Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Selenskyj beklagt Verzögerungen beim Pilotentraining an US-Kampfjets

  • Spaniens Regierungschef Sánchez verspricht Ukraine 55 Millionen Euro

  • Atombehörde: Keine Minen im AKW Saporischschja

  • London: Kämpfe um ukrainischen Brückenkopf bei Cherson

  • Selenskyj: Ukraine überrascht mit ihrer Stärke

  • Kuleba: Nato-Beitritt der Ukraine ist «die Straße zum Frieden»

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Selenskyj beklagt Verzögerungen beim Pilotentraining an US-Kampfjets +++

Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, hat dem Westen Verzögerungen bei der Ausbildung ukrainischer Piloten an Kampfflugzeugen aus US-Produktion vorgeworfen. «Ich denke, dass einige unserer Partner hier verschleppen», sagte er am Samstag bei einer Pressekonferenz mit Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez in Kiew. Immer noch gebe es keine festen Termine für den Beginn und keine Zeitpläne für das Pilotentraining, klagte er. Im Mai hatten mehrere europäische Staaten die Bildung einer Kampfjet-Koalition für die Ukraine bekanntgegeben. Washington machte den Weg dafür frei, indem es grünes Licht für die Ausbildung ukrainischer Piloten an F-16-Kampfjets gab.

Kiew betont die Wichtigkeit von US-Kampfjets im Abwehrkampf gegen die seit mehr als 16 Monate dauernde russische Invasion. Vor allem für die Sicherung des Luftraums und gegen die ständigen Drohnen- und Raketenangriffe seien die modernen Flugzeuge wichtig. Der Westen hat Kiew mit einer Reihe von Waffensystemen unterstützt - von Artillerie, Kampf- und Schützenpanzern bis hin zu Marschflugkörpern. Zur Unterstützung der Luftwaffe hat Kiew aber bislang nur ehemalige sowjetische Flugzeuge aus den Altbeständen osteuropäischer Staaten erhalten.

(Bild: Vitalii Nosach/Global Images Ukraine via Getty Images)
(Bild: Vitalii Nosach/Global Images Ukraine via Getty Images)

Zugleich bekräftigte Selenskyj, erst mit Russland über einen Frieden verhandeln zu wollen, wenn die Ukraine all ihre Gebiete - einschließlich der Krim und der Separatistengebiete im Donbass - zurückerobert habe. Eine Rückkehr zur Demarkationslinie vom Februar 2022, als Russland offiziell seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begann, sei keine Option. Auch der von Kiew angestrebte Nato-Beitritt des Landes werde für einen Kompromiss nicht geopfert, weil dieser wichtig für die künftige Sicherheit des Landes sei.

+++ Spaniens Regierungschef Sánchez verspricht Ukraine 55 Millionen Euro +++

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hat bei seinem Besuch in Kiew der Ukraine 55 Millionen Euro an neuen Hilfsgeldern zugesagt. «Spanien wird weitere 55 Millionen Euro bereitstellen, um die Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen in der Ukraine zu unterstützen», sagte er am Samstag bei seiner Rede vor dem Parlament in Kiew, der Werchowna Rada. Zugleich versicherte der sozialistische Politiker, dass die Unterstützung der Europäer für die Ukraine bei ihrer Abwehr des russischen Angriffskriegs ungebrochen sei. Spanien hat am Samstag turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft übernommen.

Sanchez und Selenskyj (Bild: Reuters)
Sanchez und Selenskyj (Bild: Reuters)

Seinen Angaben zufolge wird die EU der Ukraine «so lange wie nötig» und «ungeachtet des zu zahlenden Preises» helfen. In seiner Rede erinnerte Sánchez daran, dass die Europäische Union ein Friedensprojekt ist, geschaffen nach dem Zweiten Weltkrieg, um neue Kriege zu verhindern. Europa sei offen für diejenigen, die dorthin strebten, unterstützte er zudem die Beitrittsambitionen Kiews.

+++ Atombehörde: Keine Minen im AKW Saporischschja +++

Internationale Beobachter in dem von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja haben bislang keine Anzeichen für Verminung durch die Besatzer gesichtet. Das Team der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), das dauerhaft in dem AKW stationiert ist, habe jedoch zu einigen Bereichen der Anlage noch keinen Zugang erhalten, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi am Freitagabend in Wien mit. Teile der Turbinenhallen und des Kühlsystems müssten noch inspiziert werden, hieß es in seinem Bericht.

Ein russischer Soldat bewacht einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja (Bild: -/AP/dpa)
Ein russischer Soldat bewacht einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja (Bild: -/AP/dpa)

Vergangene Woche hatte der ukrainische Militärgeheimdienst SBU erklärt, Russland habe das AKW vermint und plane einen Terroranschlag dort. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte vor einer solchen Attacke gewarnt. Moskau weist solche Vorwürfe zurück und behauptet wiederum, die Ukraine plane einen Anschlag, um eine atomare Katastrophe auszulösen.

«Wir nehmen all diese Berichte sehr ernst», betonte Grossi zu den Vorwürfen der Ukraine. Es sei der IAEA «bekannt», dass früher Minen im Umkreis des AKW und an bestimmten Stellen in der Anlage platziert worden seien. Welche Informationen der IAEA dazu vorliegen, führte Grossi am Freitag nicht aus.

+++ London: Kämpfe um ukrainischen Brückenkopf bei Cherson +++

Im Süden der Ukraine hat das ukrainische Militär nach britischer Einschätzung einen Brückenkopf am Ostufer des Dnipro geschaffen. Seit rund einer Woche bringen die Ukrainer Truppen nahe der zerstörten Antoniwka-Brücke bei Cherson ans Ostufer, wie das britische Verteidigungsministerium am Samstag mitteilte. «Die Kämpfe um den Brückenkopf werden mit ziemlicher Sicherheit durch Überschwemmungen, Zerstörungen und Schlammrückstände nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms am 6. Juni 2023 erschwert», hieß es in London weiter.

Unter den russischen Truppen dort seien auch Einheiten der 7. Garde-Luftsturm-Division, die zur Armeegruppe Dnipro gehören. «In den vergangenen Wochen hatte Russland sehr wahrscheinlich Teile der Armeegruppe Dnipro, die das Dnipro-Ufer verteidigen verlegt, um die Front bei Saporischschja zu verstärken», hieß es.

+++ Spaniens Regierungschef Sánchez zu Gesprächen in Kiew +++

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez ist in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. «Ich wollte, dass der erste Akt der spanischen EU-Ratspräsidentschaft zusammen mit (Wolodymyr) Selenskyj startet», schrieb Sánchez am Samstagmorgen auf Twitter, wo auch Bilder seiner Ankunft im Bahnhof veröffentlicht wurden. Ziel seiner Reise sei es, der Ukraine die anhaltende Solidarität Europas mit dem überfallenen Land zu übermitteln.

Pedro Sanchez (Bild: Reuters)
Pedro Sanchez (Bild: Reuters)

Die EU werde das ukrainische Volk so lange unterstützen, bis wieder Frieden in Europa eingekehrt sei, versicherte Sánchez. Die Ukraine wehrt seit mehr als 16 Monaten einen Angriffskrieg Russlands ab. In Kiew sollte Sánchez unter anderem Selenskyj treffen. Spanien hat zum 1. Juli für sechs Monate die Ratspräsidentschaft der EU übernommen.

+++ Selenskyj: Ukraine überrascht mit ihrer Stärke +++

Selenskyj hat indes im Kampf gegen die russische Invasion die Stärke der eigenen Streitkräfte hervorgehoben. «Die Ukraine und die Ukrainer sind viel stärker als irgendjemand das von uns erwartet, manchmal stärker als wir das von uns selbst gedacht haben», sagte Selenskyj am Freitag in seiner abendlichen Videobotschaft. Das Land habe im Kampf gegen die russischen Invasoren der ganzen Welt die Stärke der Ukraine gezeigt. Selenskyj erinnerte in der Rede an die Wiedereroberung der Schlangeninsel im Schwarzen Meer vor einem Jahr. «Das war einer unserer wichtigsten Siege.» Damit sei nicht nur die Kontrolle über die Insel, sondern über einen bedeutenden Teil des Schwarzen Meeres zurückerlangt worden.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine (Bild: dpa)
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine (Bild: dpa)

Selenskyj sagte erneut, dass die Ukraine mit ihrer Gegenoffensive vorankomme. «Wir haben Fortschritte gemacht in allen Richtungen mit unseren aktiven Aktionen.» Die Stärkung der Artillerie im Süden und Osten habe «offensichtlich Priorität», sagte Selenskyj. Er dankte außerdem in seiner Rede Dänemark für ein neues Verteidigungspaket, darunter Artillerie, Flugabwehrraketen und Ausrüstung zur Minenräumung. Die Ukraine verteidigt sich seit dem 24. Februar 2022 gegen die russische Invasion mit westlicher Hilfe.

+++ Kuleba: Nato-Beitritt der Ukraine ist «die Straße zum Frieden» +++

Nach Ansicht des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba kämpft Kiew gegen langlebige Vorurteile und Missverständnisse über die Folgen eines Nato-Beitritts seines Landes. Eine Nato-Mitgliedschaft werde nicht zu einem weiteren oder größeren Krieg mit Russland führen, sagte Kuleba in Kiew in einem Interview von «Bild», «Welt» und «Politico». Vielmehr sei ein Nato-Beitritt «die Straße zum Frieden» - denn Russland werde es nicht wagen, eine Ukraine, die Nato-Mitglied sei, erneut anzugreifen.

Die Ukraine werde Deutschland und andere westliche Nato-Staaten bei der Verteidigung der Ostflanke dann entlasten, versprach Kuleba: «Wir werden diese Last auf unsere Schultern nehmen.»