Sexismus im Schach angeprangert

Sexismus im Schach angeprangert
Sexismus im Schach angeprangert

Nationalspielerin Annmarie Mütsch hat Sexismus im internationalen Schachsport angeprangert. „Ich kenne im Schach fast keine Frau, die damit keine Erfahrungen gemacht hat“, sagte die Internationale Meisterin dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Die 21-Jährige, die in der Bundesliga für die Schachgesellschaft Solingen am Brett sitzt, hat sich deshalb einer Initiative von 14 französischen Spielerinnen angeschlossen und ebenso wie Ex-Weltmeisterin Zsuzsa Polgar aus Ungarn einen offenen Brief unterschrieben, der Sexismus im Schach scharf verurteilt.

„Wir sind davon überzeugt, dass diese Belästigungen und diese Übergriffe immer noch einer der Hauptgründe sind, warum Frauen und junge Mädchen, insbesondere im Teenageralter, mit dem Schachspielen aufhören“, beginnt der Brief mit der Überschrift „Wir Schachspielerinnen“.

Erstmals wurde der Brief am Mittwoch auf X, ehemals Twitter, veröffentlicht. Darin schrieben die Verfasserinnen: „Angesichts dieser Gewalttaten haben wir zu lagen geschwiegen. Schweigen bedeutet jedoch, die Last der Scham allein zu tragen.“ Daher sei man der Überzeugung, dass es nun an der Zeit sei, diese Missstände anzuprangern.

Zudem soll dieser Brief auch eine Unterstützung für alle betroffenen Schachspielerinnen sein. „Allen, die sexistische oder sexuelle Gewalt erlebt haben, möchten wir sagen: Sie sind nicht allein. Wir glauben Dir. Wir sind für Sie da.“

Noch kein Kommentar des Schach-Weltverbands FIDE

Unterstützung bekommen die Verfasserinnen hierbei vom französischen Schachverband. Dieser hatte den Frauen „volle Unterstützung“ zugesagt. Man stehe „an der Seite der Opfer sexueller Gewalt“.

Der Schach-Weltverband FIDE hat sich bislang nicht zu diesen Vorwürfen geäußert. im vergangenen September kam es zu einem Eklat um den Kommentator und Großmeister Ilya Smirin. Dieser war während der TV-Übertragung des FIDE Women‘s Grand Prix in Astana mit abfälligen Äußerungen aufgefallen. Damals veröffentlichte der Verband ein Statement, worin die Aussagen verurteilt wurden. Zudem wurde betont, dass FIDE bestrebt ist, sowohl „den Anteil von Frauen im Profisport und in offiziellen Positionen zu erhöhen als auch die Wahrnehmung von Schach als reine Männerwelt zu verändern“. Daher werde jede Form von Respektlosigkeit oder Sexismus verurteilt.

Der aktuelle Vorwurf aus Frankreich hat mittlerweile mehr als 100 Unterzeichnerinnen. Mütsch, die 2018 den WM-Titel „U16″ gewann: „Es wäre schön, wenn jetzt mehr Frauen merken würden, dass sie darüber reden können, was ihnen passiert ist, und dass sie sich damit nicht unwohl fühlen müssen.“

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)