Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Ukraine-Gespräche in Dschidda - wohl ohne Abschlusserklärung

  • Russland will Tanker nach ukrainischer Drohnenattacke sichern

  • Russischer Tanker in Kertsch-Meerenge beschädigt

  • Geheimdienst: Drohnenattacken auf russische Schiffe «rechtmäßig»

  • Star-Sopranistin Netrebko verklagt die New Yorker Metropolitan Oper

  • Experte sieht Chancen für Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive

  • Bundesregierung liefert weiteres Militärgerät an Ukraine

Die aktuelle Lage:

+++ Ukraine-Gespräche in Dschidda - wohl ohne Abschlusserklärung +++

Vertreter aus 40 Ländern haben sich in Saudi-Arabien zu Gesprächen über ein Ende des russischen Angriffskriegs in der Ukraine getroffen. Es gehe um eine Lösung der «ukrainisch-russischen Krise», berichtete das saudische Staatsfernsehen am Samstag nach Beginn des Treffens in Dschidda am Roten Meer. Eingeladen waren auch die Ukraine, die USA, die EU und Deutschland. Auch Chinas Sondergesandter Li Hui reiste nach dpa-Informationen an. An Russland, das den Krieg vor 17 Monaten begonnen hatte, ging keine Einladung.

Eine Abschlusserklärung werde es wohl nicht geben, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen des saudischen Außenministeriums. Ziel der Gespräche sei ein «Austausch von Meinungen und Sichtweisen» zur Lösung des Konflikts. Wie schon bei einem ähnlichen Treffen in Kopenhagen im Juni werde es danach keine Erklärung und auch keine öffentlichen Stellungnahmen geben. Abschlusserklärungen sind bei internationalen Treffen oft ein wichtiges Mittel, um gemeinsame Positionen, Forderungen oder auch Zusagen öffentlich festzuhalten.

Bei den Gesprächen geht es um die Umsetzung der «Friedensformel» des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für eine Lösung des Konflikts. Deren Kern ist die Forderung nach einem Abzug russischer Truppen aus dem gesamten Staatsgebiet der Ukraine. Bei dem Treffen in Kopenhagen hatten bereits Botschafter verbündeter Staaten darüber beraten. Auch dieses Treffen endete ohne gemeinsame Erklärung.

Saudi-Arabien pflegt gute Kontakte sowohl zu Russland als auch der Ukraine und hat sich als Vermittler angeboten. Vergangenes Jahr hatte Riad bei einem Austausch von Gefangenen vermittelt. Selenskyj reiste im Mai nach Saudi-Arabien und sprach bei einem Gipfeltreffen der Arabischen Liga. Aus dem Kreml hieß es vorab, man werde das Treffen in Dschidda «verfolgen».

+++ Russland will Tanker nach ukrainischer Drohnenattacke sichern +++

Nach der ukrainischen Seedrohnenattacke gegen den russischen Tanker «Sig» wollen Einsatzkräfte das schwer beschädigte Schiff in der Meeresenge von Kertsch absichern. Derzeit werde das durch ein Loch eingedrungene Wasser abgepumpt, teilte die russische Seenotrettungsbehörde Morspassluschba am Samstagmorgen mit. Der Tanker schwimme trotz der Schäden im Maschinenraum weiter frei auf dem Wasser zwischen der Schwarzmeer-Halbinsel Krim und Russland. Bei der Attacke durch die Drohne sei niemand verletzt worden. Zur Rettung des Tankers seien Boote der Seenotrettung an Ort und Stelle im Einsatz. Treibstoff drang demnach nicht aus.

Der Tanker in der Straße von Kertsch, die das Schwarze mit dem Asowschen Meer verbindet, war von einem mit Sprengstoff beladenen Drohnenboot in der Nacht zum Samstag getroffen und beschädigt worden. Das staatliche ukrainische Auslandsfernsehen Freedom veröffentlichte ein Video, das den Einschlag der Drohne in dem Schiff zeigen soll. Nach einem Bericht des Senders sollen die Attacken mit den ukrainischen Seedrohnen gegen russische Schiffe fortgesetzt werden. Am Vortag war der Hafen der russischen Schwarzmeerflotte in Noworossisjk Ziel eines Drohnenangriffs geworden.

+++ Geheimdienst: Drohnenattacken auf russische Schiffe «rechtmäßig» +++

Der ukrainische Geheimdienstchef Wassyl Maljuk hat die jüngsten Drohnenattacken gegen russische Schiffe und die Brücke zu der von Moskau annektierten Halbinsel Krim als «rechtmäßig» bezeichnet. Es handele sich um einen «absolut logischen und effektiven Schritt» gegen den Feind, teilte Maljuk am Samstag im Telegram-Kanal des Geheimdienstes SBU in Kiew mit. Zuvor war eine ukrainische Seedrohne in einen russischen Tanker nahe der Krim eingeschlagen und hatte diesen schwer beschädigt. «Solche Spezialoperationen werden in den territorialen Gewässern der Ukraine ausgeführt und sind vollkommen rechtmäßig», sagte der SBU-Chef.

Dagegen meinten russische Kommentatoren, die Ukraine habe versucht, mit dem «Terroranschlag» gegen ein ziviles Schiff eine ökologische Katastrophe im Schwarzen Meer auszulösen. Laut russischen Behörden trat aus dem durch den Drohnenangriff schwer beschädigten Tanker kein Treibstoff ins Meer aus.

+++ Star-Sopranistin Netrebko verklagt die New Yorker Metropolitan Oper +++

Nach der Einstellung der Zusammenarbeit als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat die Star-Sopranistin Anna Netrebko (51) die New Yorker Metropolitan Oper verklagt. Die Russin reichte übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge am Freitag (Ortszeit) in New York eine Klage ein, in der sie Schadenersatz in Höhe von mindestens 360 000 US-Dollar (etwa 330 000 Euro) verlangt. Das Opernhaus wies die Anschuldigungen zurück, die Klage habe «keinen Wert», hieß es in einer Mitteilung. Schon zuvor hatte sich Netrebko über die US-Gewerkschaft der Operndarsteller teilweise erfolgreich um Ausfallzahlungen von der Metropolitan Oper bemüht.

Anna Netrebko (Bild: REUTERS)
Anna Netrebko (Bild: REUTERS)

Das berühmte Opernhaus in Manhattan hatte im März 2022 kurz nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine angekündigt, die Zusammenarbeit mit Netrebko auf Eis zu legen. Das Opernhaus habe Netrebko aufgefordert, ihre öffentliche Unterstützung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zurückzuziehen. Dies habe die Russin aber nicht getan, hatte die Oper mitgeteilt. Daraufhin hätte Netrebko sich von geplanten anstehenden Auftritten zurückgezogen. Direktor Peter Gelb sprach von einem «künstlerischen Verlust», sah aber eigenen Angaben zufolge «keinen anderen Weg».

+++ London: G7-Preisdeckel für russisches Öl zeigt weiter Wirkung +++

Der von den G7-Staaten und weiteren Verbündeten verhängte Preisdeckel für russisches Öl zeigt nach Angaben der britischen Regierung weiterhin Wirkung. Das geht aus einer Mitteilung des Finanzministeriums in London hervor, die in der Nacht zum Samstag veröffentlicht wurde.

Symbolbild: Reuters
Symbolbild: Reuters

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) berichtete demnach von einem Rückgang der russischen Erlöse aus dem Ölexport im Juni um knapp zehn Milliarden US-Dollar (rund neun Milliarden Euro) im Vergleich zum Vorjahresmonat. Allein zwischen Mai und Juni fielen die Erlöse demnach um 1,5 Milliarden Dollar (1,36 Milliarden Euro).

Die Forschungsorganisation Centre for Research on Energy and Clean Air schätze zudem, dass der Preisdeckel auf Rohöl Russland 160 Millionen Euro am Tag kostet. Die Briten zitierten auch russische Regierungsquellen, wonach die Erlöse Moskaus aus dem Energiesektor im ersten Quartal dieses Jahres um 45 Prozent unter dem Vorjahr lagen.

+++ Mutmaßlicher Drohnenangriff auf Tanker - Maschinenraum beschädigt +++

Bei dem mutmaßlichen ukrainischen Drohnenangriff auf den russischen Tanker in der Straße von Kertsch soll der Maschinenraum des Schiffes beschädigt worden sein. Die Besatzung des Schiffes befinde sich aber in Sicherheit, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Koordinierungszentrum für die Seenotrettung in Noworossijsk. Die Brücke zwischen der von Moskau besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und dem russischen Festland war Berichten zufolge komplett abgedunkelt und für Autoverkehr gesperrt. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Ein Vertreter der russischen Besatzungsverwaltung der Krim sprach auf Telegram von einer «aktiven Gefahrenlage». Russische Staatsmedien berichteten, ein Rettungsteam sei in Richtung eines Tankers ausgerückt. Im Internet wurde ein mutmaßlicher russischer Funkspruch an die Schiffe in der Kertsch-Meerenge veröffentlicht, in dem alle Schiffe zu erhöhter Achtsamkeit im Zusammenhang mit einem Angriff durch Luft- und Seedrohnen aufgerufen werden. In einem online veröffentlichten mutmaßlichen Funkgespräch des Frachters, erklärt eines der Crew-Mitglieder, dass der Maschinenraum geflutet und das Schiff immobilisiert sein soll. Auch dies war nicht überprüfbar.

+++ Experte sieht Chancen für Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive +++

Rund zwei Monate nach Beginn der ukrainischen Gegenoffensive sieht der Militärexperte Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) unterdessen Chancen für einen Erfolg der Operation. Die Offensive gehe langsam aber sicher voran. «Wenn die Ukrainer es schaffen, durch die erste russische Verteidigungslinie zu kommen, wird die Offensive erfolgreich sein», sagte Mölling den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).

Aus Möllings Sicht würde es reichen, wenn die ukrainischen Truppen bis zu den quer verlaufenden Versorgungslinien auf Eisenbahn und Straße in Richtung Melitopol vorstießen. Dann könnten sie das ganze Gebiet bis zum Asowschen Meer mit Artillerie und Raketenartillerie beschießen, meint der Experte. «Das Terrain wäre dann für die Russen nicht mehr zu verteidigen.»

Die Ukrainer brauchen nach Ansicht des DGAP-Experten keinen Durchbruch. Es würde reichen, sich so gut aufzustellen, dass es für die Russen nicht mehr möglich wäre, den Süden zu halten.

+++ Bundesregierung liefert weiteres Militärgerät an Ukraine +++

Die Bundesregierung hat unterdessen weiteres militärisches Gerät und Waffen an die Ukraine geliefert. Laut einer am Freitag aktualisierten Übersicht auf der Regierungsseite erhielt Kiew im Vergleich zur Vorwoche unter anderem zwei weitere Minenräumpanzer, neun weitere Grenzschutzfahrzeuge und drei weitere Aufklärungsdrohnen. Außerdem lieferte Deutschland demnach auch Antiminenpflüge für T-72-Panzer, automatisierte Aufklärungssysteme und mobile Antennenmastkomplexe.

Die Liste der geplanten Militärhilfen wurde ebenfalls aktualisiert. Neue Pläne umfassen nun die Lieferung von 18 000 Panzerabwehrhandwaffen, 40 zusätzlichen Schützenpanzern vom Typ Marder, sechs Bergepanzern, sieben Fernminenräumgeräten und fünf weiteren Aufklärungssystemen.

+++ Angriff auf russisches Kriegsschiff: Selenskyj dankt Geheimdienst +++

Nach dem Angriff einer ukrainischen Seedrohne auf ein russisches Kriegsschiff am Freitag dankte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem Geheimdienst SBU für seine Arbeit. In seiner abendlichen Videoansprache sagte Selenskyj der SBU habe den Krieg zurück zum russischen Aggressor gebracht. «Was man in die Welt hineinbringt, darauf bleibt man schlussendlich sitzen», hieß es in seinem Telegram-Kanal. Zuvor veröffentlichten Medien im Internet ein Video, das den erfolgreichen Angriff einer SBU-Seedrohne, beladen mit 450 Kilogramm Sprengstoff, auf das feindliche Schiff zeigen soll.

Spätere Bilder zeigten das Landungsschiff «Olenegorski gornjak» (Olenegorsker Bergmann) in geneigter Lage im russischen Schwarzmeerhafen von Noworossijsk. Sogar Kreml-treue russische Kriegsblogger schrieben von Beschädigungen des Schiffes.