So soll Wasserknappheit in Deutschland bekämpft werden

Der Sommer ist noch nicht mal da und das Thema Wassermangel bereits allgegenwärtig. Aus Italien kommen erschreckende Nachrichten und die Bundesregierung feilt an einer gemeinsamen Strategie gegen die Wasserkrisen der Zukunft.

Spaziergang zur Insel San Biagio: Noch freuen sich Tourist*innen über den niedrigen Wasserstand im Gardasee. (Bild: Pier Marco Tacca/Getty Images)
Spaziergang zur Insel San Biagio: Noch freuen sich Tourist*innen über den niedrigen Wasserstand im Gardasee. (Bild: Pier Marco Tacca/Getty Images)

Der Gardasee ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Italien-Reisende aus der ganzen Welt. Er wird nun auch zum Symbol für Wasserknappheit und zeigt eine düstere Zukunftsvision. Ende März veröffentlichten die italienischen Behörden erschütternde Zahlen. Der Wasserstand des 370 Quadratkilometer großen Sees in Norditalien hat sich um die Hälfte reduziert im Vergleich zum Vorjahr.

Gardasee als Dürre-Mahnung

Noch freuen sich Tourist*innen über die ungewohnten Ansichten des Gardasees und spazieren zu Fuß zur "Hasen-Insel" San Biagio. Doch nach dem vergangenen Hitze-Sommer und dem trockenen Winter droht dem Gardasee eine Dürrekatastrophe. Italien ist da in Europa längst kein Ausnahmefall mehr. Die Wasserknappheit wird schon im Frühjahr zum Thema - auch in Deutschland.

Dürre in Italien: Extrem niedriger Wasserstand im Gardasee

In den deutschen Kommunen und auf Bundesebene versucht man, sich auf diese neue Realität einzustellen. Mitte März verabschiedete das Bundeskabinett eine neue "Nationale Wasserstrategie". Auch wenn die Bundesregierung beschwichtigend verlauten lässt, die Trinkwasserversorgung in Deutschland sei bislang nicht bedroht, zeigt die Strategie die Dringlichkeit des Themas. Und führt laut einigen Expert*innen dennoch längst nicht weit genug, um nachhaltig eine ausreichende Wasserversorgung zu garantieren.

Erschreckende Zukunftsperspektive: Der ausgetrocknete Rhein bei Köln im Hitze-Sommer 2022. (Bild: REUTERS/Thilo Schmuelgen)
Erschreckende Zukunftsperspektive: Der ausgetrocknete Rhein bei Köln im Hitze-Sommer 2022. (Bild: REUTERS/Thilo Schmuelgen)

Zumindest hat man das Problem erkannt, denn im Zuge der Klimakrise gibt es nicht nur immer öfter Extremwetter, die gewohnten Wetter-Zyklen verändern sich auch. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sagte bei der Bekanntgabe der neuen Wasserstrategie: "Die Aufgabe ist es, uns auf die veränderten klimatischen Bedingungen und das veränderte Wasserangebot einzustellen, dafür jetzt Vorsorge zu treffen."

Regionale Wasserknappheit in Deutschland

Denn auch in Deutschland nimmt der Wassermangel in den vergangenen Jahren zu. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung zeigt die aktuellen Daten auf seinem Dürremonitor. Dort ist deutlich zu sehen, dass vor allem der Nordosten Deutschlands unter Wasserknappheit leidet.

Die Grafik des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung zeigt den aktuellen Dürremonitor für Deutschland. (Quelle: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung)
Die Grafik des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung zeigt den aktuellen Dürremonitor für Deutschland. (Quelle: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung)

Regionale Unterschiede hat es in Deutschland schon immer gegeben, noch reichen die wasserreichen Gebiete aus, um den Mangel andernorts auszugleichen. Damit dies auch in Zukunft so ist, zeichnet die "Nationale Wasserstrategie" ein langfristiges Aktionsprogramm mit fast 80 Punkten auf, an dem sich die Bundesregierung und auch die Länder orientieren sollen. Zunächst ist ein Zeitraum von 27 Jahren skizziert, umgesetzt werden sollen aber einige der Punkte unmittelbar schon vor 2030.

Die "Nationale Wasserstrategie" der Bundesregierung

So sollen zum Beispiel bessere Netze aus Fernleitungen auf- und ausgebaut werden, um wasserarme Regionen schneller versorgen zu können. Dazu soll es eine bundesweite Leitlinie geben, wie mit Wasserknappheit umgegangen wird und nach welchen Prioritäten Wasser zugeteilt werden kann.

Auch für den Fall von Überschwemmungen, Dürren und Starkregen sollen Kommunen besser vorbereitet sein. Dafür sind sie angehalten, Risikokarten erstellen zu lassen und gegebenenfalls ihre Bebauungspläne anzupassen. Spätestens die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 hat die Verantwortlichen wachgerüttelt.

Wassermangel in Spanien: Erdbeeranbau sorgt für heftigen Streit

Das Thema Bodenversiegelung und Bebauung spielt in der Strategie generell eine größere Rolle. Großstädte sollen mehr und mehr zu sogenannten Schwammstädten umgebaut werden. Dabei geht es um weniger versiegelte Flächen und mehr Begrünung im urbanen Raum. Europäische Städte wie Madrid haben das bereits erkannt. Die spanische Hauptstadt soll gegen die Anforderungen des Klimawandels mit einem Waldring abgeschirmt werden. Auf der Website des Umweltministeriums kann man die Strategie komplett einsehen.

Kampf um Trinkwasserversorgung

Im Falle eines Trinkwassermangels muss klar geregelt werden, wie die Versorgung von Privathaushalten gegenüber Industrie und Wirtschaft aufgeteilt wird. Dies ist auch einer der Hauptkritikpunkte, den Umweltorganisationen an der "Nationalen Wasserstrategie" äußern. Es sei bisher zu unklar reguliert, der Wirtschaft würde zu viel Priorität gegenüber der Versorgung der Menschen eingeräumt. Kurz bevor die Strategie veröffentlicht wurde, sei der Vorrang für öffentliche Trinkwasserversorgung daraus entfernt worden, klagt beispielsweise die NGO Campact und vermutet den Einfluss der Getränke-Lobby dahinter.

Um den Anforderungen der künftig zu erwartenden Wasserknappheit zu begegnen, müsse zudem eine genauere Überprüfbarkeit der Wasserentnahme garantiert werden. Nur so ließe sich kontrollieren, wieviel Trinkwasser auf Haushalte, Wirtschaft und Landwirtschaft entfällt und wo es Einsparpotenzial gibt. So entfällt etwa die Hälfte des deutschen Wasserverbrauchs auf die Energieindustrie. Besonders die Kühlung von Kraftwerken verbraucht enorme Wassermengen.

Einig sind sich Politik und Umweltorganisationen aber in Einem: Zukünftig werden sich alle beim Wasserverbrauch einschränken und die Ressourcen bewusster nutzen müssen, soll die Trinkwasserversorgung weiterhin für alle in Deutschland gesichert sein.