Spitzenkoch will verzweifelt Michelin-Stern - Tim Raue schmeckt's "wie Hafenbecken"

Tim Raue (Bild: RTL)
Tim Raue (Bild: RTL)

"I don't give a f...." steht in Leuchtschrift in Arne Ankers Restaurant "Brikz" in Berlin-Charlottenburg. Eisern sein eigenes Ding durchzuziehen ist das Motto des ambitionierten Kochs, der unbedingt seinen ersten Michelin-Stern will. Doch dafür braucht er erst mal Tim Raue, den RTL-"Restaurantretter".

Er gibt es nicht gerne zu, aber braucht Unterstützung - und zwar ausgerechnet von einem Kollegen in der gleichen Liga. Zwar betonen sowohl Arne Anker vom Gourmet-Restaurant "Brikz" in Berlin-Charlottenburg als auch Tim Raue, sein Mentor für fünf Tage, mehrfach, dass es "in ihrer Liga" nicht mehr um Koch-Coaching gehe, sondern um "Nuancen, um Harmonisierung" - was aber letztlich "Geschmackssache" sei. Aber wie sich schnell herausstellt: Papperlapapp!

In der vorerst letzten Folge von "Raue - Der Restaurantretter" (RTL) trifft der schillernde Star aus der Hauptstadt nicht auf wuschelig-verdruckste Landküchen-Ehepaare, sondern auf ein (wenn auch etwas angestrengt zurückgehaltenes) mindestens so starkes Ego wie sein eigenes. In mehreren Stationen seiner Karriere griff der gebürtige Norddeutsche Arne nach den Michelin-Sternen und konnte sie auch erkochen.

Ausgerechnet in der Corona-Pandemie verwirklichte er dann seinen Traum vom eigenen Restaurant. Statt Investoren zu suchen und Kredite aufzunehmen, versammelte er ein Team von Gleichgesinnten, um eine ehemalige Jazzkneipe zu einem neuen Foodie-Tempel umzubauen.

Noch freuen sie sich auf die restaurantrettenden Raues: Arne Anker und sein Team vom
Noch freuen sie sich auf die restaurantrettenden Raues: Arne Anker und sein Team vom

Tim Raue schickt Koch-Kollegen auf die Yoga-Matte

Atmosphärisch sei ihm das nicht unbedingt gelungen - so zumindest die Meinung von Tim Raue und seiner Frau Katharina. "Dunkel und depressiv", nennt Raue das Backstein-Interieur mit dunklem Mobiliar, während Katharina kopfschüttelnd vor der Deko steht - comicähnlichen Akten und zu "I don't give a f..." als Neonröhre: "Das ist furchtbar." Arne Anker: "Das ist Kunst."

Ob der neonfarbene Ausdruck für Eigenwilligkeit wirklich ein gutes Motto für ein angehendes Sterne-Restaurant ist und authentisch für Arne Ankers Ambitionen steht, wagen die Raues zu bezweifeln ("Wenn er provozieren will, dann auf dem Teller") und schreiten zur Tat.

Ungeachtet der verzweifelten Warnungen vonseiten Arnes ("Bloß kein Rosa!") schleppt Tim Raues Ehefrau Stühle in zartem Pink heran und ersetzt die Art-Deco-inspirierten Lampen durch längliche Leuchtröhren. Dass sie nach eigenen Angaben gerade "seinen Lebenstraum demoliert", bekommt der Restaurantchef nicht mit - denn er muss mit Tim erst mal zum Yoga.

Grübelt über den Weg zum ersten Stern: Spitzenkoch Arne Anker. (Bild: RTL)
Grübelt über den Weg zum ersten Stern: Spitzenkoch Arne Anker. (Bild: RTL)

"Er muss loslassen", erklärt der ausgewiesene Kontrollfreak Raue grinsend, unterstützt von Ankers Team: "Manchmal hätten wir gerne mehr Verantwortung", so die Sous Chefs Patryk Döring und Norman Faust, Restaurantleiterin Sabine Panzer und Service-Chefin Francesca Manfron.

"Glaubst du, auch nur ein Gast kommt zu dir, weil du wenig Müll hast?"

Erst mal bekommen Arne und sein Team von den Raues jedoch neue Uniformen, Input für das Menü ("Bloß keine Deko-Blüten aus Omas Balkonien"), etwas Kräuterkunde ("Euer Meerfenchel ist ein Hulk und schmeckt wie Hafenbecken") und Harmonielehre ("Der Karottencrunch in der Vorspeise ist zu laut").

Erstmal alles loslassen: Entspanntere (Küchen-)chefs dank Yoga? (Bild: RTL)
Erstmal alles loslassen: Entspanntere (Küchen-)chefs dank Yoga? (Bild: RTL)

Mitten in der Hauptstadt, aus deren Ghetto Tim Raue stammt ("Ich hatte die Wahl zwischen Täter und Opfer"), gilt es kurz vor einem Testessen mit den wichtigsten Berline Foodbloggern, das Profil des "Brikz" zu schärfen.

"Ich bin total for low food waste", insistiert Arne trotzig, was Raue gleich vom Tisch wischt: "Glaubst du, auch nur ein Gast kommt zu dir, weil du wenig Müll hast?"

Doch so allwissend sich sein Kollege gibt (Raue: "Ich bin einer der besten Köche der Welt und weiß, wo's lang geht") - Arne kann nicht anders, als seinen und Katharinas Input anzunehmen.

Zwar wird es erst mal nichts mit seinem ersten Michelin-Stern, aber menschlich hat das Team dazugewonnen, und die rosa Stühle bewirken wahre Freudentränen. Berlin hat also eine Top-Adresse mehr - in der Arne Anker seine in Neon geschwungene Wurstigkeit neu definieren kann.

Video: Tim Raue von verwahrloster Küche schockiert: "Abgefucktes Küchendesaster"