Sunak griff seinen Herausforderer Keir Starmer scharf an. Dessen Labour-Partei wolle vor allem die Steuern erhöhen. Starmer erwiderte, dies sei "vollkommener Müll".

Sunaks seit 14 Jahren regierende Konservative stünden für "Chaos und Teilung", sagte Oppositionschef Starmer in der vom Sender ITV ausgestrahlten Debatte. Er warb um die Unterstützung der Wähler, um "unser Land zu verändern".

Sunak beteuerte, er habe "einen klaren Plan für eine sicherere Zukunft". Bei Labour hingegen wisse niemand, was die Partei wirklich vorhabe, "abgesehen von Steuererhöhungen und der Kürzung Ihrer Renten", wandte er sich an die Wähler.

Sunak und Starmer lieferten sich ein hartes verbales Gefecht. Mehrfach wurden sie von der Moderatorin dazu aufgefordert, sich nicht ins Wort zu fallen und nicht so laut zu sprechen. Beim hitzigen Schlagabtausch über Themen wie Einwanderung, Bildung, Gesundheit und der Klimapolitik stellten beide aber keinen neuen Pläne vor.

Meinungserhebungen darüber, wer als Sieger aus dem TV-Duell hervorging, ergaben ein geteiltes Bild. Eine Blitz-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab, dass 51 Prozent der Befragten fanden, Sunak habe sich besser geschlagen. 49 Prozent sahen demnach Starmer als Sieger. Bei einer ähnliche Erhebung des Instituts Savanta sahen 44 Prozent der Befragten den Oppositionskandidaten vorn und 39 Prozent den Premier.

Sunak hatte den Wahltermin am 4. Juli Ende Mai in einer von strömendem Regen begleiteten Rede vor seinem Amtssitz in der Downing Street bekanntgegeben und mit seinem Abgang in seinem klatschnassen Anzug für Spott gesorgt. "Das ist der absurdeste Wahlauftakt der Geschichte", sagte der ehemalige Chef der Brexit-Partei Ukip, Nigel Farage, anschließend.

Farage könnte mit seiner überraschenden Kandidatur für seine neue Partei Reform UK für Sunak und dessen Tories gefährlich werden. Farages harter Anti-Einwanderungskurs könnte den Konservativen rechte Wählerstimmen abjagen. Sunak versuchte dies im Wahlkampf bisher mit Ankündigungen für eine weitere Verschärfung der Migrationspolitik und härteren Bestrafungen für Straftäter zu kontern.

Starmer hingegen zeigte sich bei der Debatte als Garant für eine verantwortungsvolle Politik. Labour werde die britische Wirtschaft und Verteidigung auf vernünftige Art und Weise handhaben, sagte er.

Sunak, dessen Partei seit 14 Jahren an der Macht ist, steht bei den Wahlen massiv unter Druck. In Umfragen liegen die Konservativen weit hinter der oppositionellen Labour-Partei. Einer am Montag veröffentlichten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge könnte die Labour-Partei bei der Wahl auf 422 der 650 Sitze im Parlament kommen. Ein solches Ergebnis wäre für Labour das beste in der Geschichte der Partei und für die Tories die schlimmste Niederlage in mehr als einem Jahrhundert.

Die Debatte wurde aus Salford in der Nähe der nordenglischen Stadt Manchester übertragen. Eine Woche vor der Wahl werden Sunak und Starmer voraussichtlich erneut in einem TV-Duell aufeinander treffen.

kü/ma