TV-Kolumne - Wegen Sex mit Minderjähriger in Haft: Deutscher Tourist beklagt sich in ARD-Doku

Prostituierte warten in Bangkoks Rotlichtviertel am Straßenrand auf Kundschaft.<span class="copyright">dpa/Stephen Shaver/dpa</span>
Prostituierte warten in Bangkoks Rotlichtviertel am Straßenrand auf Kundschaft.dpa/Stephen Shaver/dpa

Ein deutscher Tourist muss in Thailand wegen Sex mit Minderjährigen in Haft. In der ARD-Doku „Im Schatten des Rotlichts“ fordert ein Ex-Lehrer: „Habt Erbarmen mit den Männern!“

Zwei Jahre ist es her, da hat ein deutsches Journalistenteam Thailand aufgeschreckt. Sogar der Premierminister musste nach Ausstrahlung des TV-Films Justiz und Polizei auffordern, Sex-Touristen mit Härte zu verfolgen: „Der Film muss Konsequenzen haben“, hat er im Fernsehen versichert. Das ist die offizielle Version. Und die Wahrheit? 60.000 Sexarbeiter und, an der Stelle ist das Sternchen gerechtfertigt, -*Innen arbeiten allein in Pattaya. Da steht dann viel Geld gegen wenig Gesetz. Und das findet nicht jeder schlecht.

Ex-Lehrer klagt: „Wo ist da jetzt die Katastrophe?“

„In Deutschland, wenn du zu einer Nutte gehst, zahlst du das Doppelte und Dreifache für weniger“, sagt Wolfgang Rill in die Kamera. Dabei hält er eine thailändische Frau an der Hand. Rill ist eine schillernde Figur. In Fulda ist er geboren. In Berlin hat er Lehramt studiert. Seit 1988 hat er als Studienrat gearbeitet. Heute schreibt er erotische Romane – oder Romane mit etwas, das er für Erotik hält.

„Das Mieder“ heißt eines der Werke. In dem, so die Eigenwerbung, „erotischen Groschenroman“, geht es um „fantastischen Sex“ - immerhin um Sex unter Erwachsenen. Sehr selbstgefällig wirkt der Ex-Lehrer und Buchschreiber am Strand in Thailand, die thailändische Freundin im Hintergrund. „Die lachen, die haben Spaß – wo ist da jetzt die Katastrophe?“, verteidigt Rill das Geschäft mit dem Sex. Und dann fordert der Autor: „Habt Erbarmen mit den Männern!“

Thailändischer Polizeichef: „Wir dulden keine Kinderprostitution!“

Ist Thailand also das Paradies für den armen deutschen Mann, der in einer hoch sexualisierten Gesellschaft keine willige Frau mehr findet? So stellt es Wolfgang Rill dar.

Das ARD“-Team besucht die Cobra-Bar. „Das Geschäft mit Kindersex versteckt sich im Schatten der Rotlichtszene“, erfährt der Zuschauer. An der Tür hängt eine amtliche Schließungsanordnung. In Thailand muss eine Frau, die legal als Prostituierte arbeiten will, älter sein als 20 Jahre. „Selbst 20 ist meiner Meinung nach noch zu jung“, zeigt sich eine Barfrau überzeugt. „Wir dulden keine Kinderprostitution“, versichert der stellvertretende Polizeichef von Pattaya.

Geburtsdatum als Verkaufsargument

Videos zeigen ein anderes Bild. Da sind Minderjährige zu sehen, sie haben das Geburtsdatum auf den Körper tätowiert – wie ein Verkaufsargument, um die Minderjährigkeit zu dokumentieren. Elf weibliche Prostituierte haben in der Bar gearbeitet. Nur eine war über 18, die jüngste zwölf. Ein deutscher Kunde wurde verhaftet. Er werde wegen Kindesmissbrauchs angeklagt, heißt es auf einer Polizei-Pressekonferenz. Das klingt nach Härte.

Und dann klagt der Angeklagte an

Sieben Tage nach der Festnahme reist der Deutsche zurück nach Frankfurt. Das Fernsehteam macht ihn ausfindig. Schuldgefühl? Aber nein. „Da geht es zu wie auf dem Viehmarkt“, sagt er, „das Alter kann kein Mann sehen, bei einer Thailänderin sieht man das nicht.“ Wieder geht es um den armen Mann. „Ich will einfach mal diese Ungerechtigkeit zeigen“, jammert er.

Fast 50.000 Euro habe es ihn gekostet, viel Schmiergeld inklusive, um einem Prozess zu entgehen: „Ich fühle mich ungerecht behandelt!“ So sind sie, die Männer? Frauen sind die besseren Menschen? Wäre schön, wenn die Welt so einfach wäre, wie mancher sie sich in vielen der aktuellen Diskussionen in Deutschland erträumt. Die Frau, die mit den Kindern als Sex-Opfer in der Bar ihr Geschäft gemacht hat, hat offensichtlich nur ein 200 Meter weiter einen neuen Laden eröffnet – eine neue Bar in ihrem alten Business.#