Sorge um Tech-Standort Deutschland - „Hier nur Barzahlung!“ Carsten Maschmeyer ist es „echt leid“

Carsten Maschmeyer: Unternehmer, Investor und "Löwe"<span class="copyright">Getty Images</span>
Carsten Maschmeyer: Unternehmer, Investor und "Löwe"Getty Images

Carsten Maschmeyer ärgert sich, weil in Deutschaland vielerorts nur Bargeldzahlung möglich ist. Der Multi-Unternehmer fordert: „Deutschland muss endlich im 21. Jahrhundert ankommen.“

„Hier nur Barzahlung.“ Oder anders formuliert: „Keine Kartenzahlung möglich.“ Carsten Maschmeyer ärgert sich. „Ich bin es echt leid“, macht der Unternehmer und „Höhle der Löwen“-Juror auf X (vormals Twitter) seinem Unmut über die Bargeld-Obsession in Deutschland Luft.

„Denn was bei unseren europäischen Nachbarn längst Standard ist, ist hier noch Zukunftsmusik“, kritisiert der 65-Jährige. Und weiter: „Wir sind internationaler Standort für Deep Tech. Aber bargeldlose Zahlung? Schwierig.“ Für ihn sei das nicht nur nervig, sondern „echt peinlich“.

In nur wenigen Ländern wird noch seltener bargeldlos bezahlt

Maschmeyer verweist in dem Zusammenhang auf den Global Payments Report 2023 der Boston Consulting Group (BCG), der die Bargeld-Liebe der Deutschen mit Zahlen unterfüttert. Demnach wird europaweit lediglich in Ländern wie Österreich, Italien und Malta noch seltener auf elektronischem Wege bezahlt.

Europameister beim Zücken von Smartphone, Bank-, oder Kreditkarte sind die Norweger mit durchschnittlich 708 Transaktionen pro Jahr, es folgen Dänemark (610) und Luxemburg (598). Der Durchschnitts-Deutsche kommt auf einen Wert von jährlich 284 bargeldlosen Transaktionen.

„Für die Deutschen ist Bargeld nach wie vor ein wichtiges Zahlungsmittel, hier ist für elektronische Transaktionen also noch viel Luft nach oben“, sagte Markus Ampenberger, BCG-Experte für Zahlungsverkehr und Co-Autor der Studie.

Sorge um EM-Fans aus dem Ausland

In seiner Kolumne für die „Wirtschaftswoche“ berichtet Marcus Werner von ausländischen EM-Besuchern, die erschüttert seien: „Ohne Cash kommen sie in Deutschlands Restaurants und Kneipen nicht weit“, lautete sein Fazit.

Werner sieht darin aber nicht nur Rücksständigkeit, sondern wittert gar „Betrug“ und spielt auf schwarze Kassen in der Gastro an. Für ihn sei die Option Kartenzahlung überdies ein Qualitätskriterium. Er fordert: „Wir brauchen in Deutschland zusätzlich zum Recht auf Barzahlung das Recht auf digitale Bezahlung.“

„Löwe“ Maschmeyer nimmt in seinem Tweet ebenfalls die EM-Gäste in den Blick. „Deutschland muss endlich im 21. Jahrhundert ankommen“, appelliert er. Denn wer auch internationale Gäste empfangen wolle, müsse auch ihre gewohnten Zahlungsgewohnheiten respektieren. „Vor allem wenn man bedenkt, dass Geldautomaten nicht an jeder Ecke stehen“, so Maschmeyer.

Auch er findet: „Jeder soll zahlen, wie er oder sie mag, aber man sollte eine Wahl haben dürfen - ob nun digital, mit Karte oder bar. Aber Kartenzahlung sollte überall in Deutschland selbstverständlich sein - und kein Benefit.“

„No cash“ statt „Keine Kartenzahlung“

In ausländischen Metropolen wie London sieht man dagegen zunehmend Schilder mit der Aufschrift: „No cash“ oder „Card only“. Dort befindet sich Bargeld auf dem Rückzug. Einem BBC-Bericht zufolge ist das Geldautomaten-Sterben in der englischen Hauptstadt in vollem Gang.

Der Manager eines bargeldfreien indischen Restaurants in East London sagte dem Sender, dass die meisten Leute in der Gegend ohnehin mit Karte zahlen wollten. „Es ist einfach mit der Karte oder dem Telefon zu bezahlen, man zahlt und geht“, sagte er.